Wie viel kann eine Frau ertragen
dann die Mülltonne nach zwei Tagen weggeräumt. Aber die Flecken, die auf dem Berberteppich geblieben waren, erinnerten mich immer an unsere Auseinandersetzung, an die Mülltonne im Schlafzimmer.
Die „Fahrstunde“
Gegenüber von unserem Haus stand eine Kirche mit Keller, wo wir am Sonntag zum Gottesdienst gingen.
Am 14. August 1991 waren wir mit unseren Kindern unterwegs. Wir kamen nach Hause und sind erst alle ins Haus rein. Ich wollte in der Küche etwas kochen und mein Mann ist in den Keller gegangen. Auf einmal hörte ich, dass unser Auto, wir hatten einen blauen Passat-Kombi, vom Hof fuhr. Da dachte ich, wahrscheinlich ist mein Mann noch weggefahren, um etwas zu besorgen, deswegen machte ich mir keine Sorgen um unsere Kinder. Viktor aber dachte, dass ich noch etwas einkaufen wollte. Dann kamen Thomas und Benny angelaufen und sagten, dass unser Matthias mit Carina, beide waren drei Jahre alt, im Auto saß und weggefahren war. Ein Cousin von Viktor, er wohnte auch in unserer Straße, hatte das blonde Haar vom Kleinen gesehen und ist dann hinterhergelaufen. Willy brachte das Auto zum Stehen. Wenn Willy nicht gewesen wäre, würde ein Unglück passieren. Das Auto wäre mit Vollgas in den Keller reingefahren. Als Viktor dann das Auto auf dem Parkplatz abgestellt hatte, nahmen wir unseren „Fahrer“ mit rein und dann gab es von uns beiden eins auf seinen Popo. Ich hatte so viel Angst um die Kleinen, dass unser Matthias auch eine Lektion verdient hatte.
Wie kam es dazu, dass er auf einmal mit dem Auto wegfuhr? Matthias hatte sich in den Wagen gesetzt, weil die Autoschlüssel noch drinsteckten. Dann hatte er seine Freundin Carina mit ins Auto genommen, den Schlüssel umgedreht und los ging es. Viktor hatte aber den ersten Gang drin gelassen und die Handbremse nicht angezogen. Und so hatte unser kleiner, blonder Engel kein Problem, mit dem Auto wegzufahren. Ja, es war eine Erfahrung für uns beide, wo wir dann auch wussten, dass die Handbremse angezogen werden muss, um solche „Fahrstunden“ von unseren Kindern zu vermeiden.
Andere Erlebnisse meiner Kinder
Unser Thomas musste sehr oft Schläge für nichts einkassieren, weil es seinem Vater danach war, sein Kind, das Viktor heißen sollte, jetzt aber Thomas war, zu schlagen. Unser Thomas hat mir sehr oft bei der Heimarbeit geholfen und so hatten wir ihm versprochen, dass er einen Gameboy bekommt. Wir haben ihm dieses Teil gekauft. Er hatte diesen Gameboy noch gar nicht so lange. Mein Mann kam von der Arbeit nach Hause und meinte wieder, dass er uns terrorisieren müsste. Ich weiß nicht, was da vorgefallen war, auf einmal musste Thomas diesen Gameboy runterbringen, er bekam von meinem Mann, seinem Vater, einen Hammer in die Hand gedrückt. Mein Mann sagte zu Thomas, er solle sein Spielgerät tatsächlich mit dem Hammer kaputt machen. Ich habe nur gedacht, wie kann ein Vater sein Kind so psychisch vergewaltigen! Thomas hat so geweint, es war so was von schlimm, ich konnte mir diese Szene nicht mehr angucken und dann sagte ich zu Thomas: „Thomas, hau dieses Ding kaputt! Wenn du dann erwachsen bist, rächst du dich an deinem Vater!“ Kaum hatte ich es ausgesprochen, knallte mir mein Mann die Faust ins Gesicht. Diese Faust, die saß! Oh Gott, ich hatte mich so erschrocken! Es tat so weh, nicht nur, dass mein Mann mich geschlagen hatte, nein, diese psychische Vergewaltigung an meinem Kind! Er war doch erst elf Jahre jung, wie konnte sein Vater, mein Mann, unser Kind so misshandeln? Oh, ich konnte es nicht verstehen. Mit schwerem Herzen hat Thomas dann doch sein Computerteil kaputt gemacht. Ich habe mich immer wieder gefragt, wie kann ein Vater so herzlos, so unmenschlich sein.
Anstatt meine Kinder zu nehmen und das Weite zu suchen, bin ich bei ihm, meinem Mann, geblieben. Ich hoffte noch immer, dass es besser wird, aber stattdessen wurde es immer schlimmer.
Als unser Matthias drei Jahre wurde, bin ich in eine Hausfrauenschicht bei der Firma „Stoll“ gegangen. Ich arbeitete von 16:00–22:30 Uhr und das fünfmal die Woche. Nach den Erzählungen meiner Kinder hat mein Mann sie regelmäßig misshandelt, wenn ich auf Arbeit war.
Zwölf Jahre, nachdem ich meinen Mann verlassen hatte, erzählte mir mein Sohn Benny, was sie als Kinder erlebt haben, wenn ich auf Arbeit war. Zum Beispiel, dass mein Mann ihn mit den Knien auf Erbsen in die Ecke gestellt hatte. Als ich es hörte, glaubte ich meinen Ohren nicht. Vor langer Zeit
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