Wie viel kann eine Frau ertragen
Unterstützung.
Wenn wir in der Schule eine Klausur schreiben sollten, bin ich dann regelmäßig um 03:00 Uhr morgens aufgestanden, um zu lernen. Abends war ich meistens zu kaputt, um mich noch an meine Bücher zu setzen, und so blieb mir auch nichts anderes übrig. Ich wollte doch keine Klausur in den Sand setzen. Da war ich sehr ehrgeizig.
Unsere Kinder haben schon sehr darunter gelitten, dass ich jetzt zur Schule ging. Aber ich sah nur mein Ziel vor Augen, meine Umschulung, meinen Abschluss als examinierte Altenpflegerin.
Der kleine Matthias hatte wahrscheinlich am meisten gelitten. Jeden Morgen hatte Thomas unseren Kleinen mit dem Fahrrad zum Kindergarten weggebracht. Er bekam im Laufe dieser Zeit aufgrund seiner psychischen Verfassung Neurodermitis. Er weinte morgens sehr oft, wenn er zum Kindergarten sollte. Aber ich konnte doch nicht fehlen und so wurde es jeden Morgen ein Überredungskampf. Manchmal nahm ihn meine Schwiegermutter dann über Nacht, damit er nicht zum Kindergarten musste. Es lief mal besser, mal schlechter, aber es musste ja auch weitergehen. Ich war nicht die Person, die mittendrin aufhören würde. So gab es regelmäßig Gespräche bei uns, mit meinem Mann und den Kindern. Alle sollten mich doch dabei unterstützen, mir unter die Arme greifen. Nach solchen Gesprächen hatte ich immer das Gefühl, es war dann doch nur für mich. Meine Jungs unterstützten mich dann ja auch, aber mein Mann? Nein, er arbeitete doch und ich ging nur zur Schule. Nach solchen Gesprächen änderte sich im Grunde gar nichts, nur dass ich mit jedem Tag, egal wie er war, immer näher an mein Ziel kam.
Unsere Prüfungsfächer und die Termine standen fest. Wir hatten als erstes Prüfungsfach Rechtskunde, als zweites Soziologie und als drittes Fach Arzneimittellehre. Um die Rechtskunde und Soziologie machte ich mir nicht viel Sorgen, diese Fächer lagen mir. In der Rechtskunde stand ich mit einer Eins und Soziologie, da hatte ich eine Zwei auf dem Zeugnis. Aber Arzneimittellehre war für mich ganz einfach nicht mein Fach, obwohl ich eine Drei hatte. Als Prüfungsfach war es für mich eine Herausforderung.
Unser erster Prüfungstag kam, diese Prüfung hatte ich ganz gut geschafft. Mein Bauchgefühl täuschte mich nicht, es wurde später eine Eins.
Am zweiten Prüfungstag war es das Gleiche. Ich hatte diese Prüfung auch gut absolviert. Es wurde eine Zwei in der Prüfungsarbeit und auf dem Zeugnis.
Aber der dritte Prüfungstag, der hatte es in sich. Es klappte bei mir gar nichts, die Arbeit hatte ich voll versegelt. Ich hatte einfach einen Blackout, wusste nicht mehr viel, konnte überhaupt nicht mehr denken, geschweige denn schreiben. Und genauso ging ich auch nach Hause. Am Ende wurde es eine Fünf in der Abschlussarbeit. Oh Gott, es war meine erste Fünf in diesen zwei Jahren und dann gleich in der Prüfung!
Ja, nach diesem Erlebnis musste ich natürlich in die mündliche Prüfung. Und die mündliche war natürlich auch ein Erlebnis. Nach diesem ganzen Trubel bekam ich eine Vier auf dem Zeugnis. Unsere Dozentin mochte mich nicht, weil ich die einzige Aussiedlerin in unserer Klasse war. Ich hatte drei Kinder und lernte doch viel besser als jüngere Mitschüler.
Die zwei Jahre habe ich kaum im Unterricht gefehlt. Nach diesen drei Prüfungen konnte ich nicht mehr, ich war ausgebrannt und leer. Ich bin dann einfach zum Arzt und er hat mich für zwei Wochen krankgeschrieben. Auch diese Wochen haben mir nicht sehr viel gebracht, weil ich zu Hause meinen Haushalt und alle anderen Aufgaben erledigen musste. Unser kleiner Matthias war dann diese zwei Wochen auch zu Hause. Es tat uns beiden ganz gut, diese Auszeit zu nehmen und zu genießen.
Aber irgendwann war auch diese Zeit vorbei. Und es gab für mich nur noch ein paar Wochen bis zu meinem Ziel, meinem Dip-lom. Mein Leben verlief ohne Besonderheiten, mal besser, mal schlechter. Es war nicht leicht, das Ganze durchzustehen. Wenn meine Kinder mir nicht geholfen hätten, wäre ich ganz übel dran gewesen.
Ich konnte es kaum abwarten, fertig mit dieser Umschulung zu werden, um endlich nicht mehr zu lernen, diese Zeit in die Schule zu investieren, einfach mein Geld zu verdienen.
Nach meinen Prüfungen fing ich an, mich zu bewerben. Da die examinierten Altenpfleger gesucht wurden, hatte ich auch ganz schnell eine Arbeitsstelle als Nachtwache.
Endlich war der Tag da, wo ich mein Diplom bekommen sollte, diesen Moment werde ich nie vergessen. Mit viel Tränen und auch
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