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Wie viel kann eine Frau ertragen

Wie viel kann eine Frau ertragen

Titel: Wie viel kann eine Frau ertragen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anni Schwarz
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nebenbei noch „großzuziehen“! In der Zeit hatten wir auch sehr viel Stress.
     
     

Der 16. März 1998
     
     
    Der 16. März 1998 ist der Tag, der mein Leben und das Leben meiner Kinder komplett verändert hat.
     
    Ich wollte gerade zur Arbeit, meine Kleine stand mit Pampers und Schlafanzugoberteil neben mir und hatte geweint, weil ich wegmusste. Benny sollte sie ins Bett bringen, Thomas war auch im Flur, Matthias im Wohnzimmer. Dann kam Viktor von seinen Eltern nach Hause. Er war sehr aggressiv und schrie ganz laut im Flur auf den Thomas ein, was ihm eingefallen wäre und was er wohl bei Opa und Oma erzählt hatte. Als mein Mann so laut wurde, schrie und weinte die Kleine noch lauter. Die ganze Situation eskalierte, als Viktor die Hand gegen Thomas erhoben hatte. Er schlug Thomas, obwohl er schon siebzehn war und auch größer als Viktor, ins Gesicht. Thomas hatte nicht lange überlegt und aus Reflex haute er meinem Mann eine zurück. Mein Mann war sehr überrascht über diesen Schlag ins Gesicht, ich aber auch. Er rastete aus und schrie nur noch: „Ich werde dich gleich mit einer Brechstange verprügeln, ich hau dich tot!“ Ich schrie nur noch zu Thomas, dass er jetzt endlich abhauen soll, ich werde ihn gleich einsammeln. Er lief sofort nach draußen. Und zu Benny schrie ich nur: „Pack die Kleine in eine Decke, ich nehme sie mit!“ Es war so fürchterlich, so schlimm, wie in einem schlechten Film.
    Thomas ist auf die Straße gelaufen, Viktor in die Garage, um die Brechstange zu holen, und ich lief mit der Kleinen, sie war damals zwei Jahre und fast drei Monate, auf dem Arm und meiner Arbeitstasche zu meinem Auto. Ich setzte sie auf den Beifahrersitz, selber bin ich zur Fahrerseite und mit Reifenquietschen vom Hof runter. Viktor holte die Eisenstange und lief hinter Thomas her. Gott sei Dank war Thomas schneller und schon viel weiter weg. Als ich ihn gesehen hab, blieb ich stehen und schrie nur noch: „Jetzt ganz schnell ins Auto, nimm Bettina bei dir auf den Schoß und los!“ Was er auch tat. Wir beide zitterten vor Angst, und nachdem Thomas bei mir im Auto war, bin ich ganz schnell durch die geschlossene Ortschaft gerast. Und mein Mann mit seinem großen Wagen, er fuhr einen A6 mit 115 PS, hinter uns her. Ich musste vor der Ampel bremsen, weil sie rot wurde, und Viktor stand ganz dicht hinter uns, fast im Kofferraum. Ich hatte wahnsinnige Angst, dass er aus seinem Auto aussteigen würde und die Tür von meinem Wagen aufmachen würde. Wir machten die Türen von innen zu.
    Als die Ampel endlich mal gelb wurde, bin ich geradeaus über die Kreuzung rüber. Mein Mann natürlich hinterher. Die Kleine hatte so viel Angst in den Augen, aber geweint hat sie nicht. Wir sind dann über die Landstraße „geflogen“, bloß weg von diesem verrückten Mann. Irgendwann dachte ich nur noch, dass ich wenden müsste, egal wo! Ich wollte nur noch meinen Mann von uns abhängen. Irgendwann haben wir auch eine „Bucht“ an der Straße gesehen und da habe ich auch gleich gewendet. Es ging so schnell, dass Viktor es gar nicht so schnell begriffen hatte. Als er seinen Wagen gedreht hatte, waren wir schon weg. Ich merkte doch dann ganz schnell, dass wir ihn abgehängt hatten, weil kein Auto im Rückspiegel zu sehen war. Trotzdem hatten wir alle noch Angst und deswegen bin ich dann bei erstbester Gelegenheit auf die Bauernwege abgebogen.
    Ich fuhr noch immer schnell und in einer Rechtskurve bin dann wohl doch mit circa sechzig, siebzig Kilometer in der Stunde abgebogen. Links neben der Kurve war eine Böschung. Plötzlich ging bei meinem Wagen die Lichtmaschine aus und wir sind die Böschung runter. Ich habe dann nur noch gebremst, aber es brachte nichts. Ich dachte nur, dass wir aus diesem Wagen nicht mehr lebend rauskommen, wenn er sich überschlägt.
    Als wir unten angekommen sind, war die Lichtmaschine wieder ganz normal an. Die Kleine war am Weinen, Thomas irgendwie benommen und ich war froh, dass nicht noch mehr passiert war. Gott hatte mir und meinen Kindern sein Erbarmen geschenkt, er hat uns doch weiterleben lassen.
    Endlich konnte ich dann normal denken und merkte erst jetzt, was ich da meinen Kindern antat. Meine Kinder, die ich neun Monate getragen und unter Schmerzen zur Welt gebracht hatte, jetzt für so einen Verrückten, wie mein Mann es war, umbringen würde.
    Nach diesem Unfall haben wir uns etwas beruhigt. Dann suchten wir in der Nähe nach einem Haus. Da waren dann doch noch mehrere Häuser.
    Und los

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