Wie viel kann eine Frau ertragen
meinen Mann unterschätzt, die Kinder sagten mir dann später, dass er alle meine und auch von Thomas die Papiere noch am selben Abend weggeschafft hatte.
Ein paar Sachen für die Kleine, ein paar Handtücher und auch Spiele wünschten sich meine Kinder. Wir waren nur eine halbe Stunde im Haus, um alles zu packen. Mein Mietwagen war auch nicht groß und so konnten wir auch nicht wer weiß wie viel mitnehmen. Auf jeden Fall haben wir den Wagen mit dem Notwendigsten vollgepackt und los ging’s.
Da mein Mann nur fünf Kilometer vom Haus entfernt arbeitete, wusste ich auch, dass er kurz nach zwölf mittags da sein würde. So sind wir dann ganz schnell weg.
Unser Mittagessen haben wir dann noch bei meiner Tante gegessen. Nachdem wir uns da haben „verwöhnen“ lassen, sind wir dann zu meiner Freundin hin. Bei ihr konnten wir uns etwas ausruhen und den Kaffee bekamen wir auch. Thomas blieb ja auch da und ich musste weiterfahren. Für mich war es eine sehr anstrengende Zeit, weil ich ja nicht gewohnt war, so viel mit dem Auto zu fahren.
Gegen Abend war ich dann doch endlich im Frauenhaus. Die Kinder haben sich über die Spiele gefreut und ich hatte dann doch wenigstens ein paar Sachen für die Kleine und die Jungs. Alles andere musste ich neu anschaffen, das heißt dann für mich – Geld ausgeben.
Es war eine schwere Zeit, weil wir in Verden neu waren. Ich musste die Kinder zur Schule anmelden, uns ummelden, ganz einfach, diese Lauferei wollte auch erledigt werden. Es kostete mich viel Zeit, aber auch Geld. Aber dafür war keiner mehr da, der mich und meine Kinder beschimpfen und schlagen würde. Es war ein schönes Gefühl, ruhig schlafen zu können, ohne Angst zu haben, dass mit mir jemand unzufrieden sein würde. Es wiederholte sich wieder, das was ich zu Hause erlebt hatte.
Da ich auch keine Unterlagen für mich wie Personalausweis, meinen Führerschein, aber auch Fahrzeugschein und Fahrzeugbrief hatte, musste ich zum Verkehrsamt, um den Fahrzeugbrief zu bestellen und auch zu unterschreiben, dass ich ihn beim Umzug verlor.
Die Zeit verging. Ich bin dann zwischendurch mal zu meiner Freundin gefahren, um meinen Sohn zu sehen. Dann erzählte sie auch, dass mein Mann sie bei ihr zu Hause angerufen hatte, um von ihr zu erfahren, wo ich mit den Kindern abgeblieben sei. Sie sagte nur, als Viktor mit ihr gesprochen hatte, machte sie den Lautsprecher an, damit Thomas es hört. Er war ganz blass und hatte Angst in den Augen. Einfach Angst, dass mein Mann dahin kommen würde. Aber es passierte nicht. Nach diesem Besuch bei meiner Freundin wusste ich, dass ich jetzt eine Wohnung suchen würde, um Thomas auch zu uns zu holen.
Mein Mann wusste zwei Monate nicht, wo wir abgeblieben waren. Als wir dann aus dem Frauenhaus ausgezogen sind, hat er es irgendwie erfahren. Er hat uns in Verden gesucht und gefunden, und zwar im Frauenhaus, aber da hatten wir schon eine Wohnung.
Mein Leben nach dem Frauenhaus
Wir sind am 29. April 1998 in unsere Wohnung gezogen. Es war eine Vierzimmerwohnung. Jedes der Kinder hatte sein Zimmer. Thomas und Benny bekamen etwas größere Zimmer und der kleine Matthias eigentlich den Abstellraum. Aber dieser Raum hatte sechs bis sieben Quadratmeter und so konnte der Kleine wenigstens da alleine spielen und auch schlafen. Meine kleine Bettina schlief dann bei mir im Schlafzimmer in ihrem Bettchen, das ich von meiner Freundin bekam. Das andere Mobiliar kam vom Sozialamt. Wir bekamen alles neue Möbel, auch die Küche, weil wir fünf Personen waren.
Ich war so dankbar, dass wir ganz neu anfangen konnten. Solange wir noch Arbeit in der Wohnung hatten, so lange ging es mir auch gut. Ich war einfach beschäftigt und meine Gedanken und auch die Zeit hatten keinen Platz bei mir. Ich stand einfach unter Strom.
Das erste Wochenende werde ich auch nie vergessen. Als alles fertig war und ich mich endlich mal glücklich fühlen könnte, überkamen mich meine Depressionen. Meine Kinder wussten nicht, was sie mit mir anfangen sollten, weil ich den ganzen Sonnabend traurig war und nur geweint habe. Ich selbst wusste noch nicht mal, warum. Ich glaube, als wir mit allem in der Wohnung fertig waren, fiel dieser Druck der letzten Zeit von mir ab. Ich fühlte mich natürlich auch ganz alleine, da wurde mir bewusst, dass ich jetzt alleine mit den Kindern war.
Unser Leben normalisierte sich, langsam wurden wir alle doch etwas ruhiger nach dem letzten erlebnisreichen Jahr.
Die Kinder gingen zur
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