Wie viel kann eine Frau ertragen
standen, war sie abgeschlossen. Ich konnte es nicht glauben, geschweige denn begreifen, dass Viktor die Schlösser ausgetauscht hatte. Er hatte wohl nachts nichts anderes zu tun, als alle Schlösser auszutauschen, damit ich bloß nichts für die Kinder mitnehmen konnte. Oh Gott, wie armselig war er denn! Er hatte in diesem Moment nichts für mich und meine Kinder über. Jahrelang habe ich gearbeitet für uns. Bei so vielen Kindern, wie wir sie hatten, waren die anderen Frauen zu Hause, aber ich war wie ein Arbeitstier. Nicht zu vergessen, wie viel Energie habe ich mit meinen Kindern hier reingesteckt. Wir standen vor dieser abgeschlossenen Tür und wussten nicht so richtig, was wir machen sollten.
Lang genug haben wir überlegt und dann sind wir erst zu meinem Onkel und meiner Tante gefahren, um erst zu frühstücken. Von da aus habe ich das Amtsgericht angerufen, um eine einstweilige Verfügung zu erwirken, um in mein Haus reinzukommen. Das musste ich auch noch beantragen.
Auch mit meiner Versicherung habe ich noch gesprochen und wir hatten uns verabredet, dass wir uns beim Wagen treffen. Der Versicherungsvertreter, der für mich zuständig war, hatte sich um alles gekümmert. Meinen Wagen in eine Werkstatt abschleppen lassen und alles andere. Damit wir dann auch noch nach Verden fahren konnten, bekam ich einen Mietwagen, den die Versicherung auch bezahlen würde, bis mein Wagen fertig gemacht werden konnte.
Die Kinder waren dann bei meiner Tante. Und mein Onkel ist dann mit mir überall hingefahren, damit ich alles erledigen konnte. Es war einfach Stress pur, aber ich hatte alles erledigt.
Nach dem verspäteten Mittagessen bei meiner Tante konnten wir mit unseren wenigen Habseligkeiten nach Verden aufbrechen. Auf dem Weg nach Verden sind wir dann bei meiner Freundin vorbeigefahren, um Thomas dazulassen, weil er nicht ins Frauenhaus reindurfte.
Das Frauenhaus
Das erste Mal in meinem Leben bin ich weiter als dreißig Kilometer gefahren. Meinen Führerschein hatte ich zu der Zeit schon sechzehn Jahre. Es war auch ein Erlebnis mit Angst und Bange bestückt. Ich dachte immer nur, hoffentlich kommen wir da heile an. Aber Gott war unser Begleiter und irgendwann gegen 19.00 Uhr abends waren wir in Verden am Bahnhof. Aus der Telefonzelle hatte ich dann im Frauenhaus angerufen und erklärt, wo wir standen. Kurze Zeit später wurden wir dann von den Mitarbeitern vom Frauenhaus abgeholt. Als wir dann doch endlich da waren, wo wir hinwollten, fiel mir ein ganz großer Stein vom Herzen.
Wir bekamen da Abendbrot und dann konnten die Kinder ins Bett fallen. Ich hatte nichts mit, weil wir aus dem Haus nichts mitnehmen konnten. Die Handtücher, Waschzeug bekamen wir von den anderen. Es war so schlimm für mich, weil ich es nicht gewohnt war, auf andere angewiesen zu sein. Als die Kinder sich gewaschen hatten und im Bett lagen, konnte ich mich endlich auf mich konzentrieren. Ich bin dann in die Dusche, habe das Wasser sehr lange über mich laufen lassen. Dieses Gefühl in der Dusche, dass mein ganzer Dreck mit dem Wasser runtergespült wurde, war unbeschreiblich. Es war so erleichternd und erlebnisreich. Da wusste ich, dass es alles jetzt besser werden würde.
Am nächsten Morgen bin ich dann sehr früh wieder zurück zu meiner Freundin, um Thomas abzuholen und in unser Haus zu fahren. Eine Bekannte, die ich den Abend vorher im Frauenhaus kennengelernt hatte, kümmerte sich um meine Kinder. Als ich dann bei meiner Freundin angekommen bin, war es bestimmt schon acht Uhr morgens. Wir haben da gefrühstückt und geradeaus weitergefahren zum Gericht. Da habe ich meine einstweilige Verfügung abgeholt und dann sind wir zum Haus. Die Polizei und der Schlüsseldienst wurden schon am Tag davor für 10.00 Uhr morgens bestellt. Als wir dann beim Haus ankamen, waren sie noch nicht da. Einen kurzen Moment haben wir gewartet, bis die Polizei und auch der Schlüsseldienst dahin kamen. Der Mitarbeiter vom Schlüsseldienst ging auch sofort zur Tür und versuchte das Schloss aufzubrechen. Uns lief die Zeit einfach davon. Je länger dieser Mann brauchte, umso weniger Zeit stand uns zur Verfügung, um Sachen einzupacken. Ja, der arme Mann hat fast eine Stunde gebraucht, um dieses Sicherheitsschloss zu knacken.
Als wir endlich im Haus waren, ging es ganz schnell. Ich suchte dann auch wie verrückt nach meinen Papieren, wie Personalausweis, Reisepass, Fahrzeugbrief und alle anderen wichtigen Unterlagen. Aber da hatte ich
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