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Wie viel Mensch braucht ein Hund: Tierisch menschliche Geschichten (German Edition)

Wie viel Mensch braucht ein Hund: Tierisch menschliche Geschichten (German Edition)

Titel: Wie viel Mensch braucht ein Hund: Tierisch menschliche Geschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Maja Nowak
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bereit ist.
    Doch Luise ist jetzt verschwunden.
    Mit halboffenem Mund drehe ich mich suchend nach ihr um.
    »Wo ist sie denn?«, frage ich ratlos.
    »Hier«, flüstert Beate und sieht von der Position, an der sie an die Wand gelehnt steht, nach vorn. »Ich sehe sie. Sie liegt in der Küche. Das ist noch nie passiert.«
    Bei meinem Eintritt springt die Hündin weder auf noch wird sie ängstlich. »Luise, du bist ja eine Schnellstarterin«, sage ich überrascht. Die Hündin klopft ganz sacht mit der Schwanzspitze auf den Küchenboden. Ich befestige eine Leine an ihrem Geschirr und bitte Helmut seitlich neben mich.
    »Du, Beate, könntest schon vor die Wohnungstür gehen, deinen Rolli klarmachen und auf der Straße warten, dann haben wir nicht so viel Bewegung, wenn wir starten. Auch die Haustür zur Straße könntest du schon für uns offen halten.«
    Nachdem Beate die Wohnung verlassen hat und ein paar Minuten vergangen sind, bitte ich Helmut, Luises Leine zu nehmen und einfach loszulaufen, wenn ich es sage. Ich gehe ein Stück voraus, öffne Helmut die Wohnungstür und rufe: »Jetzt.« Helmut kommt mit Luise aus der Küche. »Und nun in den Laufschritt beschleunigen und ohne Stopp hinaus auf die Straße«, feuere ich ihn an. Er trabt prompt los, und ich folge den beiden vor die Haustür.
    Beate sitzt in ihrem Rolli auf dem Bürgersteig und blickt uns erwartungsvoll entgegen. »Du könntest Helmut immer wieder hineinschicken, sobald Luise zu starke Angst bekommt. Die Angst darf sie nie überwältigen«, rufe ich ihr zu. »So wie jetzt«, sage ich und zeige nach unten, denn Luise hat begonnen, panisch um sich zu blicken, als drei Kinder uns auf dem Bürgersteig entgegenkommen.
    »Geh wieder rein!«, ruft Beate ihrem Mann zu. Er folgt ihrer Anweisung sofort, und ich begleite ihn. »Jetzt stell dich einfach schützend vor Luise. So kann sie die Kinder zwar vom Hausflur aus wahrnehmen, muss dabei aber weder fliehen noch handeln. Sie soll ganz auf deinem Schutz vertrauen.« Helmut stellt sich breitbeinig vor Luise hin, und diese holt Erkundigungen über ihren unverhofften Retter ein, indem sie ihn von hinten an seinen Beinen beschnüffelt.
    »Jetzt kannst du wieder auf die Straße laufen und joggend eine kleine Runde mit Luise drehen«, sage ich, als die Kinder vorbei sind. Helmut startet einen unerwartet schnellen Spurt, und Luise folgt ihm mit überraschend leichtem Schritt. Je mehr Helmut Tempo macht, umso höher geht Luises Schwanz nach oben.
    »Ich habe vergessen, ihm mitzuteilen, wie weit er laufen soll«, sage ich zu Beate, die den beiden sich entfernenden Gestalten mit fragendem Blick folgt. Helmut jedoch wendet nach ungefähr 300 Metern selbständig und kommt zurück. Ungefähr fünfzig Meter von uns entfernt zieht Luise plötzlich zur Seite und bleibt stehen.
    Helmut will sie weiter mitziehen, da ruft Beate schon schneller, als ich reagieren kann: »Warte. Ich glaube, sie muss mal.«
    Helmut bleibt wie angewurzelt stehen, und tatsächlich senkt Luise ihren Hundepopo und macht ein Pfützchen.
    »Das gibt es nicht. Premiere!«, ruft Beate und fasst aufgeregt an meinen Unterarm. Helmut weist mit der ausgestreckten Hand auf die hockende Hündin wie auf ein spektakuläres Ausstellungsobjekt.
    Während wir andächtig diesen Akt verfolgen, biegt ein großer, frei laufender brauner Hund um die Ecke. »Du musst Luise decken!«, ruft Beate wie eine engagierte Fußballtrainerin und beugt sich zur Motivation dabei weit nach vorn aus dem Rolli.
    Helmut positioniert sich, kneift dann die Augen zusammen und sagt: »Das ist aber doch nur der Bruno aus dem Nachbarhaus.«
    »Nachbar hin oder her, das ist Luise egal.« Beate bleibt bei ihrer Taktik.
    Ich stehe schmunzelnd daneben und finde großes Gefallen an diesem tollen Team.
    »Ist es gut?«, fragt Beate mit einem Seitenblick zu mir. Ich halte kommentarlos den Daumen nach oben. In diesem Moment biegt das zu dem Hund gehörige rundliche Herrchen um die Ecke und hebt grüßend die Hand, als es das Ehepaar sieht. Während die Nachbarn ein paar Worte wechseln, hätten sie fast etwas Wunderbares verpasst: Luise geht plötzlich um Helmuts Beine herum nach vorn und wedelt den braunen Hundeherrn schüchtern mit ihrem Schwanz an. Dieser senkt freundlich den Kopf und schnüffelt an Luises Ohren. Das Schwanzwedeln verstärkt sich.
    »Dürfen wir Sie kurz in unser Training einbauen?«, frage ich den freundlichen Nachbarn. »Es wäre sehr wichtig für Luise.«
    »Aber gern.« Der Mann

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