Wie war das noch - Schulwissen neu aufpoliert
gejagte Tierarten sowie Fantasiefiguren wurden angefertigt. Wollten die Menschen der Steinzeit sich vielleicht mit den Nachbildungen der Tiere deren Kraft einverleiben? Oder sollte ihre Fruchtbarkeit auf den Betrachter übergehen? Es gibt viele Deutungsmöglichkeiten, aber keine Beweise. Und deshalb könnte auch die einfachste aller Spekulationen stimmen: Schon vor mehr als 10 000 Jahren fand der Mensch Gefallen an schönen Dingen – und schuf Kunstwerke, um sich an ihrem Anblick zu erfreuen.
3000 – 800v. Chr.: Kunst für die Könige der Hochkulturen
Die Kunst in Mesopotamien (heute Irak) und Ägypten hat viele Formen: Man findet sie auf Kacheln an den Wänden von Tempeln, als Statuen und Skulpturen, auf Krügen und Schalen, als prächtige Wandgemälde und als Reliefs (die Figuren heben sich plastisch vom steinernen Hintergrund ab, aus dem sie herausgebildet wurden). Weniger vielseitig sind die einzelnen Motive – überwiegend Götter, Sagengestalten und Herrscher. Zu deren Ehren werden auch spektakuläre Bauwerke errichtet: Tempel für die Götter und Pyramiden als riesige Grabmäler für die Pharaonen.
Die Kunst soll die Macht der babylonischen Stadt-Könige und der ägyptischen Pharaonen festigen. Zu ihren Aufgaben gehört deshalb die bildhafte Erzählung von Sagen. Häufige Themen sind kriegerische Aufmärsche und das Leben der Herrscher – vor allem die Darstellung ihrer göttlichen Abstammung und Verbindung mit den Mächten aus dem Jenseits.
Im Ägyptischen Museum in Kairo steht eine berühmte Figurengruppe, etwa 93 Zentimeter hoch und aus grauem Sandstein (sogenannte Grauwacke): die »Triade des Mykerinos«. Pharao Mykerinos gab sie um 2520v. Chr. in Auftrag, um seine unantastbare, von den Göttern gegebene Macht zu demonstrieren: Der majestätisch aufrecht schreitende König befindet
sich in der Mitte, zwei schöne Frauen begleiten ihn. Die eine ist Hathor, Göttin der Liebe, des Tanzes und des Friedens; die andere verkörpert die Landschaft am oberen Nil, jenen Teil des Staates, über den Mykerinos regiert. Vier solcher Triaden (Dreiergruppen) sind erhalten.
Große Bedeutung hat für die Ägypter die Grabkunst. Sie glauben an ein Leben nach dem Tod und praktizieren einen ausgeprägten Totenkult. Ein Beispiel zeigt das um 925 v. Chr. entstandene bunte Bild auf dem Sarg eines Priesters: Anubis, der Gott der Mumifizierung, beugt sich über einen Leichnam; seine rechte Hand scheint im Bauch dieses Menschen zu verschwinden. Anubis präpariert den Toten für die lange Reise ins Jenseits. Ein Motiv, das in ägyptischen Gräbern immer wieder auftaucht.
Antike: Sehnsucht nach Harmonie und Mut zur Hässlichkeit
800 – 200v. Chr.: Streben nach Perfektion im antiken Griechenland
Wer war der erste bekannte Künstler? Von den ägyptischen Pyramiden weiß man trotz ihrer imposanten Ausmaße nicht einmal, wie sie gebaut wurden, geschweige denn von wem. Erst in
der Antike tauchen die ersten Namen von künstlerisch tätigen Griechen auf, die bis heute überliefert sind. Einer der frühesten ist der Bildhauer Kritios, der zwischen 490 und 460 v. Chr. in Athen arbeitet. Von seinen Statuen ist ein ehemals blonder Jüngling erhalten, der »Kritios-Knabe« (Farbreste an den Haaren lassen diese Deutung zu). Beim »Apoll von Olympia« spart sich Kritios Arbeit: Die für den Betrachter nicht sichtbare Rückseite ist nur grob bearbeitet.
Als Begründer der Malerei gilt um 450v. Chr. der ebenfalls in Athen lebende Apollodor, von dessen Bildern keines erhalten ist. Sein Schüler Zeuxis scheint von ihm aber viel gelernt zu haben: Er soll Weintrauben auf einem Wandbild so täuschend echt gemalt haben, dass Vögel versuchten, sie anzupicken.
Eine Figur, die so schön ist, dass man ihr verfällt: Das gibt es nicht nur in der griechischen Sagenwelt (der Künstler Pygmalion verliebt sich in eine von ihm selbst geschaffene Skulptur, die dann lebendig wird). Auch in der Wirklichkeit streben die Bildhauer der Antike nach diesem Ideal: Ihre Gestalten sind ebenmäßig, in sich ruhend und besitzen makellose Körper.
Die Zeit von etwa 450 bis 400v. Chr., in der die Künstler nach dem Klaren, Wahren und Schönen streben, nennt man griechische Klassik (oder klassische Antike).
Zu den berühmtesten Skulpturen gehört der um 455 v. Chr. geschaffene Diskuswerfer des vielseitigen Bildhauers Myron, der
auch als Holzschnitzer und Erzgießer bekannt wird. Wie bei allen modellierten Sportlern dieser Epoche
Weitere Kostenlose Bücher