Wie war das noch - Schulwissen neu aufpoliert
Bismarck 1870 Bündnisse mit Bayern, Baden und Württemberg. Als er bei einem eher nebensächlichen Anlass Frankreich provoziert, das daraufhin Preußen den Krieg erklärt, geht der Plan des Strategen endgültig auf: Preußische Truppen besetzen Frankreich und gewinnen den Deutsch-Französischen Krieg ( 1870 – 1871 ). Nun kann Bismarck sein eigentliches Ziel verwirklichen und das Deutsche Reich gründen.
Der Jubel ist groß, nicht nur bei den Liberalen und im preußischen Norden: Endlich ist sie da, die von vielen so lange herbeigesehnte Einheit Deutschlands.
Am 18. Januar 1871 wird Wilhelm I. ausgerechnet im Schloss von Versailles zum Kaiser des neuen Deutschen Reichs
ausgerufen – für die Franzosen eine weitere Provokation. Der Kriegsverlierer Frankreich muss außerdem die Gebiete Elsass und Lothringen an Deutschland abgeben sowie fünf Milliarden Franc Kriegsentschädigung zahlen.
Kaiser Wilhelm macht daraufhin Otto von Bismarck zum ersten Reichskanzler, einem mächtigen Superminister für alles. Außenpolitisch gelingt es Bismarck, mit seinen europäischen Nachbarn fortan in Frieden zu leben. Im eigenen Land kämpft er dafür mit umso mehr Gegnern: mit Katholiken, Arbeitern, Sozialisten und Sozialdemokraten. Er führt aber im Deutschen Reich, in dem es bisher verschiedene Münzsysteme gab, als einheitliche Währung die Mark ein – und die Krankenversicherung für alle. Deutschland wird dadurch als Sozialstaat zum europäischen Vorbild.
1870 erklärt der Vatikan, dass die Entscheidungen des Papstes »unfehlbar« seien. Darüber regen sich in Deutschland viele Politiker auf, vor allem Angehörige der Liberalen. Mit der Folge, dass Geistlichen per Gesetz verboten wird, sich in der Öffentlichkeit zu politischen Fragen zu äußern.
An der noch jungen deutschen Börse kommt es 1873 zum ersten Crash. Frankreich hat schneller als erwartet seine Schulden bezahlt (die Reparationszahlungen nach dem verlorenen Deutsch-Französischen Krieg), womit der Geldstrom der vergangenen Monate versiegt. Nun geben die Banken den Aktiengesellschaften
keine Kredite mehr – der Boom der Gründerzeit (der Name kommt daher, dass zu dieser Zeit viele Firmen gegründet wurden) ist erst einmal vorbei.
Wegweisende Erfindungen werden aber weiterhin gemacht. So lässt zum Beispiel die Verwendung neuer Eisenkonstruktionen spektakuläre Bauten entstehen: kühne Brücken, opulente Einkaufspassagen und den 300 Meter hohen Eiffelturm in Paris ( 1889 ). Im Oktober 1886 baut Gottlieb Daimler (1834 – 1900) einen Ottomotor in eine Kutsche ein – und hat damit das Auto erfunden.
Deutschlands verhängnisvoller Größenwahn
Noch nicht einmal 30 Jahre ist er alt, da wird er 1888 König von Preußen und Kaiser von Deutschland: Wilhelm II. (1859 – 1941). Zwei Jahre später schickt er den Reichskanzler Bismarck gegen dessen Willen in den Ruhestand, wenige Tage vor dem 75. Geburtstag.
Wilhelm will das wirtschaftlich groß gewordene Deutschland auch militärisch auf eine Stufe mit der Weltmacht Großbritannien stellen und lässt eine Hochseeflotte bauen. Die Briten reagieren verstimmt auf das deutsche »Säbelrasseln« und schließen sich mit dem alten Gegner Frankreich sowie mit Russland zusammen.
Deutschland dagegen hat weniger starke Verbündete: Österreich-Ungarn und das Osmanische Reich (Türkei). Österreich
und Ungarn haben sich 1867 unter Kaiser Franz Joseph I. zu einer Doppelmonarchie zusammengeschlossen, im Volksmund »Donaumonarchie« genannt. Der österreichische Kaiser ist zugleich König von Ungarn.
1900 – 1945: zwei Weltkriege und 65 Millionen Tote
Grausam waren Kriege schon immer gewesen. Aber dass Soldaten aus mehreren Kontinenten mit Schlachtschiffen, U-Booten, Flugzeugen und Giftgas gegeneinander kämpfen, das hatte es bis 1914 noch nie gegeben.
Viele europäische Konflikte und Spannungen, zum Beispiel um Besitz und Grenzen im Balkan, bringen nach 1900 immer mehr Regierungen zu der Überzeugung: Ein kurzer Krieg mit schnellem Sieg wird die unübersichtliche Lage zu den eigenen Gunsten verändern. Mit dem, was dann tatsächlich folgt, rechnet niemand.
Der Erste Weltkrieg (1914 – 1918):
mehr Tote als erwartet
Franz Ferdinand, Neffe des österreichischen Kaisers und als dessen Nachfolger vorgesehen, besucht im Juni 1914 die serbische Stadt Sarajewo und wird dort von serbischen Nationalisten
ermordet. Österreich-Ungarn erklärt deshalb Serbien den Krieg. Deutschland stellt sich auf die
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