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Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Titel: Wie weit du auch gehst ... (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Stefanie Höll
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hätte ausmalen können.
    Völlig aus der Bahn geworfen saß sie minutenlang da, ohne sich zu rühren, ohne dass ihr Puls sich in irgendeiner Weise beruhigt hätte. Eigentlich war sie sich im Klaren, dass sie dringend nachdenken, irgendwie das Chaos in ihrem Inneren ordnen musste. Aber genauso klar war auch, dass sie dazu im Moment nicht in der Lage war. Weder emotional noch geistig. Da half nur eines: Beschäftigungstherapie.
    Constanze stand auf, schnappte sich die unberührten Dessertschüsseln und stellte sie in den Kühlschrank. Danach nahm sie sich das Geschirr vor. Notfalls würde sie die ganze Küche putzen. Immer noch besser, als sich schlaflos im Bett herumzuwälzen, denn Ruhe würde sie in dieser Nacht nicht finden, darüber machte sie sich keine Illusionen.
     
    *
     
    »Wissen Sie, Sabine ist nicht so unkompliziert, wie man auf den ersten Blick denkt«, eröffnete Roland das Gespräch, kaum dass sie im Wagen saßen. »Sie ist sehr speziell.«
    Silas runzelte belustigt die Stirn. Was sollte das denn? Versuchte Roland etwa, ihm Constanze auszureden? Das konnte er vergessen. So leicht ließ er sich nicht aus dem Feld schlagen.
    »Was meinen Sie mit speziell?«, ging er zum Spaß darauf ein. »Auf mich macht sie eigentlich einen ganz normalen Eindruck.«
    »Das täuscht.« Rolands herablassender Tonfall bewirkte, dass er Silas schlagartig noch unsympathischer wurde als ohnehin schon. »Obwohl«, fuhr der Kerl fort, »man sich eigentlich nicht zu wundern braucht, wenn man gewisse Dinge über sie weiß.«
    Silas’ Belustigung verflog. Ein wachsames Misstrauen breitete sich in ihm aus, trotzdem ließ er sich nichts anmerken. »So?«
    Roland nickte bedeutungsschwanger. »Ja, sie hat früher einiges erlebt …«
    Silas biss die Zähne zusammen. Der Typ hatte, auf welche Weise auch immer, von ihrer Vergangenheit erfahren. Aber statt dieses Wissen für sich zu behalten und Constanze zu schützen, setzte er es rücksichtslos für seine Zwecke ein. Eiskalte Wut keimte ihn ihm. Dieses Verhalten war nicht nur unterstes Niveau, sondern auch gefährlich für Constanze. Wusste dieser bescheuerte Vollidiot denn nicht, dass Michael von Richtstetten nur darauf wartete, seine Exfrau in die Finger zu bekommen?
    Mit versteinerter Miene blickte er zu Roland, der immer noch über Constanzes Vergangenheit orakelte. Er nickte beiläufig auf eine Zwischenfrage und dachte an die Waffe, die gut versteckt unter seinem Sitz lag.
    »Ich wollte Sie nur warnen, so etwas ahnt man ja nicht auf den ersten Blick«, beendete Roland seine kleine Ansprache und grinste ihn gönnerhaft an.
    Silas lächelte eiskalt zurück. »Es soll aber auch Leute geben, denen man das Arschloch direkt ansieht.« Als er seinen Sitznachbar zusammenfahren sah, wurde sein Lächeln echt. Zugegeben, dieser verbale Tiefschlag war vielleicht auch unterstes Niveau, dafür aber äußerst befriedigend.
    » Wie haben Sie das gemeint?« Roland setzte sich aufrecht hin.
    Silas lächelte immer noch. »Ach, das war nur so dahingesagt. Wo befindet sich denn die Notaufnahme?«, wechselte er das Thema, ehe er doch noch auf die Idee kam, unter seinen Sitz zu greifen. Gottlob bogen sie bereits auf das Klinikgelände ein.
    Roland zeigte auf einen Gebäudekomplex. »Da vorn. In der Notaufnahme bekommt man immer Insulin.«
    Silas nickte und hielt vor der Eingangstür.
    »Danke.« Roland öffnete die Tür und stieg aus.
    »Soll ich Ihnen helfen?« Silas war überzeugt, dass Constanzes Nachbar den Abgang machte, sobald er den BMW von hinten sah.
    »Nein, das ist nicht nötig. Wirklich nicht.«
    »Ach was, kommen Sie«, erwiderte Silas boshaft und stieg ebenfalls aus. »Das tue ich doch gern.« Unter Rolands panischen Blicken ging er auf zwei heraneilende Sanitäter zu.
    »Schnell!« Silas zeigte mit dem Daumen über seine Schulter. »Der Mann braucht dringend eine Insulinspritze. Er redet schon wirres Zeug.«
    Die Sanitäter nickten dienstbeflissen und stürzten sich sofort auf Roland. Ehe er noch etwas einwenden konnte, schleiften sie ihn davon. Grinsend stieg Silas in seinen Wagen. Immerhin hatte Constanze jetzt einige Stunden nachbarschaftliche Ruhe.

12.
    Beunruhigende Entdeckungen
     
     
     
    A ls Constanze am nächsten Nachmittag die Tür der Buchhandlung abschloss, war sie völlig erschöpft. Seufzend ließ sie den Schlüsselbund in ihre Tasche fallen und machte sich auf den Weg zum Auto. Sobald sie ihre Einkäufe erledigt hatte, würde sie nach Hause fahren, ein Bad nehmen und

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