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Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Titel: Wie weit du auch gehst ... (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Stefanie Höll
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direkt ins Bett fallen. Nach der durchwachten Nacht war sie so müde, dass sie selbst auf dem Gehweg geschlafen hätte.
    Kaum befand sie sich nach einem Zwischenstopp am Supermarkt auf den etwas ruhigeren Straßen außerhalb des Stadtkerns, wanderten ihre Gedanken zu Daniel. Das war nicht weiter verwunderlich, denn seit gestern Abend kreisten ihre Überlegungen ohnehin ununterbrochen um ihn. Der nächtliche Putzmarathon hatte nur wenig geholfen, zumal sie heute Morgen auch noch mit ihm telefoniert hatte. Allein seine Stimme zu hören, hatte sämtliche Magie wieder aufleben lassen.
    Die Erinnerung an seinen Kuss rieselte noch immer heiß durch ihren Körper. So heftig war sie noch nie geküsst worden, nie in ihrem ganzen Leben, nicht einmal von Daniel selbst an jenem Abend nach dem Ball.
    Constanze schwirrte der Kopf, wenn sie nur daran dachte, wie erschreckend schnell sie mit ihm in eine derartige Situation gerauscht war. Sie konnte felsenfest behaupten, dass ihr das mit keinem anderen Mann auf diesem Planeten passiert wäre. Daniel brach alle Rekorde. In jeder Hinsicht. Wie weit die Sache gestern wohl gegangen wäre, hätte Roland sie nicht unterbrochen? Und vor allem: Wie weit wäre sie gegangen?
    Nach dem, was Daniels Kuss in ihrem Inneren ausgelöst hatte, bekam sie langsam eine vage Vorstellung, wie es sein musste, mit ihm zu schlafen. Constanze zweifelte nicht daran, dass diese Erfahrung sie grundlegend verändern würde. Daniel war kein Mann, der sich mit einem Teil des Preises oder lediglich einem warmen Körper zufriedengab. Er hatte es auf ihre gesamte Seele, ihr ganzes Herz abgesehen, würde alles von ihr fordern, was sie zu geben hatte. Sie spürte es an der Art, wie er an die Dinge heranging. Egal, ob es sich um einen hysterischen Jungen, einen abgestürzten Computer oder was auch immer handelte. Er hatte ein Ziel, und er arbeitete darauf hin. Sein ruhiges Selbstvertrauen war gleichermaßen faszinierend wie beängstigend.
    Sie schluckte. Falls sie sich auf Daniel einließ, musste sie sich im Klaren darüber sein, dass es ihr nicht gelingen würde, eine emotionale Barriere gegen ihn zu errichten, wie sie es bei Michael oft getan hatte. Eine derartige Abgrenzung würde Daniel niemals zulassen. Weder innerhalb des Bettes noch außerhalb. Und genau darin lag der wahre Kern des Problems. Es ging nicht nur um ihre Angst, die klaftertiefe Panik vor körperlicher Liebe nicht überspringen zu können. Es ging um mehr. Um den Verlust von etwas, das ihr bisher als lebenswichtig erschienen war. Ihr innerer Schutzwall.
    Nur dadurch war es ihr letztlich gelungen, nicht an den brutalen Übergriffen ihres Exmannes zu zerbrechen. Ohne diese letzte Sicherheit fühlte sie sich nackt und verletzlich. Nicht nur körperlich, sondern auch seelisch.
    Nach dem gestrigen Abend war Constanze endgültig an einer Kreuzung angelangt, von der aus es nur noch zwei Richtungen gab. Vor oder zurück. Entweder, sie beendete ihre Beziehung zu Daniel mit einem feigen Rückzug, oder sie kratzte ihren Mut zusammen und marschierte weiter – und zwar ohne ihren Schutzwall. Eine andere Option blieb nicht. In aller Konsequenz zu Daniel hin oder endgültig von ihm weg.
    So einfach war die Entscheidung – und doch so schwer. Mit Abstand die schwerste ihres Lebens. Egal welchen Weg sie einschlug, es würde nicht leicht werden. Damit musste sie sich gründlich auseinandersetzen. Das konnte sie unmöglich zwischen Tür und Angel entscheiden. Constanze atmete mühsam. Sie brauchte Zeit zum Nachdenken, denn im Moment schaffte sie weder das eine noch das andere. Es war zum Verrücktwerden. Gott sei Dank hatte sie sich mit Daniel erst am Wochenende verabredet. So blieben ihr wenigstens vier Tage.
    Ein hässliches Dröhnen aus der Motorhaube holte sie jäh in die Realität zurück. Der kleine Wagen bockte, machte einige klägliche Geräusche, dann gab der Motor den Geist auf.
    Constanze nutzte geistesgegenwärtig den verbleibenden Schwung, um das Fahrzeug an den Straßenrand zu lenken, dann blieb sie einfach sitzen. Beide Hände ums Lenkrad gekrallt starrte sie auf die dampfende Kühlerhaube. Das durfte jetzt nicht wahr sein.
    Sie hatte wenig Hoffnung, dass der VW noch einmal ansprang, versuchte es aber trotzdem. Minuten später gab sie auf. Frustriert legte sie den Kopf auf ihre Hände. Sie kam nicht einmal mehr einen lächerlichen Meter voran. Jemand musste sie abschleppen.
    Ohne lange zu hadern, angelte sie das Handy aus der Tasche. Es half alles

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