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Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Titel: Wie weit du auch gehst ... (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Stefanie Höll
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die Berührung seiner Hände zu genießen, dann trat sie zurück. Etwas wackelig steuerte sie die Haustür an und öffnete.
    »Hallo, ich hoffe, ich störe nicht.« Die neugierige Art, mit der Roland Constanzes unordentliche Frisur musterte, bezeugte das genaue Gegenteil. »Darf ich reinkommen?« Er zog ein bettelndes Gesicht. »Bitte, es ist dringend. Mir geht es nicht so gut, ich …« Als er Daniel entdeckte, der halb nackt mit verschränkten Armen an der Flurwand lehnte, klappte ihm der Mund auf.
    Daniel hob spöttisch eine Augenbraue. »Guten Abend.«
    »Du hast Besuch?« Roland blickte wieder Constanze an. Seine Überraschung war so schlecht gespielt, dass er damit nicht einmal einen Dreijährigen hätte täuschen können.
    »Ja. Was gibt’s denn?«, fragte Constanze und dachte nicht im Traum daran, ihrem Nachbarn zu erklären, wieso Daniel mit nacktem Oberkörper in ihrem Flur stand.
    »Meine Blutwerte sind ziemlich schlecht und mir ist das Insulin ausgegangen«, begann Roland zu erklären und tischte Constanze eine dramatische Geschichte über ein zu Bruch gegangenes Medikamentenfläschchen auf.
     
    *
     
    Silas überlegte ernsthaft, ob er dem Mann für seinen perfekt inszenierten Auftritt Beifall klatschen sollte. Das war jedenfalls besser als die Alternative, ihm an die Gurgel zu springen. Es war offensichtlich, weshalb Constanzes Nachbar aufgetaucht war. Roland hatte den schwarzen BMW vorm Haus entdeckt und befürchtet, es könne sich Folgenschweres zwischen Constanze und ihrem Besuch abspielen.
    Silas unterdrückte ein Grinsen. Die Tatsache, dass genau das geschehen war, verbesserte seine Stimmung enorm. Der Kuss war durchaus bedeutend gewesen, daran gab es keinen Zweifel. Bei Constanzes Reaktion war seine Zurückhaltung schneller gefallen als ein Kartenhaus. Die Pläne, die Zeit, die er sich für ihre Eroberung hatte lassen wollen, alles dahin. In Rauch aufgegangen, sobald sie ihm die Lippen geöffnet hatte. Von nun an würde er jeden Schritt gehen, den sie ihn gehen ließ, egal wie ungestüm er vielleicht sein würde. Hauptsache, sie stoppte ihn nicht. Das war das Einzige, was noch zählte.
    Um Roland noch mehr Grund zum Nachdenken zu geben, trat er dicht hinter Constanze und platzierte leicht seine Hände auf ihren Hüften.
    Erfreut registrierte er, dass sie sich ohne lange zu zögern gegen ihn lehnte.
    Rolands Erklärungen kamen bei dieser Vertrautheit schwer ins Stocken. Er räusperte sich. »Kann mich vielleicht jemand ins Krankenhaus fahren?«
    Silas zuckte die Schultern. »Sicher, kein Problem.«
    Roland folgte ihnen ins Wohnzimmer. Ohne den aufdringlichen Nachbarn eines Blickes zu würdigen, ging Constanze ins Bad.
    Silas lächelte sie warm an, als sie ihm seinen noch leicht feuchten Pulli gab. Wortlos streifte er ihn über den Kopf. Sollte Roland doch spekulieren. Je blühender die Fantasie, desto besser.
    Constanze begleitete Roland und ihn zur Tür. Nachdem der Kerl erwartungsgemäß keine Anstalten machte, diskret zum Auto vorauszugehen, zog Silas Constanze unbeirrt vor dessen Augen an sich.
    Mit ihr im Arm drehte er Roland plakativ den Rücken zu, dann küsste er sie zärtlich. Trotz seiner immer noch schwelenden Erregung nahm Silas sich schwer zurück. Keinesfalls wollte er Constanze vor ihrem Beobachter in Verlegenheit bringen.
     
    *
     
    Obwohl dieser Kuss weitaus harmloser war als der vor wenigen Minuten, standen Constanzes Sinne augenblicklich wieder unter Strom. Nur zu lebhaft erinnerte sie sich, was gerade passiert war.
    Daniel rieb seine Stirn gegen ihre. »Den Nachtisch holen wir ein andermal nach«, versprach er so leise, dass nur sie es hören konnte.
    Constanze nickte leicht. »Ist gut.«
    Er drückte ihre Hand, dann drehte er sich um und ging mit ausgreifenden Schritten die Stufen hinab. Roland folgte ihm ohne ein Wort des Abschieds. Wäre Constanze nicht so überdreht gewesen, hätte sie sich gefreut, wie missmutig ihr Nachbar aus der Wäsche blickte.
    Sie blieb an der Tür stehen, bis das schwarze Coupé aus ihrem Blickfeld verschwunden war, dann ging sie langsam in die Küche. Mit klopfendem Herzen betrat sie den Raum, in dem gerade die aufregendsten Minuten ihres Lebens stattgefunden hatten.
    Sie hatte Daniel geküsst – und wie.
    Als diese Tatsache endlich in Constanzes Verstand einschlug, wurde ihr derart schwindlig, dass sie sich augenblicklich setzen musste. O mein Gott! Sie hatte es getan – und es war fantastisch gewesen. Noch viel schöner, als sie sich je

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