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Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Titel: Wie weit du auch gehst ... (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Stefanie Höll
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nichts, sie musste um Hilfe bitten. Sie zögerte nur kurz, ehe sie Daniels Nummer auswählte. Susanne und Frank waren ohnehin nicht da, und Daniel hatte einmal gesagt, sie könne ihn jederzeit anrufen.
    Mit klopfendem Herzen wartete sie, bis die Verbindung zustande kam. Er ging nach dem zweiten Klingeln ran. »Ja?«
    Constanzes Herz galoppierte los, obwohl sie heute schon das zweite Mal mit ihm sprach. »Daniel ... hallo, hier ist Sabine.« O Gott, sie klang nach rostiger Gießkanne. Hastig schluckte sie.
    »Hi, schön, dass du dich noch mal meldest«, begrüßte er sie weich, doch dann änderte sich sein Tonfall radikal. »Sabine, bist du in Ordnung?«
    Constanze starrte verblüfft das Telefon an. Sie hatte doch noch gar nichts gesagt. Entweder, er war unglaublich aufmerksam, oder sie hörte sich wirklich so schräg an wie befürchtet.
    »Erzähl mir, was passiert ist«, fragte er besorgt nach, als sie nicht gleich antwortete.
    »Mir geht’s gut«, krächzte sie, sobald sie ihre Stimme halbwegs wiedergefunden hatte. »Ich hatte eine Panne und stehe jetzt auf dem Seitenstreifen. Der Wagen springt nicht mehr an.«
    »Wo genau bist du? Ich komme zu dir.«
    Constanze beschrieb ihm ihren Standort.
    »Bleib da. Und Sabine …«
    »Ja?«
    »Pass auf, dass du nicht überfahren wirst.« Die Wärme in seiner Stimme trug sofort dazu bei, dass sich Constanze ein wenig entspannte. »Ich passe auf, bis gleich.«
    Sie verstaute das Handy in ihrer Handtasche und atmete auf. In wenigen Minuten würde Daniel hier sein und …
    Mit einem Mal wurde ihr bewusst, was sie gerade getan hatte. Sie hatte ihn zu sich bestellt. Sie würde ihn treffen. Nicht erst am Wochenende, sondern jetzt gleich. Vier Tage Zeitpuffer hatten sich gerade in Luft aufgelöst.
    Ihre Erleichterung war schlagartig wie weggeblasen. Was sollte sie jetzt tun? Unruhig begann sie, auf und ab zu wandern. Am besten, sie verhielt sich ganz normal, so wie gestern. Sie schluckte. So wie gestern Abend? Nein, vielleicht nicht unbedingt genau so.
    In einem hilflosen Versuch, ihrer Nervosität Herr zu werden, strich sie sich über den Rock und ordnete die Haare, was dazu führte, dass sie noch aufgeregter wurde. Seufzend ließ Constanze es bleiben. Und wenn schon, dann trafen sie sich halt – auch ohne einen wohlüberlegten Schlachtplan für ihr weiteres Verhalten.
    Was Daniel anging, war sie anscheinend sowieso nicht in der Lage, logisch zu handeln, sonst hätte sie ihn nicht prompt um Hilfe gerufen.
    Schicksalsergeben setzte sie sich auf die Leitplanke und wartete. Lange musste sie das nicht. Nicht einmal zwanzig Minuten später scherte ein flacher, schwarz glänzender Wagen aus dem Verkehrsstrom aus und steuerte auf sie zu.
     
    *
     
    Silas stoppte den Wagen. Er betrachtete Constanze. Sie erhob sich flink und kam auf ihn zu, offenbar unverletzt. Aufatmend stieg er aus. Er hatte sich umsonst Sorgen gemacht.
    Kaum war das geklärt, lächelte er. Er hatte nichts dagegen, sie so bald wiederzusehen. Im Gegenteil. Ihr Anruf war ein echter Glücksfall gewesen. Je eher sie sich wieder trafen, desto besser. Rasch nahm er einen Lappen samt Werkzeug aus dem Kofferraum und ging ihr entgegen.
    »Hallo Bruchpilot«, begrüßte er sie und bemerkte fasziniert, dass sie trotz ihrer Panne immer noch adrett und frisch aussah. Sogar ihre eigenwilligen Haare steckten ordentlich im Knoten. Schade. Er hatte sie immer noch nicht mit offenen Haaren gesehen. Naja, irgendwann …
    »Hallo.« Constanze lächelte verlegen und rang unsicher die Hände. »Danke, dass du mir so schnell zu Hilfe gekommen bist.«
    Fast schüchtern blieb sie mit etwas Abstand vor ihm stehen. Jedoch nah genug, dass er seine freie Hand in ihr Genick legen und sie küssen konnte. Ihre Fingerspitzen landeten von allein auf seinem Bauch. Als sie ihm noch einen Schritt entgegenkam, zog er sie ganz an sich. Weil er sie aber nur begrüßen und nicht gleich ins Gebüsch zerren wollte, löste Silas seinen Mund wieder von ihrem.
    »Alles klar bei dir?« Er streichelte die zarte Haut hinter ihrem Ohr.
     
     
     
    Constanze nickte und versuchte, das elektrisierende Gefühl auf ihren Lippen zu ignorieren. Sie hatten sich so selbstverständlich geküsst, als wären sie ein vertrautes Paar, als wären ihre zermürbenden Gedanken vor wenigen Minuten nur Schall und Rauch gewesen.
    Keine Frage, Daniel arbeitete sich weiterhin zielbewusst durch ihre Zurückhaltung – wobei er erobertes Terrain augenscheinlich nicht mehr hergab.

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