Wie zaehmt man einen Scheich
solch immensen Auswirkungen. Auch Zoltan würde heute Nacht von ihr erwarten, dass sie ihre Pflicht erfüllte.
Sie erschauerte, als Myriaden von Bildern und Gefühlen auf sie einstürzten: das Gefühl seiner starken Arme, die sie gehalten hatten, sein heißer Mund, der ihren erbarmungslos plünderte, der Anblick seines fast nackten Körpers am Pool, die Wassertropfen, die glitzernd wie Diamanten über seine goldene Haut liefen …
Sie atmete tief die Aromen der Gärten ein, blickte dem Flugzeug nach, das am Himmel außer Sicht verschwand, und dachte an ihre zerstörten Träume, an die zerbrochene Hoffnung, aus Liebe zu heiraten und eine glückliche Ehe zu führen. Doch aus dieser erzwungenen Ehe gab es kein Entkommen.
Was nicht hieß, dass sie völlig machtlos war.
„Prinzessin.“ Rani tauchte an ihrer Seite auf. „Der Scheich wird sich Sorgen machen.“
Aisha nickte, während gleichzeitig ein Plan in ihrem Kopf Gestalt annahm. Rani hatte recht, jeden Moment konnte Zoltan die Wachen ausschicken, um nach ihr suchen zu lassen.
Doch er wäre ein Narr, wenn er sich einbildete, sie würde sich ihm auf dem Silbertablett servieren. Sie hatte sich nicht all diese Jahre für den Richtigen aufgespart, um dann von einem Barbaren in Besitz genommen zu werden.
„Was machst du hier?“
Aisha hielt mitten im Satz inne, den sie gerade geschrieben hatte. Es war ein langer Brief, in dem sie ihrer Schwester alles über die Hochzeit berichtete, bis ins kleinste Detail. Vermutlich würde dieser Brief nie abgeschickt werden, aber sich alles von der Seele zu schreiben half ihr, ihre Gedanken zu ordnen.
Außerdem diente es dazu, Zeit zu schinden und ihre Nerven im Zaum zu halten, bis das unvermeidliche Klopfen an ihrer Tür ertönen würde.
Sie hatte gewusst, dass Zoltan irgendwann den Drink mit seinen Freunden – oder was immer er nach der Feier getan haben mochte – beendet haben und nach ihr suchen würde. Und sie hätte wissen müssen, dass er nicht warten würde, bis sie ihm die Tür öffnete, sondern einfach in ihre Suite stürmen würde, ganz beleidigter männlicher Stolz.
Sie stand auf und drehte sich zu ihm um. Trotz Ranis Protest hatte sie sich aus den meterlangen Bahnen goldenen Stoffs geschält, sobald sie in ihrem Zimmer gewesen war, hatte die Frisur gelöst, sich die Schminke vom Gesicht gewaschen und ein schlichtes weißes Nachthemd angezogen. Die Henna-Ornamente an Händen und Füßen würden ihr noch eine Weile bleiben, doch zumindest fühlte sie sich jetzt nicht mehr wie ein Preis, der dem Sieger überreicht worden war. Sie fühlte sich wieder wie sie selbst, keine Prinzessin, sondern eine Frau.
Eine Frau, die einen eigenen Willen hatte. Eine Frau, die wusste, was Pflicht war, dennoch ihre eigenen Träume und Hoffnungen hegte.
Es war diese Frau, die sich Zoltan entgegenstellte.
„Warum sollte ich nicht hier sein? Schließlich sind das meine Gemächer, Scheich Zoltan.“
„Es ist unsere Hochzeitsnacht!“
An die sie sich immer erinnern würde. Was für ein Witz! Ihr fiel auf, dass sie nicht die Einzige war, die die prunkvolle Hochzeitstracht abgelegt hatte. Er hatte das lange Gewand gegen eine maßgeschneiderte Hose und ein feines Hemd getauscht, das seine breite Brust liebkoste wie eine Geliebte. Nein, sie wollte nicht an seine Gespielinnen denken oder daran, wie viele Frauen er gehabt haben musste. Nicht dass sie eifersüchtig wäre, das nicht. Es interessierte sie einfach nur nicht.
Sie setzte eine desinteressierte Miene auf. „Ja, und?“
„Du solltest in meinen Gemächern sein. Hat man dir nicht gesagt, dass ich auf dich warte?“
Sie sah auf die Bogen auf ihrem Schreibtisch, auf denen sie ihr Herz ausgeschüttet hatte. Nein, sie würde den Brief nicht abschicken. Ihre Schwester würde nur lachen und sagen, dass kein Mann es wert war, dass man sich für ihn aufsparte, vor allem nicht, wenn man nicht einmal sicher sagen konnte, ob er überhaupt existierte. Sie blickte zu Zoltan zurück, der wie ein unüberwindlicher Berg vor ihr stand. „Ich glaube, jemand erwähnte so etwas in der Art.“
„Warum muss ich dich dann suchen kommen?“
„Es schien mir zwecklos zu sein, in deine Suite zu gehen.“
Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Wovon redest du da? Ich hatte damit gerechnet, dich dort zu finden. Wieso sollte es zwecklos sein?“
„Weil es dir nur den verkehrten Eindruck geben würde.“ Einen Moment hielt sie inne, genoss den Ausdruck von Verständnislosigkeit auf seiner
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