Wie zaehmt man einen Scheich
wieso erschien ihm die Wahl plötzlich so schwer?
Zoltan schlief schlecht in dieser Nacht. Wie hätte es auch anders sein sollen, wenn er keine drei Meter von ihr entfernt lag? Der Schlaf wollte nicht kommen, und die ganze Nacht über hatte er auf die Geräusche gehört – ihr ersticktes Seufzen, ihr unruhiges Hin- und Herwälzen. Es war klar, dass auch sie keinen Schlaf fand. Das sanfte Rauschen der Wellen beruhigte nicht, sondern rieb eher auf. Er konnte genau den Moment bestimmen, wann sie dann doch einschlief. Ihr Atem wurde ruhig und regelmäßig, und von dem Augenblick dachte er nur noch daran, was sie heute Nacht hätten tun können, wäre er nicht ein solcher Idiot gewesen.
Als er im Morgengrauen aufstand, versuchte er, nicht zu lange darüber zu sinnieren, wie schön sie im Schlaf aussah, oder wie leicht es wäre, einfach zu ihr ins Bett zu steigen und die Sache zu Ende zu bringen. Doch dann würde sie ihn wirklich hassen, und aus irgendeinem Grund wollte er das nicht. Selbst wenn sie ihn nur ein wenig mochte, würde es die Dinge erheblich vereinfachen.
Er sah auf die Bücher, die auf dem Schreibtisch auf ihn warteten, und alles in ihm sträubte sich. Es gab ein akutes Problem, um das er sich zu kümmern hatte, und für Studien war so oder so keine Konzentration vorhanden. Er lenkte den Blick zum Wasser, das Meer ruhig und einladend, doch wenn er schwimmen gehen wollte, musste er ins Zelt zurück, um sich umzuziehen. Außerdem würde ihm dann ständig ihr Bild vor Augen stehen, in dem mandarinfarbenen Badeanzug, und er musste seine Gedanken dringend klären, nicht noch wirrer werden lassen.
Sie hatte tatsächlich die Macht, ihm den Kopf zu verdrehen.
Schon jetzt neigte er dazu, ihr so viel Zeit zu geben, wie sie brauchte, bevor sie in sein Bett kam. Doch das würde Mustafa Tür und Tor öffnen, und das konnte er Al-Jirad nicht antun. So pflichtvergessen könnte er nie sein.
Obwohl, wenn er sie dadurch gewinnen könnte, wäre es die Sache fast wert.
Er schüttelte den Kopf, um seine Gedanken zu klären. Da hörte er das leise Wiehern der Pferde.
Perfekt.
Von Zoltan war keine Spur zu sehen, als Aisha aufwachte. Ihr Kopf fühlte sich an, als wäre er in Watte gepackt, hinter ihren Schläfen pochte es dumpf. Sie konnte sich nicht erinnern, je eine schlimmere Nacht verbracht zu haben. Aber sie hatte ja auch keine Erfahrung damit, wie es war, mit einem Mann in einem Zelt zu schlafen, der sie im einen Moment wild vor Leidenschaft machte und im nächsten vor Wut zum Schäumen brachte. Irgendwo zwischen diese gegensätzlichen Gefühle drängte sich auch noch eine seltsame Traurigkeit, dass alles so schiefgelaufen war. Nun, sie wollte nicht genauer über das Gefühl der Enttäuschung nachdenken, weil es gestern Nacht nicht zum Letzten gekommen war. Auch nicht darüber, dass ihr Körper die halbe Nacht vor Verlangen geschmerzt hatte. Nein, sie würde es sich einfach nicht erlauben.
Rani kam mit dem Tee und brachte damit genau die richtige Ablenkung. Wenn sie sich schon über etwas Sorgen machen wollte, dann sollte es besser etwas Wichtiges sein. Sie hatte nämlich noch immer nichts von Marina gehört. „Gibt es Nachrichten von meiner Schwester?“, fragte sie die Dienerin.
„Nein, Herrin.“
Langsam ließ sich das ungute Gefühl nicht mehr unterdrücken. Marina mochte ihren eigenen Kopf haben und nichts von Konventionen halten, aber warum war sie nicht zur Hochzeit gekommen, und warum würde sie nicht bei der Krönung anwesend sein? Schließlich waren sie Schwestern.
„Der Herr ist ausgeritten, Prinzessin“, erzählte Rani weiter. „Soll ein Pferd für Sie gesattelt werden?“
Fast hätte Aisha abgelehnt. Doch wenn sie sich vorstellte, über den Strand zu galoppieren, auf dem Rücken eines Pferdes und mit dem Wind in den Haaren … näher würde sie dem Gefühl von Freiheit nicht mehr kommen. Vielleicht würde es sogar die nagende Sorge um die Schwester vertreiben. Vielleicht wollte Marina mit ihrem Fernbleiben ja nur ihren Prostest gegen die erzwungene Heirat ausdrücken …
„In welche Richtung ist Scheich Zoltan geritten?“, fragte sie, als ihr wenig später das gesattelte Pferd gebracht wurde.
Als Antwort zeigte der Stallknecht in die eine Richtung, und Aisha stieg in den Sattel und lenkte das Pferd in die andere.
Es war gut, den Nomadenstamm zu besuchen, dachte Zoltan auf dem Weg zurück zum Lager. Mit den Leuten zu reden, hatte ihm die Notwendigkeiten verdeutlicht. Unter König Hamras
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