Wie zaehmt man einen Scheich
wusste nicht einmal, warum sie weinte, aber eindämmen ließ sich die Flut dennoch nicht.
„Aisha!“
Große Hände packten sie bei den Schultern, hielten sie fest, zogen sie an eine harte Brust. Sie fühlte seine Wärme und hasste ihn umso mehr. „Lass mich in Ruhe!“
Doch er ließ sie nicht in Ruhe, drehte sie zu sich herum, und sie schloss die Augen, damit sie ihn nicht ansehen musste. Und gerade, als sie meinte, es nicht länger aushalten zu können, zog er sie sanft an sich. „Oh, Aisha, was habe ich nur getan!“
Hätte er sie nicht in seiner Umarmung gehalten, wäre sie wie ein schluchzendes Bündel Elend in das niedrige Wasser gesunken.
„Ich verdiene dich nicht“, sagte er rau. „Wahrscheinlich werde ich dich nie verdienen.“ Er drückte einen Kuss auf ihr Haar. Ihr Busen lag an seinem harten Oberkörper, und sie fühlte, wie das unwillkommene Verlangen sich zurückmeldete, als hätte es nur auf die nächste Gelegenheit gewartet, um wieder aufzuflammen.
„Wirst du mir je verzeihen können, wie ich dich behandelt habe?“
Sie schniefte undamenhaft. Sein Hemd war nass von ihren Tränen. „Ich will dir nicht verzeihen“, wisperte sie. „Ich will dich hassen.“
Lange schwieg er, und sie war sicher, dass das dünne Band zwischen ihnen wieder reißen würde. Doch dann sagte er: „Ich will nicht von dir gehasst werden.“
„Ich kann es nicht!“ Ihr Aufschrei löste die nächste Tränenflut aus. „Ich will es, aber ich kann es nicht. Und dafür hasse ich dich noch mehr!“
Er lachte. Es war nur ein Rollen in seiner Brust, und sie hätte ihn ohrfeigen mögen, weil er Amüsantes in einer Situation fand, die nicht amüsant war, bis er sagte: „Du ahnst nicht, wie sehr mich das erleichtert. Ich glaube, in meinem ganzen Leben habe ich nichts Großartigeres gehört.“ Er hob ihr Kinn an, auch wenn sie sich zuerst sträubte. So sollte er sie nicht sehen, mit Tränenspuren auf den Wangen und geschwollenen Augen. Doch seine Finger waren so sanft, so überzeugend, und sie hob blinzelnd das Gesicht zu ihm auf. Seine Miene wirkte so schrecklich gequält.
„Ich könnte nicht mit mir leben, wenn du mich hasst, Aisha. Auch wenn ich weiß, dass ich es verdient hätte. Ich habe alles fürchterlich verbockt. Meinst du, es wäre möglich, dass du mir wenigstens ein wenig vergibst? Nur ein kleines bisschen?“
Schon wieder wollten die Tränen aufsteigen. Er beugte den Kopf und küsste sie sanft auf ihre Augen. „Es ist kein gutes Gefühl, zu wissen, dass ich dich zum Weinen bringe.“
Sie presste die Lippen zusammen. Ihre Lider, dort, wo seine Lippen gelegen hatten, prickelten. Er drückte einen Kuss auf ihre Nasenspitze, und sie lehnte den Kopf zurück, weil sie mehr wollte, weil sie seine Nähe brauchte.
Seine Hände schienen plötzlich mehr Hitze auszustrahlen, das Streicheln war plötzlich mehr fordernd denn tröstend. Die Luft um sie herum schien jäh mit Elektrizität aufgeladen, und seine Augen drückten unerträgliche Qualen aus. In den dunklen Tiefen erkannte Aisha Verlangen, Leidenschaft und das Versprechen auf unbekannte Freuden.
„Aisha …“
Sie wusste, dass er sie jetzt küssen würde. Wusste es und unternahm nichts dagegen. Denn es war das, was sie sich wünschte – von diesem Mann geküsst zu werden.
„Aisha“, flüsterte er noch einmal, bevor er seinen Mund auf ihre Lippen presste.
Es war, als wäre sie nach Hause gekommen. So hatte sie sich immer gefühlt, wenn sie weg gewesen und nach Jemeya in den Palast zurückgekehrt war. Wärme und Vertrautheit hatten sie dann jedes Mal erfüllt. Genau das gleiche Gefühl empfand sie bei diesem Kuss – nur tausendmal besser. Denn der Kuss bot nicht nur das Vertraute, sondern auch eine neue Dimension. Er verhieß grenzenloses Vergnügen.
Und während sie den magischen Tanz von Lippen und Zungen bis zur Neige auskostete, wurde ihr klar, dass sie all diese Vergnügen und unbekannten Freuden erfahren wollte. Jetzt.
Sie stöhnte leise auf, ihre Finger krallten sich in sein Hemd. Er legte die Hände auf ihren Po und zog sie an sich, rieb den Beweis seiner Erregung an ihrem Schoß. Dieses Mal, dessen war sie sicher, würde er sie nicht im Ungewissen warten lassen. Dieses Mal würden sich ihr all die Geheimnisse auftun, auf die sie die vielen Jahre gewartet hatte, um sie zu erfahren.
So schlimm war es gar nicht, sagte sie sich. Sie musste ihre Träume nicht aufgeben, nur anerkennen, dass das Leben einige Voraussetzungen geändert hatte.
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