Wieder nur ein Spiel
so etwas würde sie niemals tun.” Dann verzog er verächtlich das Gesicht. “Zum Glück ist mein Informant kein Schwätzer, sonst wüsste jetzt ganz Portugal Bescheid!”
Emily schluckte schwer. Also hatte Duarte sie vor acht Monaten doch nicht vorschnell verurteilt, sondern war so fair gewesen, über ihre Erklärungen nachzudenken. Es musste also irgendjemanden geben, der ihre rein freundschaftliche Beziehung zu Toby entweder völlig missverstanden oder Duarte gemeine Lügen erzählt hatte. Aber wer sollte das gewesen sein? Sosehr Emily sich auch den Kopf darüber zerbrach, sie konnte sich niemanden denken, der so etwas tun würde.
„Wenn du einen so zuverlässigen Informanten hast, brauche ich ja nichts mehr zu sagen”, erwiderte sie schließlich gekränkt. “Offensichtlich glaubst du immer das, was du glauben willst.“
Da packte Duarte Emily plötzlich an den Armen und schüttelte sie grob.
“Glaubst du im Ernst, die Vorstellung, dass du mit einem anderen Mann geschlafen hast, hätte mir Spaß gemacht? Meu deus, wenn ich nur daran denke!”
Er ließ Emily wieder los und fuhr sich aufgebracht durchs Haar. “Entschuldige, dass ich so grob gewesen bin. Aber jedes Mal, wenn ich diesen Raum betrete, muss ich an Jarrett denken.”
Emily blickte mit klopfendem Herzen zur Terrassentür. Ja, sie konnte sich noch genau daran erinnern, was an jenem unglückseligen Abend passiert war.
Sie hatte sich auf der Dinnerparty schrecklich gelangweilt und war schließlich mit Toby nach draußen gegangen, um etwas frische Luft zu schnappen.
Und dann hatte er sie plötzlich geküsst - ohne Vorankündigung. Tränen traten Emily jetzt in die Augen, und sie sah Duarte traurig an. “Was soll ich noch dazu sagen? Du glaubst mir ja sowieso nicht.”
“Am besten gar nichts. Je mehr du sagst, desto wütender werde ich. Es ist wie eine Kettenreaktion.”
Emily senkte den Blick. Im Grunde konnte sie Duarte sogar verstehen.
Natürlich hatte er erwartet, dass sie Toby bei dem Versuch, sie zu küssen, abweisen würde. Und genau das hatte sie nicht getan. Ein einziger Moment des Zögerns hatte genügt, um ihre Ehe zu zerstören.
Duarte atmete tief durch “Ich muss mit Victorine sprechen. Normalerweise bin ich nicht so schroff zu ihr. Ich war nur wütend, weil sie dich ein Flittchen nannte und ich nichts entgegenzusetzen hatte.” Dann drehte er sich um und verließ das Haus.
Emily war verzweifelt. Was sollte sie nur tun? Mit Duarte unter einem Dach zu leben würde ein Albtraum werden. Wenn er sie tatsächlich so verachtete, weshalb hatte er sie dann überhaupt hierher gebracht? Seit er sie gefunden hatte, tat er nichts anderes, als sie zu demütigen und ihr seine Verachtung zu zeigen.
Eines verstand Emily allerdings nicht - wenn Duarte sie wirklich so sehr hasste, warum hatte er sie dann geküsst?
In diesem Moment kam das Hausmädchen herbei und bat Emily, mit nach oben zu kommen und sich Jamies Zimmer anzusehen. Als Emily den Raum betrat, blieb sie verwundert stehen. Ein halbes Dutzend Hausangestellte stand um Jamies Kinderbett herum und bestaunte den Kleinen. Jamie trug einen niedlichen grünen Schlafanzug, den Emily nicht kannte, und schien fest zu schlafen.
Emily ließ den Blick durch das geräumige Zimmer schweifen. Der Raum war hell und luftig, die Wände waren mit einem drolligen Entenmotiv tapeziert, und auf den Regalen lagen etliche, teils noch ungeöffnete Päckchen in verschiedenen Größen, in denen sich vermutlich Spielzeug befand. Ob Duarte die Spielsachen selbst gekauft hatte? Wieder einmal packten Emily Schuldgefühle, und sie sprach das Hausmädchen an, um sich abzulenken.
“Das ist ein schönes Kinderzimmer”, sagte Emily mühsam auf Portugiesisch und schaffte es sogar, dabei zu lächeln.
Die junge Frau erwiderte ihr Lächeln und bat Emily, ihr in den nächsten Raum zu folgen - ein etwas kleineres, ebenfalls sehr schön eingerichtetes Schlafzimmer. Emily erkannte die sorgfältig zusammengelegte Kleidung auf dem Bett sofort als ihre eigene. Also würde dies von nun an ihr Zimmer sein -
weit entfernt von der großen Suite, die sie damals mit Duarte geteilt hatte. Emily biss sich auf die Lippe. Wie berechnend er doch war! Bei dieser Zimmeraufteilung konnte er ihr jederzeit aus dem Weg gehen, ohne die Kontrolle über sie zu verlieren.
Kaum hatte das Hausmädchen das Zimmer verlassen, klopfte es kurz an der Tür, und eine in blaue Uniform gekle idete Frau kam herein. Sie stellte sich als Jamies
Weitere Kostenlose Bücher