Wieder nur ein Spiel
gemacht, kam Duarte herein.
“Was machen Sie hier?” fragte er und wirkte dabei leicht verärgert. “Sie sollten doch mit meinen Gästen essen.”
Emily war ganz froh, dass sich außer Duarte und den Kindern zunächst niemand für sie interessierte. In Gesellschaft so vieler wohlhabender und einflussreicher Leute fühlte sie sich ohnehin nicht wohl.
“Ich habe vorhin mitbekommen, wie Mr. Monteiro Mum vorgeschwärmt hat, wie gut du mit Kindern und Tieren umgehen kannst”, verriet ihr einer ihrer Schützlinge an einem verregneten Abend, als sie gemeinsam vor einem schwierigen Puzzle saßen. “Ich glaube, er findet dich toll!”
In dieser Nacht hatte Emily vor lauter Aufregung kaum schlafen können. Wenn Duarte sie wirklich so toll fand, warum hatte er es ihr dann nicht selbst gesagt?
Erst viel später, als sie schon mit ihm verheiratet gewesen war, war ihr klar geworden, dass Duarte sie damals nur in sein Haus geholt hatte, um sie genau zu beobachten. Er hatte in Erfahrung bringen wollen, ob sie über jene Eigenschaften verfügte, die eine für ihn geeignete Ehefrau haben musste.
Still, schüchtern und bescheiden musste sie sein, dachte Emily zynisch. Das waren die Charaktereigenschaften, die Duarte an ihr schätzte. Für welche anderen Qualitäten sollte ein Mann sich sonst interessieren, wenn er eine
“pflegeleichte” Frau brauchte? Eine, die sich hauptsächlich mit Kindern, Hunden und ansonsten wenig geistreichen Dingen beschäftigte und die kaum Aufmerksamkeit von ihm verlangte.
Einige Wochen später war Duarte schließlich noch einmal zu Emily gekommen, um sie für ihre hervorragende Arbeit zu loben und zum Abendessen einzuladen.
“Aber … das ist doch nicht nötig”, hatte Emily verwirrt geantwortet. Sie hatte zwar tatsächlich viele Überstunden gemacht, wäre aber nie auf den Gedanken gekommen, dass Duarte sich deshalb verpflichtet fühlen würde, sich zu revanchieren.
“Nichts aber, ich bestehe darauf”, meinte er und lächelte dabei so charmant, dass ihr Widerstand sofort schmolz. “Also heute Abend … um acht?”
Emily konnte nur noch nicken. Und als sie Duarte abends schließlich in einem eleganten Restaurant gegenübersaß, verschüttete sie vor lauter Aufregung ihren Wein und bestellte versehentlich ein rohes Steak, obwohl sie eigentlich ein durchgebratenes hatte haben wollen.
“Warum sind Sie denn so nervös?” fragte Duarte amüsiert.
“Ich … ich bin es nicht gewohnt, mit Fremden auszugehen”, antwortete Emily schüchtern.
“Ich bin doch kein Fremder. Wir kennen uns eine ganze Weile, und unterhalten haben wir uns auch schon oft genug.”
Emily senkte verlegen den Blick. “Schon, aber … von Ihnen zum Essen eingeladen zu werden ist etwas anderes.”
“Das kann man wohl sagen”, bestätigte Duarte trocken. “Ein derart missglücktes Rendezvous hatte ich noch nie.”
Emily sah ihn erstaunt an. “Soll das denn … ein Rendezvous sein?”
“Natürlich. Ich mag Sie, Emily. Genügt das nicht, um eine Frau auszuführen?”
Erst viel später hatte Emily gemerkt, dass das längst nicht reichte, aber sie war so verliebt in Duarte gewesen, dass sie ihn nur durch die berühmte rosarote Brille gesehen hatte. Nicht einmal in ihren kühnsten Träumen hätte sie es für möglich gehalten, dass ein derart reicher und attraktiver Mann wie er sich für ein Mädchen wie sie interessieren könnte.
“Ich mag Sie auch … sehr sogar”, hatte sie wie in Trance geantwortet, und Duarte hatte gelächelt und gleich darauf dem Ober diskret zu verstehen gegeben, das rohe Steak gegen ein durchgebratenes auszutauschen.
Obwohl Emily noch völlig unerfahren gewesen war, hatte sie noch am selben Abend mit Duarte geschlafen. Und als sie im Morgengrauen in seinen Armen aufgewacht war, hatte er sie sanft geküsst und sie gefragt, ob sie seine Frau werden wolle. Emily hatte einfach nur genickt wie eine Marionette und sich dann wieder überglücklich in seine Arme geschmiegt.
4. KAPITEL
Als Emily mit Jamie auf dem Arm nach Duarte das Flugzeug verließ, standen bereits zwei Limousinen auf dem Rollfeld bereit. Emily erkannte die elegant gekleidete Blondine, die aus einem der Wagen stieg, sofort. Bliss arbeitete also immer noch für Duarte.
Doch anstatt eines herzlichen Lächelns, wie Emily es erwartet hatte, erntete sie lediglich einen kühlen Blick von Bliss. Emily konnte sich die Reaktion ihrer Freundin zunächst nicht erklären, doch dann fiel ihr ein, dass Bliss als Duartes
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