Wieder nur ein Spiel
Messerstich ins Herz, denn sie offenbarten nur zu deutlich, wie sehr sie seiner Meinung nach als seine Frau versagt hatte.
“Tut mir Leid, wenn ich nicht so bin, wie du es erwartet hast“, erwiderte sie patzig, um ihren Schmerz zu verbergen. “Aber keine Sorge, deine Frau werde ich sowieso nicht mehr lange sein.”
„Meu Deus! ” rief Duarte entnervt und zog Emily ungeduldig aus dem Wagen.
“Dass ich mich dazu herablassen musste, meiner treulosen Ehefrau hinterherzulaufen, ist schon schlimm genug. Aber dass du jetzt eine derartige Schau abziehst, ist der Gipfel der Unverfrorenheit!”
Ehe Emily sich’s versah, hob er sie hoch wie ein widerspenstiges Kind und trug sie zum Haus. “Lass mich runter!” protestierte sie lautstark, doch Duarte setzte unbeirrt seinen Weg fort. Noch nie hatte Emily erlebt, dass Duarte derart die Beherrschung verlor - erst recht nicht in Victorines Beisein.
“Tut mir Leid, Duarte”, erklärte Victorine und sah ihn dabei entschlossen an.
“Aber ich werde nicht dulden, dass dieses Flittchen unser Haus betritt. Wenn du sie hineinlässt, dann gehe ich!”
„Tu, was du für richtig hältst”, entgegnete Duarte unbeeindruckt und setzte Emily vor der Tür ab. “Dies ist mein Haus, und ich allein bestimme, wer hier reinkommt und wer nicht.”
Emily sah Victorine deutlich an, wie schockiert sie über diese Antwort war, trotzdem wich sie nicht von ihrem Standpunkt ab. “Wenn Izabel dich jetzt sehen könnte”, meinte sie verächtlich, “mit diesem … diesem…” Victorine führte den Satz nicht zu Ende, doch jeder wusste, was sie dachte.
Da wurden Duartes Züge hart. “Lass deine Tochter in Frieden ruhen, Victorine.”
Victorine kniff die Lippen zusammen, dann drehte sie sich wortlos um und ging zurück ins Haus.
“Ich … ich gehe Jamie holen”, sagte Emily nervös. “Er ist noch im Wagen.”
“Du bleibst hier”, befahl Duarte. “Die Belegschaft wird sich um ihn kümmern.”
Duarte betrat das Haus und nickte der Haushälterin, die bereits auf Anweisungen zu warten schien, auffordernd zu. Dann zog er Emily hinein und schloss die Tür hinter sich zu.
Emily blickte wie gebannt auf das riesige Bild, das an einer Wand in der Eingangshalle hing - ein Porträt von Izabel, einer rassigen Schönheit in einem prachtvollen dunkelblauen Ballkleid. Wie oft hatte sie, Emily, früher vor diesem Bild gestanden und hatte sich mit dem Gedanken gequält, dass sie Izabel nie das Wasser würde reichen können. Niemals würde sie ihrem Mann so viel bedeuten wie diese Frau.
Izabel war Victorines einziges Kind gewesen und Duartes erste Ehefrau. Vor fünf Jahren war sie zusammen mit seiner Zwillingsschwester bei einem schrecklichen Autounfall ums Leben gekommen. Emily zog sich das Herz zusammen, als sie an die kurze Zeit dachte, die sie mit Duarte als seine Frau verbracht hatte. Wie sehr hatte sie darunter gelitten, dass er Izabel immer noch derart verehrte! Nicht einmal jetzt brachte er es fertig, ihren Namen auszusprechen. Izabels Geist würde für immer dieses Haus beherrschen.
“Bitte geh und sprich mit Victorine, bevor sie eine Dummheit macht“, bat Emily ihn schließlich. “Da ich sowieso nicht hier bleibe, hätte es doch keinen Sinn, wenn sie meinetwegen ausziehen würde.”
“Das ist mein Haus, und du bleibst hier”, beharrte Duarte.
“Aber das kann ich nicht. Wenn Victorine mich schon ablehnt, wie wird dann erst der Rest deiner Familie über mich denken?”
Duartes spöttisches Lachen schmerzte Emily in den Ohren. “Glaubst du etwa, ich hätte in der Zeitung annonciert, dass der größte Taugenichts im Dorf mit meiner Frau geschlafen hat?”
Emily wurde blass. “Ich habe nicht mit Toby geschlafen”, beteuerte sie verzweifelt. “Er hat mich nur ein einziges Mal ge…“
“Willst du mich für dumm verkaufen?” fiel Duarte ihr zornig ins Wort.
“Während du dich in meinem Landhaus vergnügt hast, war ich so naiv, mir über deine Beteuerungen Gedanken zu machen. Aber dann erhielt ich die Bestätigung für deine Schuld von dritter Seite. Also war ich nicht der Einzige, der dich mit Toby gesehen hat!”
Emily runzelte die Stirn. “Was soll das heißen? Wie kann jemand etwas gesehen haben, das nie stattgefunden hat?” Emily dachte einen Moment nach.
“War es vielleicht deine Schwiegermutter? Sie hätte bestimmt keine Skrupel, solche Lügen über mich zu verbreiten.”
Duarte schüttelte den Kopf. “Das ist nicht Victorines Art. Sie mag dich zwar nicht, aber
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