Wieder nur ein Spiel
Kindermädchen vor, wobei sie sämtliche Qualifikationen aufzählte, die sie während ihrer langjährigen Tätigkeit als Erzieherin erworben hatte. Zum Schluss wies sie Emily noch darauf hin, dass sie fließend Englisch spreche und ihre Familie seit Generationen im Dienst der Monteiros stehe.
Nachdem die Frau wieder gegangen war, setzte Emily sich frustriert aufs Bett.
Wie konnte Duarte ein Kindermädchen engagieren, ohne ihr etwas davon zu sagen? Wollte er ihr damit zeigen, für wie überflüssig er sie hielt? Glaubte er vielleicht sogar, dass sie unfähig sei, Jamie zu erziehen?
Durch das Haustelefon, das sich in fast jedem Raum befand, bat Emily das Küchenpersonal, ihr das Abendessen auf ihrem Zimmer zu servieren. Da Duarte sie weder sehen noch mit ihr sprechen wollte, war es wohl am besten, ihm von Anfang an aus dem Weg zu gehen.
Emily fragte sich, ob Duarte ihr während seiner Geschäftsreisen immer treu gewesen war. Er hatte selbst gesagt, dass ihm Sex sehr wic htig sei. Deshalb hatte Emily auch nicht verstanden, weshalb er von dem Moment an, als er von ihrer Schwangerschaft erfahren hatte, nicht mehr mit ihr hatte schlafen wollen.
Nachdem sie wochenlang vergeblich gehofft hatte, dass er kommen würde, hatte sie schließlich aus Trotz und verletztem Stolz die Verbindungstür zu seinem Zimmer abgeschlossen, um ihm vorzumachen, dass ihr sein Desinteresse gleichgültig sei.
Emily schüttelte den Kopf. Wie naiv war sie gewesen! Einen Tag nach seinem Heiratsantrag hatte Duarte ihr gestanden, dass er sie nicht liebe, und ihr das Herz damit gebrochen. Es sei nur fair, ehrlich miteinander zu sein, hatte er gesagt.
Selbst jetzt, zwei Jahre danach, taten seine Worte Emily immer noch weh. Sie hatte Duarte geliebt, liebte ihn immer noch, doch durch diese Liebe hatte sie nur gelitten. Machte es überhaupt einen Sinn, eine solche Ehe nur Jamies wegen aufrecht zu erhalten?
Von dem köstlichen Abendessen probierte Emily nur wenig. Danach ging sie ins Bad, um sich frisch zu machen. Emily Monteiro, die unglückliche Ehefrau, dachte sie verbittert, während sie sich im Spiegel betrachtete. Dabei hatte Duarte ihr doch so viel geschenkt. Luxus, Reichtum, finanzielle Sicherheit. Aber war das das Wichtigste in einer Ehe? Warum hatte er ihre Anrufe im Büro nie beantwortet? Weshalb hatte er sie nie gefragt, was sie sich wirklich wünschte?
Hatte Duarte nicht mehr mit ihr schlafen wollen, weil er ihrer überdrüssig geworden war? Hatte er jemals daran gedacht, wie sehr sie unter der Vorstellung litt, er könnte sich heimlich mit üppigen Schönheiten vergnügen? War sie tatsächlich nur dazu da gewesen, ihm einen Sohn zu schenken?
Emily seufzte tief und verließ das Bad. Es hatte keinen Sinn, immer wieder über die gleichen Dinge nachzugrübeln. Stattdessen war es besser, sich auf die Zukunft zu konzentrieren. Sie musste sich um Jamie kümmern, nur das zählte im Augenblick.
Als Emily auf dem Weg zum Kinderzimmer Duartes Lachen vernahm, blieb sie unvermittelt stehen. Da die Tür offen stand, konnte Emily gut hören, wie das Kindermädchen ihm gerade erklärte, wie er das Baby am besten halten sollte.
Emily trat näher und spähte vorsichtig hinein. Duarte saß in einem der bequemen Sessel; hielt Jamie im Arm und versuchte gerade etwas ungeschickt, ihm das Fläschchen zu geben.
“Ich könnte glatt noch zwei Hände brauchen!” jammerte er schalkhaft auf Portugiesisch.
Emily zog sich das Herz zusammen. Anstatt seine eigene Frau um Unterstützung zu bitten, ließ er sich vom Kindermädchen zeigen, wie man mit einem Baby umging. Bitter enttäuscht zog Emily sich wieder auf ihr Zimmer zurück. Niemand schien sie hier zu brauchen. Nicht einmal Jamie hatte weinend nach ihr verlangt.
Als Emily sich eine Stunde später wieder in Jamies Zimmer wagte, war er allein und schlief tief und fest in seinem Bettchen. Wie gern hätte sie ihn jetzt herausgeholt und liebevoll an sich gedruckt. Emily hatte allerdings gesehen, dass das Babyphon angeschlossen war. Wenn Jamie auch nur einen Laut von sich geben würde, würde das Kindermädchen auf der Stelle hier sein, und sie, Emily, würde dastehen wie ein ertappter Eindringling. Deprimiert verließ sie das Kinderzimmer - und traf im Gang prompt auf Victorine.
„Jetzt hast du ja endlich, was du wolltest”, warf die ältere Frau ihr feindselig vor. “Ein Kind von Duarte. Bist du nun zufrieden?”
“Du brauchst meinetwegen wirklich nicht auszuziehen”, versuchte Emily sie zu
Weitere Kostenlose Bücher