Wiedersehen in den Highlands - Roman
ein bisschen zu unterhalten.«
»Und warum, bitte schön?«, fragte Eunice.
»Wenn ich mich nicht irre, sind Sie Nevilles Fels in der Brandung.«
»Nun«, Eunice war nicht zu erschöpft, um sich ein wenig in die Brust zu werfen, »nun, es ist sehr freundlich von Ihnen, das zu bemerken, Mrs. Fergusson.«
»Walter sagt mir, dass Sie mehr als nur Nevilles Ohr haben; Sie besitzen auch sein Vertrauen.«
»Es ist wahr, dass sich Nev ... Mr. Hewitt in häuslichen Angelegenheiten auf meine Meinung stützt«, gab Eunice zu.
»Ist sie denn häuslich? Das Mädchen, die Tochter?«
»Rose? Oh, ja«, antwortete Mrs. Prole. »Rose ist sehr häuslich.«
»Wie hat sie die Fakten erworben?«
»Fakten?«
»Die Fakten der Natur, die alle jungen Mädchen sicher beherrschen müssen.«
»Ich habe ihr die Zyklen des Mondes natürlich erklärt.«
»Und das andere?«
»Und was wäre dieses ›andere‹, Mrs. Fergusson?«
»Babys.«
Mit leicht zitternden Händen nahm Eunice die silberne Teekanne und schenkte sich einen Fingerhut voll ein. Sie sah auf, lächelte matt und schüttelte die Kanne vor Mrs. Fergusson. »Noch einen Schluck?«
»Nein, danke.«
Eunice umklammerte die Kanne mit beiden Händen und stellte sie wieder auf dem Untersetzer ab. »Übrigens, Ihre Lauchpastete war ganz ausgezeichnet. Ich muss unbedingt das Rezept für ...«
»Weiß sie über Männer Bescheid?«, unterbrach Flora Fergusson sie.
»Sie ist vor ihnen gewarnt worden, wenn es das ist, was Sie meinen.«
»Ist sie geeignet, eine Ehefrau zu sein?«
»Nun, sie ist kerngesund und von guter Abstammung.«
»Aye, die Abstammung ist wichtig. Wie ist ihre Mammy gestorben?«
Allmählich dämmerte Eunice, dass Rose nach denselben Kriterien begutachtet wurde, die Walter Fergusson vielleicht bei der Auswahl einer Färse wichtig waren. Sie antwortete: »Schwindsucht.«
»Erblich?«
»Das vermag ich wirklich nicht zu sagen.«
»Ist ihre Großmama noch am Leben?«, erkundigte sich Mrs. Fergusson.
»Längst verstorben.«
Die Frau des Viehzüchters legte die Stirn in Falten, führte die Tasse mit beiden Händen an die Lippen und trank geräuschvoll von dem heißen Gebräu. Sie war ungewöhnlich klein, fast zwergenhaft. Eunice ging der Gedanke durch den Kopf, dass Walter seine Braut nicht dem Gewicht oder auch nur dem Aussehen nach ausgewählt hatte. »Wie dem auch sei«, erklärte Mrs. Fergusson, »mein Lucas hat es sich in den Kopf gesetzt zu heiraten.«
»Mr. Hewitts Tochter, Rose?«
»Im Augenblick ist er nicht sehr wählerisch, doch er scheint Ihrem Mädchen den Vorzug zu geben, aye.«
»Sie ist nicht ›mein Mädchen‹, Mrs. Fergusson.«
»Aber Sie haben sie großgezogen.«
»Ich habe dabei geholfen«, räumte Eunice ein.
»Und Sie haben Einfluss auf sie.«
»Ja, ich nehme es an«, sagte Eunice. »Aber falls Sie heute gekommen sind, um über eine Ehevereinbarung zu sprechen – es steht mir nicht zu ...«
»Es ist zu früh für ein Gespräch dieser Art«, warf Flora Fergusson ein. »Zuerst muss sie gewonnen werden.«
»Gewonnen?«, fragte Eunice. »Sie meinen, umworben?«
»Aye, das auch, doch es ist mehr als das«, erwiderte Mrs. Fergusson. »Sehen Sie, unser Lucas ist ein sensibler Junge. Man sieht es ihm vielleicht nicht an, aber er ist eine sanfte Seele und scheu wie ein Reh, trotz allem, was wir unternommen haben, um ihn zu korrigieren.«
»Er macht keinen scheuen Eindruck«, entgegnete Eunice sanft.
»Das ist er, glauben Sie mir, das ist er«, knurrte Mrs. Fergusson. »Er ist ...«, sie suchte nach dem richtigen Wort, »... beeinflussbar.«
Eunice nickte. »Leicht zu verführen.«
»Er braucht eine Frau, die ihm zeigt, wo es langgeht, eine Frau mit ein bisschen Mumm, die ihn durchs Leben steuert und sein sanftes Wesen nicht ausnutzt, weder im Schlafzimmer noch außerhalb davon.«
»Im Schlafzimmer?«
»Er hat Angst vor Frauen.«
»Ich dachte, er würde es mit ...« Eunice biss sich auf die Zunge.
»Und da er nun einmal so leicht zu verführen ist, müssen wir ihn an die Kandare nehmen, bevor er sich die Art Ärger einhandelt, die uns teuer zu stehen kommen würde.« Mrs. Fergusson stellte ihre Tasse ab, beugte sich vor, bis ihr Kinn fast auf der Tischdecke ruhte, und sah mit finsterer Miene zu der Haushälterin hoch. »Es gibt heutzutage allzu viele Verlockungen für einen jungen Mann, allzu viele derbe Mädchen, die ihn am liebsten an ... an der Nase packen und Anspruch auf ihn erheben wollen. Anspruch auf ihn und auf einen Teil
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