Wiedersehen in den Highlands - Roman
schönen Tag oder zwei, um dieses verdammte Feld zu besäen.«
»Ein verdammtes Feld, das ist es allerdings«, murmelte Tom, und als Henry wieder auf den Wagen geklettert war, trieb er die Pferde zu noch mehr Eile an als zuvor.
Eunice Prole war noch nicht allzu munter, als sie gegen zwei Uhr von einem zögerlichen Klopfen zur Tür gerufen wurde. Dorothy war noch nicht wieder zur Arbeit erschienen. Der Sohn des Rattenfängers hatte ihnen mitgeteilt, sie sei nach wie vor sehr geschwächt. Mr. McFee, der Vorsteher des Waisenhauses, wollte Dorothy noch nicht aufstehen lassen und hatte auf Kosten der Gemeinde sogar nach Dr. Glendinning geschickt, damit er ein zweites Mal nach ihr sah. Rose bekundete ihre Besorgnis um das Hausmädchen, doch Eunice, die noch immer kränkelte und schwach auf den Beinen war, knurrte, ein rotznasiges Waisenmädchen werde – auf Gemeindekosten – mit mehr Aufmerksamkeit überhäuft, als es verdient habe.
Die Haushälterin war auf den Beinen und angezogen, auch wenn sie eine Ewigkeit benötigte, um einfache Tätigkeiten zu verrichten, die sie so erschöpften, dass sie sich danach erst einmal hinsetzen und ausruhen musste. Rose war gern bereit, die Bürde der Haushaltsführung auf sich zu nehmen, und erwies sich als verblüffend geschickt darin. In weniger nachsichtigen Augenblicken war Eunice geneigt zu glauben, dass eine gelegentliche ordentliche Tracht Prügel das Mädchen in eine höfliche, fleißige und leidlich folgsame junge Frau verwandelt hatte, denn im Moment war sie auf die Tochter des Hausherrn zu sehr angewiesen, um ein Element von Gerissenheit in Rose’ Gehorsam zu erkennen.
Nachdem sie eine Weile umständlich am Schloss herumgefummelt hatte, gelang es Eunice endlich, die Tür zu öffnen. Sie blinzelte mit matten Augen ins Tageslicht. »Ja?«
»Ist Mr. Hewitt zu Hause?«
»Nein, er ist in der Manufaktur.«
»Miss Hewitt, Miss Rose Hewitt?«
»Ausgegangen, um Einkäufe zu erledigen«, sagte Eunice. »Und wer, wenn ich fragen darf, sind Sie?« Die Frau war ihr nicht gänzlich unbekannt. Eunice glaubte, sie schon mehrmals gesehen zu haben, war ihr aber, soweit sie sich erinnern konnte, nie vorgestellt worden. Sie versuchte angestrengt, einen Namen mit dem kleinen, wettergegerbten Gesicht zu verbinden.
»Mrs. Fergusson, Mrs. Walter Fergusson«, half ihr die Frau auf die Sprünge.
»Ah! Oh! Aye, natürlich«, murmelte Eunice. »Entschuldigen Sie!«
»Sie sind die Haushälterin, habe ich recht?«
»Das ... das bin ich.«
»Das ist gut genug«, sagte Lucas’ Mutter und schob sich ins Haus.
Der Umhang war wasserdicht und die Kapuze groß genug, um den Regen abzuhalten, aber das Kleidungsstück war dick und eng anliegend, sodass Rose schwitzte, während sie ins Stadtzentrum eilte. Sie ging zuerst zum Waisenhaus, um nach Dorothy zu sehen, die dem Tod offenbar nicht ganz so nahe war, wie Loon ihr erzählt hatte.
Das Mädchen saß auf einem Stuhl mit niedriger Lehne neben dem Herd, der den langen Raum beherrschte. Drei oder vier andere Leute waren außer ihr anwesend, doch als Rose von Mr. McFee, einem streng blickenden, aber freundlichen alten Burschen, hereingeführt wurde, huschten sie davon und ließen Rose mit ihrer kränkelnden kleinen Magd allein.
Die arme Dorothy sah blass und verschrumpelt aus, als hätte das Fieber sie ohne Übergang aus der Kindheit in ein verfrühtes Greisenalter geworfen. Sie trug ein geflicktes Nachthemd und ein Paar Männerstrümpfe, und eine saubere, aber zerschlissene Decke lag über ihren Schultern. Dorothy freute sich, Rose zu sehen, und nahm die Mitbringsel ihrer Herrin – ein Stück Zuckerkuchen und zwei Äpfel – dankbar entgegen, hatte jedoch nicht die Kraft, eine lange Unterhaltung zu führen. Rose brach bald wieder auf, denn sie hatte an jenem Nachmittag noch viel zu erledigen und nicht mehr viel Zeit dafür.
Sie eilte durch die Straße hinter dem Marktplatz und weiter die Gasse hinunter zur Brücke. Der Fluss stand hoch, und er war laut, aber in ihrer Hast bemerkte sie es kaum. Als sie auf den Weg einbog, der zu Tassie Landles’ Laden führte, begegnete sie Tom Brodies Freund, Peter Frye, der sein Pferd vorsichtig am Vorderzügel den rutschigen Hang von dem Laden hinaufführte.
»Na, so was«, sagte er, »wenn das nicht Miss Hewitt ist. Was für eine angenehme Überraschung!«
Er sah gewiss nicht schlecht aus, fand Rose, doch er war nur ein, zwei Jahre älter als sie selbst und schien, verglichen mit Tom oder auch nur Lucas,
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