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Wiedersehen in den Highlands - Roman

Wiedersehen in den Highlands - Roman

Titel: Wiedersehen in den Highlands - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Stirling
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griff nach der Brandyflasche und einem Glas und schenkte sich einen großzügigen Schluck des feurigen Getränks ein.
    »Schon besser, Kumpel«, sagte Tom. »Ein bisschen angetrunkener Mut wird dir guttun.«
    Mit einem Zeigefinger schob Henry das Glas über den Tisch. »Hier«, sagte er leise. »Trink das, Tom! Trink es aus und zeig uns, was für ein Prachtkerl du bist, denn du wirst allen Mut brauchen, den du aufbringen kannst, wenn du Miss Betsy McBride auch nur ein einziges Mal je wieder beleidigen solltest.«
    »Oh, verstehe«, erwiderte Tom vorsichtig. »Und was, wenn ich es – sagen wir, versehentlich – doch tue?«
    »Dann werde ich dich zusammenschlagen«, antwortete Henry. »Ich werde dich zusammenschlagen, ob betrunken oder nüchtern, bis du nicht mehr aufstehen kannst.«
    Einen Augenblick lang schien es, als wollte Tom aufspringen und seinen Bruder an der Kehle packen, doch dann schlug seine Stimmung wie eine vorüberziehende Wolke auf einmal um. Er lehnte sich zurück und lachte. »Ach, Henry«, sagte er. »Verstehst du denn nicht? Ich bringe unserer Miss McBride ebenso viel Respekt – aye, und ebenso viel Zuneigung – entgegen wie du. Und dennoch, dennoch ...« Er griff nach dem Glas. »Nichts liegt mir ferner, als guten Brandy verkommen zu lassen. Willst du nicht einen Schluck mit mir trinken, Betsy? Es ist mehr als genug für uns zwei, da mein Bruder offenbar entschlossen ist, nüchtern zu bleiben.«
    Er hob das Glas und schaute sie an. Die boshafte, berechnende Härte war aus seinem Blick gewichen. »Trink mit mir, meine Liebe, und lass uns zusammen fröhlich sein, so fröhlich, wie es Leute in unserer Lebenslage nur sein können!«
    Da begriff sie, was er vorhatte, und sie fragte sich, wie er es anstellen würde, wie er sie von den anderen trennen würde.
    »Betsy?« Er hielt ihr das Glas hin.
    »Nein«, sagte sie schließlich, »nein.« Und dann sah sie mit einem leichten Schaudern zu, wie er das Glas leerte.
    Vollgestopft mit Rindfleisch und Rotwein, nickte Janet bald nach dem Abendessen auf ihrem Nähstuhl ein. Sie schlief in einer eleganten Pose, die Knie aneinandergepresst, die Hände im Schoß gefaltet, während ihr das helle Haar in die Stirn fiel. Janet schnarchte nicht, aber von Zeit zu Zeit stieß sie ein unsicheres leises Wimmern aus, als träumte sie, dass sie verfolgt wurde, und könnte sich nicht entscheiden, ob sie geschnappt werden wollte oder nicht.
    Von Conns Geld hatten sie sich ein schönes Weihnachtsessen leisten können, und als Henry einen Toast auf ihren irischen Wohltäter ausbrachte, stimmte sogar Tom ohne Genörgel mit ein. Betsy hatte den Verdacht, dass Tom sich so rasch wie möglich betrinken oder vielleicht einen Zustand vortäuschen wollte, in dem jeder Unsinn, den er trieb, und jede rüde Bemerkung auf das Teufelszeug zurückgeführt werden konnte. Aber es war nicht der Teufel in der Flasche, der Betsy ängstigte, sondern der Teufel in dem Mann. Tom stierte sie nicht an, starrte ihr nicht auf die Brüste und unternahm keinen Versuch, sie zu berühren. Dennoch wusste sie, dass er sie begehrte.
    Um zehn Uhr zog sich Agnes zum Schlafen hinter den Vorhang zurück. Um fünf nach zehn wachte Janet auf, stolperte ins Hinterzimmer und schloss die Tür, vielleicht um in Ruhe ihrem Traum nachzujagen. Ein paar Minuten später legte Henry seine Pfeife beiseite, gähnte und ging hinaus, um sich zu erleichtern, während Tom mit ausgestreckten Beinen auf dem kippelnden Stuhl saß und Betsy unverhohlen musterte.
    »Nun, Mädchen«, sagte er, »ist es für dich auch Schlafenszeit, oder wirst du noch eine Weile aufbleiben und mir Gesellschaft leisten?«
    »Sind Sie denn gar nicht müde?«
    »Nein.«
    »Werden Sie die Flasche noch austrinken?«
    »Nein, sie schläft schon. Ich werde sie nicht stören.«
    »Wozu bleiben Sie dann noch auf, Tom? Wollen Sie Weihnachten willkommen heißen?«
    »Weihnachten hat kein Willkommen von mir verdient«, antwortete er. »Neujahr, das ist die Zeit zum Feiern, wenn man all seine Sünden hinter sich lässt und einen neuen Anfang macht.«
    »Was erhoffen Sie sich denn vom neuen Jahr?«, fragte Betsy.
    »Besseres Wetter und eine reiche Ernte«, erklärte Tom. »Aye, ich weiß, Henry denkt, dass ich mir meinen Anteil an Conns Gewinnen nur hinter die Binde gießen werde, doch ich habe mehr Interesse an Hawkshill, als du dir vielleicht vorstellst.«
    Henry kam wieder in die Küche. »Hast du schon wieder meinen Namen in den Schmutz gezogen,

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