Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wiedersehen in den Highlands - Roman

Wiedersehen in den Highlands - Roman

Titel: Wiedersehen in den Highlands - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Stirling
Vom Netzwerk:
Mantel. Sie lag da und sah zu, wie er den Knopf an seiner Hose öffnete und die Bänder schnalzen ließ. Er war hager und behaart, und sein Gesicht wirkte in dem Licht, das von unten darauf schien, grimmig. Betsy raffte ihre Röcke. Sie spreizte die Beine, so weit sie konnte, sah, wie Tom die Faust schloss und sich selbst berührte, einmal, zweimal und schließlich, mit einem Nicken, ein drittes Mal.
    Und dann fiel er wie ein Wolf über sie her, und sie schloss die Augen.

20
    Drei Tage vor Silvester trafen sich die Hewitts und die Fergussons im Vorraum der Gemeindekirche in Drennan. Die Leute in den Kirchenbänken nickten einander vor dem Gottesdienst zu, und während der langen, anstrengenden Predigt über gute Vorsätze und Erlösung tauschten der Fergusson-Junge und das Hewitt-Mädchen Blicke – Blicke, die sich nach der überheblichen Ansicht des Pfarrers für diesen Anlass nicht geziemten.
    Rose hatte viel Zeit damit verbracht, an ihren Haaren herumzubasteln. Auch Lucas hatte einige Aufmerksamkeit auf seine Frisur verwandt, auf die Krawatte, das Seidentaschentuch und den Malacca-Gehstock aber letztendlich verzichtet und sich anstelle der Ziegenlederhandschuhe für ein Paar wollene Fäustlinge entschieden, mit denen er nicht so sehr wie ein Schuljunge, sondern vielmehr wie ein Pensionär aussah. Er trug jedoch noch immer den hohen Hut, und als er durch die Pforte der Kirche trat und vor Rose stehen blieb, verbeugte er sich und ließ den Hut auf die Steinfliesen fallen.
    Lukie wird immer etwas von einem Clown an sich haben, dachte Rose, doch sie konnte nicht umhin, das Licht zu sehen, das in seinen Augen glänzte, ein Licht, das von Liebe sprach, durchaus schlicht und durchaus ergreifend. »Lucas? Geht es dir gut?«
    »Aye, Rosie. Und dir – geht es dir gut?«
    »Sehr gut, danke.«
    »Kein Fieber?«
    »Nein, kein Fieber.«
    »Ich auch nicht.«
    »Oh, das ist gut, sehr gut.«
    »Kannst du ein paar Schritte gehen?«, fragte er.
    »Ich kann ein paar Schritte gehen«, sagte Rose, »und ich werde ein paar Schritte gehen, wenn du es wünschst?«
    »Aye, ich wünsche es mir.«
    »Wie weit möchtest du denn mit mir gehen, Lukie?«
    Er zögerte und versuchte, so vermutete Rose, sich der Antwort zu entsinnen, die er sich aller Wahrscheinlichkeit nach schon zurechtgelegt hatte. »Bis zum ... bis zum Ende der Welt.«
    Sie bot ihm den Arm. »Bis zum Ende der Thimble Row wird fürs Erste genügen«, erwiderte sie. »Ich glaube, du bist zum Tee bei uns eingeladen.«
    »Tee?«
    »Und Kuchen«, sagte Rosie.
    »Oh, Kuchen!«, rief Lucas. »Lecker, lecker!«
    Sie brauchte einen Augenblick, um zu begreifen, dass er sich über sich selbst lustig machte, was etwas war, zu dem Tom Brodie sich niemals würde hinreißen lassen.
    Die beiden gingen zwischen der versammelten Gemeinde neben der Pforte hindurch und den rissigen Gehsteig hinunter in Richtung Market Street. Rose war bewusst, dass sich Nancy Ames irgendwo in der Menge aufhielt – und zweifellos mit ihren hässlichen Zähnen knirschte – und dass Papa und Mrs. Prole sich in Mr. Fergussons Kutsche zwängen und bald winkend an ihnen vorbeirollen würden. Aber Lucas und sie waren zu sehr mit sich beschäftigt, um auf die vorbeiziehende Menge rings um sie zu achten oder zu bemerken, dass an der Mauer von Caddy Crawfords Taverne die alte Hexe, Tassie Landles, lehnte und sie nicht aus den Augen ließ.
    Tom hatte sie zweimal genommen, einmal schnell und dann ein zweites Mal mit langsamen, ruckartigen Bewegungen des Gesäßes; er hatte sie von dem Mantel hochgerissen und gegen die Wand aus losem Stroh gedrückt. Die ganze Zeit hatte er nicht gesprochen, und kränkenderweise hatte er auch seitdem kaum ein Wort mit ihr gewechselt. Selbst im düsteren Licht des Morgens danach – des Weihnachtsmorgens – brachte er es kaum über sich, ihr ein frohes Fest zu wünschen, und hatte sie seitdem gänzlich gemieden oder ignoriert.
    Betsy hatte die Wildheit, mit der er sie genommen hatte und die weit entfernt von dem Gefummel des alten John Rankine gewesen war, aufgewühlt. Sie hatte sich in dem Augenblick zu sehr hinreißen lassen, um Tom richtig einzuschätzen. Als Betsy später darüber nachdachte – und sie dachte an kaum etwas anderes –, fand sie, dass er sie ohne eine Spur von Wärme genommen hatte. Für Tom Brodie, dachte sie, hätte ich jedes beliebige Mädchen sein können.
    In dem beengten Cottage war es unmöglich, Toms feindselige Haltung vor der Familie zu verbergen. Betsy

Weitere Kostenlose Bücher