Wiedersehen in den Highlands - Roman
– ausgerechnet – einen Viertelliter saure Milch dazugab, während Dorothy die zähflüssige Masse im Topf mit einem Holzlöffel »aufrührte«, um es mit Mrs. Proles Worten auszudrücken.
Ein Taschentuch an die Nase gedrückt, schlenderte Rose in die Küche.
»Was ist denn mit dir los?« Mrs. Prole wandte sich um. »Sag mir nicht, dass bei dir ein Fieber im Anzug ist?«
»Nein«, antwortete Rose. »Ist das unser Abendessen?«
Grinsend tauchte Dorothy den Löffel in den Topf und holte ein triefendes Stück Kuhinnereien heraus, das Rose an einen alten Flanelllappen erinnerte.
»Es gibt nichts auszusetzen an einem schönen Teller Kutteln mit Zwiebeln«, sagte Mrs. Prole. »Dein Vater schwärmt sehr dafür. Und ich im Übrigen auch.«
»Nun, ich nicht«, erklärte Rose. »Ich werde mich mit einem Omelett bescheiden, vielen Dank, und einem kleinen Happen von dem gekochten Schinken.«
»Gekochter Schinken ist aus«, sagte Eunice Prole. »Und wenn du ein Omelett willst, dann kannst du dir selbst eines zubereiten.«
»Ich bin mir nicht sicher, ob ich weiß, wie man das macht.«
»Dann ist es höchste Zeit, dass du es lernst«, erwiderte Eunice Prole. »Wie willst du denn je in einer Küche zurechtkommen, wenn du nicht einmal Eier aufschlagen kannst?«
»In einer Küche zurechtkommen?«, fragte Rose. »Wieso sollte ich denn in einer Küche zurechtkommen wollen?«
»Wenn Sie verheiratet sind«, warf Dorothy ein, »dann kann ich Ihnen ein Omelett zubereiten.«
»Siehst du«, sagte Mrs. Prole, »Dorothy versteht es.«
»Versteht was?«
»Dass sich eine Frau in der Küche auskennen muss, wenn sie sich den Respekt ihrer Dienstboten zu verschaffen hofft. Das Problem mit den jungen Männern heutzutage«, fuhr Eunice Prole fort, »ist, dass sie viel zu verhätschelt von ihren Müttern sind. Glaub mir, ein Mann wird dir im Schlafzimmer so manches nachsehen, doch am Essenstisch wird er keine Ausreden akzeptieren.«
»Loon sagt, ich werde eine großartige Köchin sein, und er wird mir zeigen, was ich im ...«
»Dorothy, halt den Mund!«, fuhr Rose sie an. Und an Eunice gewandt, sagte sie: »Soll ich das so auffassen, dass Sie mich darauf vorbereiten wollen, jemandes Ehefrau zu sein?«
Eunice Prole antwortete: »Ich bitte dich, Kind, wir haben doch alle Augen im Kopf. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Mr. Lucas Fergusson die Füße unter deinen Tisch streckt.«
»Wenn Sie glauben, dass ich auch nur das geringste Interesse daran habe, Lucas Fergusson zu heiraten, dann irren Sie sich leider«, erklärte Rose.
»Und warum«, fragte Eunice, »schmachtest du dann nach ihm?«
»Schmachten? Schmachte ich etwa? Natürlich schmachte ich nicht nach Lucas Fergusson.«
»Und nach wem schmachtest du dann?«, erkundigte sich Eunice.
»Nach niemandem.«
»Unsinn! Ich weiß es, wenn ich jemanden schmachten sehe.«
»Oh, Sie sind unmöglich!«, entfuhr es Rose. »Einfach unmöglich.« Sie winkte kurz mit dem Taschentuch und stolzierte davon, durch die Diele und weiter auf den Dachboden, wo der Schnee noch immer dick auf dem Fenstersims und die Temperatur kaum über dem Gefrierpunkt lag.
Als sie das Fenster hochschob, rutschte ein nasser kleiner Schneehaufen ins Zimmer. Rose zog den Ärmel herunter, wischte den Schneematsch beiseite und beugte sich hinaus in die feuchte Abendluft. Sie sah die Thimble Row hinunter zu dem kleinen Ausschnitt der Market Street, wo sie und Lucas so viel Spaß gehabt hatten.
Sie, Rose, war schlauer gewesen, als gut für sie war. Ihre Finte hatte zu gut geklappt. Sie hatte Lucas unterhalten, war von ihm unterhalten worden und – ja – hatte ihn mit ein, zwei zögerlichen kleinen Küssen belohnt, die so ganz anders gewesen waren als die, die sie mit Tom Brodie getauscht hatte. Lucas’ Küsse hatten ihren Lippen keine blauen Flecken zugefügt. Doch Rose war seltsam getröstet gewesen von Lucas’ unbeholfenem Benehmen und bis zur Verlegenheit geschmeichelt, als er sie »sein Schneeglöckchen«, »seinen Blumenkohl«, »seine Osterglocke« und »seinen kleinen braunen Zaunkönig« genannt und ihr dabei ins Ohr gepustet hatte. Rose hatte sich nie als eines dieser Dinge gesehen, schon gar nicht als einen Blumenkohl, aber mit einem Schneeglöckchen und einem kleinen braunen Zaunkönig verglichen zu werden, das hatte ihr gefallen.
Nach dem Abendessen hatte Papa immer darauf bestanden, eine Partie Whist zu spielen, und sie hatte festgestellt, dass Lucas ein durchaus fähiger Partner war. Ihr Vater war
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