Wiedersehen in den Highlands - Roman
dir verwandt«, erwiderte Tom. »Was kümmert es dich, wenn sie nicht erledigt ist?«
»Müssen Sie denn nicht die Saat aussäen, die Henry gekauft hat?«
»Es gibt keine Saat, Betsy.«
»Das heißt, Ihre Mutter hat Mr. Hewitt belogen?«
»Aye, das hat sie«, sagte Tom, »aber nach diesem Samstag wird es keinen Platz mehr für Lügen geben, jedenfalls keine, um Hewitt zufriedenzustellen.«
Obwohl sie allein in der weiten, menschenleeren Landschaft waren, dämpfte Betsy die Stimme. »Kann sie nichts für Sie tun? Rose Hewitt, meine ich?«
»Rose?« Er wirkte verblüfft. »Was könnte sie denn tun?«
»Mit ihrem Daddy reden?«
»Sie hat keinen Einfluss auf ihren Dad.«
»Haben Sie ... haben Sie sie genommen?«
»Das war nie meine Absicht.«
»Absicht oder nicht – haben Sie?«
»Meinst du etwa, ich würde aus Bosheit ein junges Mädchen nehmen, Betsy, oder um damit vielleicht ein Druckmittel gegen den Vater zu haben? Nein, ich beabsichtige, Rose zu heiraten.«
»Aber die Schulden, Tom? Was ist mit den Schulden, die Sie bei Hewitt haben?«
»Die Schulden werden bezahlt werden«, sagte er, und als die ersten Regentropfen fielen, griff er nach seinem Spaten und machte sich verbissen wieder an die Arbeit.
Er lag auf der Seite, mit dem Gesicht zur Wand, und wirkte eher schmollend als krank, fand Betsy. Agnes Brodie zog den Vorhang mit einem Ruck zu. Ein großer Holzbottich war aus der Scheune ins Cottage geschafft und mit warmem Wasser aus dem Maischkessel im Pferdestall gefüllt worden. Ein paar kostbare Brocken Seife waren in ein Käsetuch gedrückt und zwei zerschlissene Handtücher über den Stuhl neben dem Feuer gehängt worden. Betsy wusste, dass sie verhätschelt wurde, doch sie konnte sich keinen Grund dafür denken. Sie hatte vorgehabt, sich wie üblich an der Pumpe zu waschen, und wunderte sich, als sie ins Cottage gerufen wurde, einen Becher Tee mit einem Schuss Whisky in die Hand gedrückt bekam und aufgefordert wurde, ihre Kleider abzulegen.
An diesem düsteren Oktobernachmittag hatte die Dämmerung früh eingesetzt, und gegen halb vier hatte Tom Betsy nach Hause gescheucht. Er selbst war noch immer dort draußen und hackte Furchen in den gepflügten Boden, während der Regen fein wie Spinnweben niederging.
Der Tee sickerte in Betsys Magen, und der Whisky wärmte sie. Das Wasser im Bottich dampfte, und die Holzscheite im Kamin knisterten. Zu erschöpft, um auf Sittsamkeit Wert zu legen, streifte sie ihr Hemd und ihr Mieder ab und schnürte die Röcke auf.
»Henry? Ist er ...«
»Aye«, grinste Janet. »Er späht durch den Spalt in der Wand. Nur zu, McBride, lass ihn deine Kostbarkeiten sehen! Ich möchte wetten, so etwas ist ihm noch nicht unter die Augen gekommen.«
»Achte nicht auf sie!«, meinte Agnes Brodie. »Steig in den Bottich!«
Betsy kletterte in den großen Holzbottich. Sie bedeckte die Brüste mit den Händen, während sie sich in das warme Wasser gleiten ließ. Die Knie bis zur Brust angezogen, versuchte sie vergeblich, sich klein zu machen. Sie zuckte zusammen, als das Seifensäckchen ihre Schulterblätter berührte. Ihr ging der Gedanke durch den Kopf, dass das die Art war, auf die junge Mädchen auf ihre Hochzeit vorbereitet wurden: Sie wurden vom Gestank des Kuhstalls befreit, um schön sauber und rosig für die Hochzeitsnacht zu sein. Agnes drückte etwas Seifenwasser auf Betsys breitem Rücken aus, dann beugte sie sich vor und warf ihr das Seifensäckchen in den Schoß.
Seufzend hob Betsy ein Bein an und begann, sich den Schlamm abzuschrubben.
Mit einem missbilligenden Glucksen äugten drei brütende Hennen aus dem Stroh, und als Henry die Scheune betrat, huschte eine der großen schwarzen Ratten, die sich von den Misthaufen ernährten, an ihm vorbei und schoss in die Dunkelheit davon. Eine Laterne an einem Haken neben der Tür warf einen rauchigen Schatten über die Scheune. Tom hatte sich splitternackt ausgezogen. Anders als die meisten Männer im Adamskostüm schaffte er es, selbst ohne seine Kleider arrogant auszusehen. Nicht zum ersten Mal verspürte Henry einen hässlichen kleinen Stich von Eifersucht, als er die Größe der edlen Teile seines Bruders betrachtete, die zumindest in Henrys Augen gewaltig aussahen.
Tom hatte zwei Kübel und einen eisernen Eimer an der Pumpe gefüllt und eine Hand voll Stroh aus einem Ballen gezogen, die ihm als Waschlappen diente. Jetzt stand er breitbeinig in einer Pfütze schmutzigen Wassers, während er sich schwer keuchend
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