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Wiedersehen in den Highlands - Roman

Wiedersehen in den Highlands - Roman

Titel: Wiedersehen in den Highlands - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Stirling
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habe für Mr. Rankine ein-, zweimal den Marktwagen gefahren.«
    »Wärst du so lieb, Janet nach Drennan zu bringen, um Dr. Glendinning zu holen?«
    Janet sah auf. »Ist es wegen Daddy? Geht es ihm schlechter?«
    »Nehmt den kleinen Wagen und die Stute!«, fuhr Henry fort. »Tom richtet sie schon her. Heute geht eine leichte Brise, also leg dein Schultertuch um, Janet, und vergiss nicht, Daddy einen Kuss zu geben, bevor du gehst.«
    »Wird der Doktor bezahlt werden müssen?«, fragte Betsy.
    »Er wird bezahlt werden, wenn er kommt«, antwortete Henry.
    Janet runzelte die Stirn. »Wenn es so dringend ist, warum reitet Tom dann nicht los, um den Doktor zu holen?«
    »Tom wird hier gebraucht.«
    »Aber ...«
    »Keine Widerrede, Janet, nicht heute«, erwiderte Henry. »Tu, was ich dir gesagt habe, und dann mach dich auf den Weg!«
    »Was, wenn der Doktor nicht zu Hause ist?«, wandte Betsy ein.
    »Wartet bis fünf Uhr bei seinem Haus«, meinte Henry. »Wenn Glendinning bis dahin nicht zurück ist, kommt nach Hause, so schnell ihr könnt.«
    Betsy holte ihr Tuch und legte es sich um die Schultern. Janet schlüpfte hinter den Vorhang, und Betsy hörte die sanfte und leise Stimme des alten Mannes, die sie tröstete. Sie blähte die Wangen, steckte die Enden ihres Schultertuchs in den Gürtel und ging in den grauen Tag hinaus. Tom hatte die kleinere der beiden Stuten bereits vor den Wagen gespannt. Er stand wie ein Knecht neben dem Kopf des Tieres und hielt die Zügel in einer Hand. Nur kurz sah er Betsy an und wandte den Blick dann ab. Sie wollte ihn am liebsten in den Arm nehmen, doch er war steif und förmlich, und sie wusste, dass er sie nur wegstoßen würde.
    Also kletterte sie schweigend auf den Wagen und ergriff die Zügel. »Er wird die Nacht nicht überleben, habe ich recht?«, sagte sie.
    »Nein«, antwortete Tom. Damit ging er wortlos zurück ins Cottage und schloss hinter sich die Tür.
    Die meisten Leute waren der Ansicht, dass Tassie Landles nichts als eine Scharlatanin war, deren Weissagungen zu sehr von der Leichtgläubigkeit einfältiger junger Mädchen abhingen, um ernst genommen zu werden. Trotzdem waren es nur mutige Männer oder verzweifelte Frauen, die sich an Halloween nach Einbruch der Dunkelheit in die Nähe von Tassies Laden wagten, und ein paar Abergläubische wollten nicht einmal hinuntersehen, wenn sie die Ramshead-Brücke überquerten, damit die alte Frau nicht beleidigt war und sie mit dem bösen Blick bannte.
    Peter Fryes Mutter hatte mehr Grund als die meisten, Tassies Zorn zu fürchten, aber Peter und sein Bruder waren überzeugt, dass ihr »Tantchen« kaum mehr als eine Trickbetrügerin war, die sich gut mit den heilenden Eigenschaften von Kräutern auskannte, eine Kunst, die eher mit Medizin als mit Magie zu tun hatte. Doch wenn einer der Jungen in jener stockfinsteren Oktobernacht in das Cottage unter der Brücke gestolpert wäre, wäre er vielleicht weniger skeptisch gewesen, denn die Zeremonie, mit der Tassie Landles zugange war, war nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.
    Die Gerüchte, Tassie hätte ihre Gaben von einem Haufen Hexen aus Renfrewshire geerbt, entbehrten jeder Grundlage. Sie hatte ihre Kunst von ihrer Pflegemutter, Alice Landles, erlernt, der man zufälligerweise ein aufnahmefähiges Kind übergeben hatte, um es gemeinsam mit ihren eigenen unbegabten Söhnen großzuziehen.
    Nachdem sie von der Isle of Man vertrieben worden waren, hatten sich Alice’ Vorfahren in Ayrshire niedergelassen, wo sie über die mütterliche Linie eine Reihe von Wahrsagerinnen, Hellseherinnen und Heilerinnen hervorgebracht hatten. Dabei hatten sie darauf geachtet, die dunkleren Seiten ihrer Berufung geschickt zu verbergen. Nur ein Einziger aus dem Landles-Clan, »Bloody« Jarvis Garvie, ein Hexenmeister mit etwas verweichlichten Zügen und einer Vorliebe für Blut, war je so töricht gewesen, sich zu offenbaren, und hatte am zehnten Dezember 1696 ein schauriges Ende am Galgen an der alten Kreuzung von Ayr genommen. Und selbst jetzt, fast ein Jahrhundert später, hatte er noch immer die Gewohnheit, lästig zu werden, indem er ungebeten erschien, um schlechte Neuigkeiten aus dem Jenseits zu überbringen.
    Die Feste und Feiertage der Jahreszeiten bedeuteten Drennans apfelwangiger Eierverkäuferin nichts. Tassie war bei Weitem zu besonnen, um sich mit den Hexenzirkeln von Ayrshire abzugeben. Sie verachtete die leiernden oder kreischenden, halb wahnsinnigen Frauen, die behaupteten, mit Dämonen im

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