Wiedersehen in den Highlands - Roman
glauben. Er weiß, was sich wirklich zugetragen hat und wie sein Daddy gestorben ist.«
»Großer Gott!«, murmelte Mr. Ogilvy. »Wollen Sie etwa andeuten, der alte Brodie wurde ...«
»Schscht, Sir!« Tassie legte einen Finger an ihre Lippen. »Hier geht es um mehr, als irgendeiner von uns wissen muss. Wirst du Tom erzählen, was ich dir gesagt habe, Peter?«
»Was denn? Was muss ich ihm erzählen?«
»Dass all seine Versprechen erfüllt werden müssen, bevor der Geist Frieden finden kann.«
»Wenn Peter es ihm nicht sagt«, warf Mr. Ogilvy ein, »dann werde ich es tun.« Peter schnellte herum. »Erzähl mir nicht, dass du ihr glaubst, Robert?«
»Ich bedauere sehr, aber das tue ich«, antwortete Mr. Ogilvy.
Dann half er Tassie auf den Wagen, um sie nach Hause nach Drennan zu fahren, und ließ einen völlig perplexen Peter zurück, der nun selbst zusehen musste, wie er mit Tom Brodie zurande kam.
10
Mr. Fergusson war fast die ganze Woche nicht in der Stadt gewesen. Er war nach Wigton gereist, um ein paar einjährige Kälber abzuholen, und einen Teil des Heimwegs mit den Viehtreibern geritten.
Nach seiner Rückkehr brauchte er nicht lange, um sich mit seinem Freund Neville Hewitt in Caddy Crawford’s zu verabreden. Er war ganz und gar nicht auf den ungestümen Auftritt des Flachsfabrikanten vorbereitet, der beim Betreten des Wirtshauses fast die Tür aus den Angeln riss, oder auf die Hast, mit der Neville am Tresen nicht nur eines, sondern gleich zwei Gläser Brandy leerte.
»Neville, was in aller Welt ist denn in dich gefahren?«, fragte Mr. Fergusson.
»Dieser Dreckskerl ist mir weggestorben«, knurrte Neville Hewitt.
Mr. Fergusson führte seinen Freund in den Garten, setzte ihn auf eine Bank und verabreichte ihm noch einen Schluck Brandy aus der Flasche.
»Die Totenwache, der Leichenschmaus, wie immer du es nennen willst«, schäumte Neville Hewitt, »findet in diesem Augenblick statt, und zweifellos tanzen die verdammten Brodies um den verfluchten Sarg, um die Tatsache zu feiern, dass sie mich besiegt haben.«
»Je mehr sie tanzen, desto mehr werden sie trinken«, bemerkte Mr. Fergusson. »Und je mehr sie trinken, desto mehr werden sie ausgeben.«
»Mein Geld – jeder Bissen – mein Geld.«
»Nun, das mag sein, doch leisten können sie es sich nicht.«
»Leisten? Gar nichts können sie sich leisten!«
»Wenn sie auf Pump trinken, dann kaufen sie kein weiteres Saatgut, oder?«
Mr. Hewitt kippte ein viertes Glas Brandy. Die brennende Flüssigkeit schien ihn eher zu beruhigen, als noch mehr in Rage zu bringen. Er packte Mr. Fergusson am Ärmel und sagte: »Da hast du recht, Walter, da hast du recht. Sie werden vielleicht mein Geld mit dem Leichnam des alten Dreckskerls zu Grabe tragen, aber sie tragen auch ihre Zukunft zu Grabe. Ha! Ja! Du hast recht!«
»Natürlich habe ich recht«, erwiderte Mr. Fergusson bescheiden. »Die Brodies sind Leute von gewöhnlichem Schlag, die sich lieber lautstark über Ungerechtigkeit beklagen würden, als Besonnenheit an den Tag zu legen. Sie werden dir und Gott und dem Wetter die Schuld geben, ohne sich je an die eigene Nase zu fassen. Mit einem Wort, sie sind Opfer ihres eigenen primitiven Wesens.«
»Wahr, wohl wahr.«
»Du und ich, Neville, wir wissen es besser.«
»So ist es, so ist es.«
»Es ist nur eine Frage der Zeit, bis ihr primitives Wesen sie einholen wird. Die Halbjahrespacht, die im Mai fällig ist, beläuft sich auf wie viel?«
»Fünfunddreißig Pfund.«
»Nicht unbedingt viel für umsichtige Gentlemen wie uns, Neville, aber für müßige Verschwender wie die Brodies ist es ein Vermögen.«
Neville nickte. »Hm, ich kann sehen, worauf du hinauswillst, Walter.«
»Steckst du in Nöten?«
»Wie bitte?«
»Finanziellen Nöten.«
»Nein, ich ... nun ja ... es gab schon bessere Zeiten«, räumte Mr. Hewitt ein.
»Kannst du dich bis Mai über Wasser halten?«
»Aye.«
»Dann versuch das«, sagte Mr. Fergusson. »Halt dich bis Mai über Wasser, sieh zu, dass du die Brodies loswirst – und wir werden im Sommer eine Hochzeit feiern.«
»Hochzeit?«
»Deine Tochter und mein Sohn«, antwortete Mr. Fergusson. »Dachtest du etwa, ich hätte das Projekt aufgegeben, Neville?«
»Warum bis zum Mai warten?«
»Soweit ich verstanden habe, ist deine Tochter noch immer in Brodie vernarrt. Ich will nicht, dass mein Junge mit einer grollenden Ehefrau geschlagen ist. Es ist besser für uns alle – auch für Rose –, wenn sie Brodie den Laufpass
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