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Wiedersehen in den Highlands - Roman

Wiedersehen in den Highlands - Roman

Titel: Wiedersehen in den Highlands - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Stirling
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sich, nicht einmal einen Stock, um sich darauf zu stützen. Als er die Zügel anzog und von seinem Pferd stieg, sah sie auf, blähte die Wangen und stieß zum Gruß ein seltsam schnalzendes, entschuldigendes Geräusch aus.
    »Tante Tassie«, sagte Peter, »was machst du denn so weit von zu Hause?«
    »Aye, für alte Beine ist es allerdings ein langes und anstrengendes Stück Weg. Ich kam in der Hoffnung, dich abzupassen, bevor du den Hügel hochreitest.«
    »Du hast das von Mr. Brodie gehört?«
    Tassie nickte. »Aus dem Maul des Pferdes.«
    Peter kauerte sich neben die Frau. »Was meinst du damit, ›aus dem Maul des Pferdes‹, Tante Tassie?«
    »Er ist gestern Nacht zu mir gekommen.«
    »Wer ist zu dir gekommen?«
    »Er ist durch Bloody Jarvis zu mir gekommen.«
    »Geht es dir gut?«, fragte Peter.
    »Erinnerst du dich nicht mehr, welche Nacht das war?«
    »Halloween«, antwortete Peter. »Unsere Dienstboten hatten einen Heidenspaß.«
    »Jarvis kommt manchmal an Halloween«, sagte Tassie. »Er kommt durch die Tür, mit Botschaften von Seelen in Not.«
    »Geistern, meinst du?«
    »Sie sprechen zu mir, weißt du.«
    »Was hat dieser – äh – Jarvis denn gesagt, das dich hierher nach Hayes geführt hat?«
    »Er findet keinen Frieden.«
    »Jarvis?«
    »Der Farmer, Matthew Brodie.«
    Peters Mund wurde trocken. Er sah sich um, aber Mr. Ogilvy hatte seine Hutkrempe heruntergeschlagen, sodass sein Gesicht nicht zu sehen war. Peter ergriff die Hand seiner Tante. Ihre Finger waren eingerollt, ihre Knöchel eiskalt. Er vermochte nicht zu sagen, ob sie die Wahrheit sprach oder ob ihre Wahrheit nur Selbstbetrug war.
    Am vergangenen Abend hatten die Copplestone-Dienstboten einen großen Bottich mit Wasser im Hof aufgestellt, und während er selbst von der Tür und seine Eltern vom Fenster aus zugesehen hatten, hatten sie einander immer wieder untergetaucht, als spielten sie zum Spaß einen Hexenprozess nach. Danach waren sie, das jüngste der Mädchen voran, in den Küchengarten gezogen, um Wurzeln aus der Erde zu reißen und an ihnen zu messen, wie potent ihre künftigen Ehemänner sein mochten.
    Anfangs hatte Peter über ihr seltsames Gebaren gelacht, aber seine Herablassung war nach und nach einem gewissen Unbehagen gewichen, als die Mädchen und Jungen – und auch erwachsene Männer und Frauen – über das Parkgelände zur Ruine der alten Kirche von Copplestone gezogen waren. Vielleicht eine Stunde später hatte er das Pfeifen eines Dudelsacks gehört und Flammen hochschlagen sehen und vom Wind getragene Rufe und Schreie vernommen, die vielleicht, vielleicht auch nicht Fröhlichkeit bedeuteten.
    An diesem Morgen waren die Hausangestellten mürrisch und bedrückt gewesen, nicht nur ernüchtert, sondern auch aufgeschürft und zerkratzt, als wäre dieses Spiel, das sie dort getrieben hatten, so grob gewesen, dass Blut geflossen war.
    »Dieser Jarvis«, sagte er, »ist er lebendig oder tot?«
    »Tot, lange tot.«
    »Aber er kommt zurück, oder, wenn du ihn rufst?«
    »Ich kann ihn nicht rufen. Er kommt und geht, wie es ihm beliebt.«
    »Und dieses Wesen war es, das dir erzählt hat, dass Matthew Brodie gestorben ist?«
    »Aye, Jarvis hat mir die Nachricht überbracht.«
    Peters Nackenhaare stellten sich auf. »Wann ist diese Erscheinung denn zu dir gekommen?«
    »Gegen zehn oder bald darauf.«
    »Erwartest du von mir etwa zu glauben, dass du durch ein Gespenst von Mr. Brodies Tod erfahren hast?«
    »So war es«, sagte Tassie.
    »Ich hatte keine Ahnung«, erwiderte Peter, »dass du solch geheimnisvolle Gaben besitzt.«
    »Ich würde nicht darüber reden, wenn ich nicht eine Botschaft erhalten hätte.«
    »Eine Botschaft?« Peter verlagerte nervös sein Gewicht. »Für mich?«
    »Für Tom Brodie.«
    »Von wem ist die Botschaft denn?«
    »Von seinem Vater«, erklärte Tassie. »Matthew Brodie findet keinen Frieden. Wegen der Umstände, die zu seinem Tod führten, sucht er noch immer nach einer Ruhestätte. Sag Tom, dass sein Daddy nach wie vor bei ihm ist und dass seine Versprechen erfüllt werden müssen.«
    »Was hat das zu bedeuten, Miss Landles?«, warf Mr. Ogilvy ein.
    »Tom Brodie wird wissen, was es zu bedeuten hat.«
    »Wie kann ich ihm denn eine Botschaft aus dem Jenseits überbringen, wenn der Leichnam des Alten noch aufgebahrt im Haus liegt?«, fragte Peter. »Tom wird denken, dass ich den Verstand verloren habe.«
    Tassie legte eine Hand auf die Schulter des jungen Mannes und stemmte sich hoch. »Er wird dir

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