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Wiedersehen in den Highlands - Roman

Wiedersehen in den Highlands - Roman

Titel: Wiedersehen in den Highlands - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Stirling
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auch nicht. Und, meine liebe Dame, anstatt mir Vorhaltungen zu machen, sollten Sie mir lieber dankbar dafür sein, dass ich ihm behilflich war.«
    »Woher kommt denn diese Kutsche?«
    »Ich habe einen Jungen zu mir nach Hause geschickt, sie und Lucas zu holen.«
    »Nun«, sagte Mrs. Prole, »dafür haben Sie, nehme ich an, unseren Dank verdient, aber warum haben Sie Mr. Hewitt überhaupt erst in diesen erbärmlichen Zustand gebracht?«
    »An seinem Rausch bin ich nicht schuld«, widersprach Mr. Fergusson. »Wenn wir Glas um Glas gleich viel getrunken hätten, würde ich dann jetzt nüchtern und aufrecht vor Ihnen stehen?«
    Die Haushälterin äugte hinunter auf den Mann auf dem Boden. »Neville hat gewiss Grund genug, sich zu vergessen«, sagte sie. »Maß zu halten war ihm ausnahmsweise nicht vergönnt.«
    »Möchten Sie, dass wir ihn in sein Bett schaffen, Mrs. Prole?«
    »Auf gar keinen Fall«, antwortete Eunice Prole. »Ich habe die Betten erst heute Morgen frisch bezogen, und ich werde nicht zulassen, dass er mir gleich wieder alles vollspuckt. Lassen Sie ihn liegen, wo er ist! Ich werde mich mit ihm befassen, wenn er wieder nüchtern ist.«
    Walter Fergusson setzte den Hut auf. »Wenn das so ist, machen wir uns wieder auf den Weg.«
    »Wollen Sie nicht auf einen Tee hereinkommen?«, fragte Mrs. Prole.
    »Nein«, antwortete Mr. Fergusson. »Wir haben ...«
    Aber Lucas hatte das Mädchen auf der Treppe entdeckt. Er knuffte seinen Vater ins Kreuz und meinte: »Aye, Missus, vielen Dank, wir bleiben gern noch auf ein kleines Tässchen Tee.« Dann stieg er über den Hausherrn und wartete darauf, dass Rose zu ihm herunterkam.
    »Herrgott noch mal, Tom, reiß dich zusammen!«, sagte Henry. »Willst du dich von dem Gefasel irgendeines alten Weibes wirklich um den Verstand bringen lassen?«
    »Er ist hier«, erwiderte Tom. »Ich weiß, dass er hier ist.«
    »Aye, da ist er«, sagte Henry. »Da ist unser Daddy, mausetot. Sieh ihn dir an, Mann, sieh ihn dir an! Glaubst du etwa, er wird gleich aufstehen und mit dem Finger auf uns zeigen, wenn wir nur seinen Wunsch erfüllt haben?«
    »Die Eierfrau weiß es, sie weiß es! Sie hat mit ihm gesprochen.«
    »Sie hat nicht mit ihm gesprochen«, erklärte Henry. »Sie hat sich irgendeine Geschichte zusammengesponnen, um Eindruck bei Peter zu schinden, das ist alles. Wahrscheinlich will sie nur ein, zwei Gläser und ein Abendessen auf unsere Kosten für sich herausschlagen.«
    »Bob Ogilvy hat sie gehört. Was, wenn er die Geschichte herumerzählt?«
    »Es gibt keine Geschichte herumzuerzählen«, entgegnete Henry. »Niemand weiß, was sich zugetragen hat, außer uns dreien.«
    »Und Daddy«, rief Tom ihm in Erinnerung.
    »Nun ja«, räumte Henry widerstrebend ein, »ja, und Daddy.«
    »Und wie hat Tassie Landles es dann herausgefunden?«
    Henry war nicht überzeugt von einem Leben nach dem Tod. Die meisten Predigten, die er in der Kirche gehört hatte, schienen ihm darauf angelegt zu sein, die Armen in ihren Schranken zu halten. Dennoch verachtete er Wahrsager, Hellseher und Propheten. In seinen Augen beruhte die Zukunft eher auf guter Planung als auf Botschaften aus dem Jenseits.
    »Woher wusste sie denn, dass Daddy tot ist«, beharrte Tom, »wenn sie vier Meilen weiter in Drennan ist? Erklär mir das, wenn du kannst, Henry! Erklär mir, warum Daddy sie ausgewählt hat, um uns zu sagen, dass er keinen Frieden findet!«
    Henry verlor die Beherrschung. »Verdammt noch mal, Tom!«, brüllte er. »Vater ist tot, mausetot. Er ist jetzt nicht mehr als verwesendes Fleisch.« Er schnellte herum, griff mit beiden Händen in den Sarg und zerrte den Leichnam seines Vaters hoch. »Siehst du, siehst du? Hier ist nichts.« Er umfasste den Kopf seines Vaters mit beiden Händen und schüttelte ihn fest. »Was hast du uns zu sagen, alter Mann? Komm schon, heraus mit der Sprache! Wo ist deine Stimme jetzt? Lass sie uns hören!«
    Ein kleines Knacksen war zu vernehmen, wie das Brechen eines Zweiges. Matthew Brodies Kopf sackte auf seine Brust, und sein Mund ging auf. Noch bevor Henry den Leichnam loslassen konnte, spritze ihm ein dünnes Rinnsal Konservierungsmittel über die Finger und in die Augen.
    »O mein Gott!«, schrie er auf und machte einen Satz nach hinten, während er sich die Hände vors Gesicht hielt. »Das brennt!« Und dann stolperte er aus der Scheune, um zur Pumpe zu laufen, während Tom die sterblichen Überreste seines Vaters wieder in den Sarg wuchtete, Entschuldigungen murmelte

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