Wiedersehen in den Highlands - Roman
und sein Bestes tat, um den misshandelten Leichnam zu beschwichtigen.
Lucas Fergusson beobachtete, wie sich ihr Busen hob und senkte. Er schielte verstohlen auf die Kurven ihrer Hüften, als sie von ihrem Stuhl aufstand, um den Tee einzuschenken, und fragte sich, was, verhüllt von Röcken und Unterröcken, wohl zwischen ihren Schenkeln liegen mochte. Inzwischen war Lucas sich sicher, dass sie unter seinem Gewicht nicht zerbrechen würde wie Porzellan oder über seine Größe kichern würde, wenn er stolz über ihr thronte. Er hatte Nancy Ames’ Wort dafür, dass er normal war, nicht nur normal, sondern ebenso stattlich wie jeder andere Mann, mit dem sie je zusammen gewesen war. Er hätte es niemals gewagt, sich Nancy vorzunehmen, wenn sie nicht mit ihm getanzt hätte. Sie war stämmig und drall, und ihr Lachen erinnerte an einen wiehernden Esel, aber sie lachte nicht über ihn – oh, nein! Und wenn eines der anderen jungen Dinger sich über ihn lustig machte, dann gab sie dem Mädchen eine Ohrfeige oder kratzte es mit ihren Fingernägeln und erzählte allen, was für ein wundervoller Mann er sei und wie sie alle kreischen würden, wenn sie das Glück hätten, ihn zu haben. Aber das sei, da sie ihnen zuvorgekommen war, so unwahrscheinlich wie Schneefall im Juli.
»Lucas, du verschüttest deinen Tee.«
Er riss sich von Rose Hewitts Anblick los. »Äh?«
»Achte auf deine Manieren, mein Sohn! Du bist hier nicht zu Hause«, flüsterte sein Vater, und dann zwinkerte er der hageren Haushälterin zu und sagte: »Die meiste Zeit weiß ich wirklich nicht, wo er mit seinen Gedanken ist. Er ist in seiner eigenen kleinen Welt verloren.«
»So sind sie alle in dem Alter«, erwiderte Mrs. Prole. » Sie ist ganz genauso.«
»Das bin ich nicht.« Rose zog eine Augenbraue hoch. »Ich bin mit höheren Angelegenheiten befasst, wenn Sie es unbedingt wissen müssen.«
»Höheren Angelegenheiten?«, fragte Lucas’ Vater. »Was mögen das für Angelegenheiten sein?«
»Musik, meine Musik.«
»Ah, die Harfe.«
»Die Harfe«, sagte Eunice Prole verächtlich. »Die Harfe ist gar kein richtiges Instrument.«
»Und ob sie das ist!«, widersprach Miss Hewitt.
»Warum spielen Sie uns nicht ein bisschen auf?«, schlug Mr. Fergusson vor. »Lassen Sie es uns selbst beurteilen!«
»Es würde sich wohl kaum ziemen, Sir, Melodien im Haus erklingen zu lassen, während mein Vater ausgestreckt auf dem Boden in der Diele liegt.«
»Er schläft tief und fest«, sagte Mrs. Prole. »Hörst du ihn nicht schnarchen?«
Tatsächlich kam ein Grunzen aus der Diele, das immer wieder von abgehenden Winden unterbrochen wurde. Lucas war geneigt zu kichern, aber dann warf er wieder einen verstohlenen Blick auf Rose Hewitt und unterdrückte diesen vulgären Impuls.
»Kommen Sie, Mädchen, spielen Sie uns eine Melodie, um uns aufzumuntern!«, drängte Walter Fergusson.
»Ich spiele ausschließlich zu meinem eigenen Vergnügen, Mr. Fergusson.«
»Lucas hat auch Freude an einer schönen Melodie, nicht wahr, mein Sohn?«
»Äh-äh.«
»Sie sollten einmal hören, wie er aus voller Kehle singt, wenn er glaubt, dass niemand ihm zuhört.« Walter streckte eine Hand über den Tisch aus und kniff seinen Sohn in die Wange. »Ich habe dich gehört, Lukie, wie du hinter der Scheune wie eine Amsel vor dich hin geträllert hast.«
Wenn Vater nur wüsste, was hinter der Scheune wirklich vor sich gegangen ist!, dachte Lucas, dann würde er nicht so gespreizt davon reden. Bis jetzt hatte er seinen Eltern gegenüber nichts davon angedeutet, dass er endlich die seidigen Hügel und Täler entdeckt hatte, mit denen Gott Eva ausgestattet hatte. Nancy war entschieden dafür gewesen, dass sie es für sich behielten, auch wenn offenbar jedes Mädchen im Umkreis mehrerer Meilen gehört hatte, was sich in der Nacht nach dem Tanz zugetragen hatte und wie Lucas Fergusson endlich seine Männlichkeit unter Beweis gestellt hatte.
Jetzt konnte er gar nicht mehr genug von Nancy kriegen und sie nicht von ihm, aber nachdem er die Freuden der Vereinigung mit dieser einen Frau entdeckt hatte, drängte es ihn, bald zu erfahren, wie es mit anderen Angehörigen des schönen Geschlechts sein mochte und wie sie sich von der stämmigen Nancy Ames unterscheiden mochten, die doch ein wenig behaart war, wie Lucas fand. Er war nicht so töricht zu glauben, dass es keinen Unterschied machen würde, ob man mit einer Dame oder mit einer Magd das Bett teilte, oder dass Rose Feuer und Flamme sein
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