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Wiedersehen in den Highlands - Roman

Wiedersehen in den Highlands - Roman

Titel: Wiedersehen in den Highlands - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Stirling
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gibt und Lucas so akzeptiert, wie er ist.«
    »Ich bezweifle, dass das je der Fall sein wird«, sagte Neville Hewitt.
    »Sie wird es tun, wenn sie Brodies wahres Gesicht sieht.«
    »Und wie sollen wir das erreichen? Indem wir ihn ruinieren?«
    »Nein«, antwortete Mr. Fergusson, »indem wir ihn sich selbst ruinieren lassen.«
    Johnny Rankine war der erste Trauergast gewesen, der sich auf Hawkshill einfand. Er hatte es sich in der Küche gemütlich gemacht und schlürfte Whisky, knabberte Haferkekse und murmelte abgedroschene Floskeln, als Peter Frye in den Hof geritten kam. Vom Fenster aus sah Betsy zu, wie der Anwaltssohn einen Blick in den Pferde- und den Kuhstall und schließlich in die Scheune warf, als suchte er nach jemandem, der ihm den Weg zeigte.
    »Da ist Mr. Frye, Tom«, sagte sie.
    »Kümmerst du dich bitte um sein Pferd, Betsy?«, bat er.
    Betsy war erleichtert, das Cottage verlassen zu können. Sie hatte Mr. Rankines schwülstige Beileidsbekundungen schon jetzt satt und ging nur allzu gern in den Hof hinaus. Peter Frye hatte das Pferd halb in die Scheune gelenkt. Als Betsy von der Seite auf ihn zutrat, sah sie, dass er sich im Sattel vorgebeugt hatte und fassungslos auf den Leichnam im Sarg hinunterstarrte. Als sie sich räusperte, zuckte er im Sattel zusammen, und nur mit größtem Geschick konnte er verhindern, dass sein Pferd die Auflageböcke umtrat. Er lenkte den Hengst rückwärts aus der Scheune und stieg ab. Das Tier blieb nervös. Es tänzelte fort von der Scheune, und wenn Peter ihm die Zügel hätte schießen lassen, wäre es gewiss davongaloppiert.
    »Ruhig, Cawdor.« Peter klopfte dem Pferd den Hals. »Ganz ruhig, mein Junge.«
    »Was hat er denn?«, fragte Betsy.
    Peter ignorierte ihre Frage. »Wo ist Tom?«
    »Drinnen.«
    »Wer ist bei ihm?«
    »Seine Mutter, Janet, Henry – und Mr. Rankine.«
    »Oh, Johnny ist auch hier?« Peter Frye schnalzte mit der Zunge. »Verdammt!«
    »Hinter dem Kuhstall ist ein Geländer, Mr. Frye. Binden Sie den Hengst dort an, bis er sich beruhigt hat. Es ist vielleicht nicht ratsam, ihn im Stall unterzubringen.«
    »Da hast du recht, Betsy«, sagte Peter. »Heute Morgen ist der Teufel mit ihm los. Zeig mir bitte dieses Geländer, und dann bitte Tom herauszukommen!«
    »Wollen Sie denn nicht hineingehen, Mr. Frye?«
    »Ich muss Tom zuerst unter vier Augen sprechen.«
    Sie führte den jungen Mann hinter den Kuhstall und sah zu, wie er den Hengst anband, dann ging sie ins Cottage und folgte kurz darauf Tom in den Hof. Sie sah, wie die beiden Männer sich umarmten und dann Arm in Arm in die Scheune gingen.
    Janet tauchte im Türrahmen auf. »Ist das Mr. Frye?«, erkundigte sie sich aufgeregt. »Ist das Peter?«
    »Aye.«
    »Will er denn nicht hereinkommen?«
    »Er wird ...«
    Tom kam in Sicht. Mit ausgestreckten Armen und erhobenen Fäusten zog er sich rückwärts aus der Scheune zurück. Peter folgte ihm, gebückt wie ein Ringer, der nach einem Halt sucht. Sie bewegten sich über den Hof, Tom rückwärts, Peter vorwärts, bis sie wie auf ein unsichtbares Signal hin wieder aufeinander zustürzten und sich in die Arme fielen.
    »Janet«, sagte Betsy. »Geh und hol Henry, hol ihn hierher. Auf der Stelle .«
    Rose hatte ihren Vater noch nie sinnlos betrunken gesehen. Selbst wenn er die Treppe hochgestapft war, um sie wegen irgendeines tatsächlichen oder unterstellten Vergehens zu züchtigen, war er immer noch Herr seiner Sinne gewesen. Doch an diesem Samstagnachmittag war er über gar nichts mehr Herr, weder über seinen Verstand noch über seine Beine oder seine Blase.
    Vater und Sohn Fergusson hatten alle Mühe, ihn von der Ponykutsche zu zerren, die Stufen vor dem Haus hochzuschleifen und in der Diele auf den Boden zu legen, wo Mrs. Prole mit zutiefst erboster Miene darauf wartete, das Kommando zu übernehmen. Rose, die mucksmäuschenstill auf der Treppe saß, beobachtete die Szene mit einer Mischung aus Fassungslosigkeit und Belustigung.
    »Was«, bellte Mrs. Prole, »haben Sie mit meinem Herrn angestellt?«
    Mr. Fergusson nahm den Hut ab. Einen Augenblick lang dachte Rose, er würde ihrem Vater gleich einen Fuß auf die Brust setzen, wie ein Jäger mit einer erlegten Trophäe, doch er benutzte den Hut nur, um damit die Spur Erbrochenes abzuwischen, die an seinem Mantel klebte. »Ich habe gar nichts mit Ihrem Herrn angestellt, Madame«, sagte er, »außer ihn vor der Gosse zu retten.«
    »Ich habe ihn noch nie so betrunken gesehen«, murmelte Mrs. Prole.
    »Ich

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