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Wiedersehen in den Highlands - Roman

Wiedersehen in den Highlands - Roman

Titel: Wiedersehen in den Highlands - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Stirling
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stören. Geben Sie her! Ich werde dafür sorgen, dass er den Brief bekommt.«
    »Und wer sind Sie, Miss?«, wollte der Zusteller misstrauisch wissen.
    »Ich bin seine Schwester«, erklärte Janet und riss ihm den Brief aus der Hand.
    Da nur wenige Kühe Milch gaben, hatten Betsy und Janet ihre abendlichen Aufgaben rasch erledigt. Die Kerzen in der Scheune waren gelöscht worden, aber Licht flutete vom Cottage-Fenster herüber, und die Mädchen konnten das lautstarke Gejohle von Toms Kumpeln hören, die von Hayes hochgekommen waren, um von dem alten Matt Brodie auf genau die ausschweifende Art Abschied zu nehmen, die er zutiefst missbilligt hätte.
    »Hat er dir gesagt, wer den Brief geschickt hat?«, fragte Janet.
    »Nicht einmal angedeutet«, antwortete Betsy.
    »Wer immer es war«, bemerkte Janet, »wird sehr zufrieden mit sich sein.«
    »Oh«, meinte Betsy, »ich glaube, wir können uns schon denken, von wem er ist.«
    Janet nickte. »Von Rose Hewitt. Aye, von ihrem Daddy wird er kaum sein, oder? Wenigstens hatte er nicht die Frechheit, am Grab aufzukreuzen, auch wenn ich den alten Fergusson hinten in der Menge habe lauern sehen.«
    Betsy hatte keinen Zweifel, dass Rose Hewitt den Brief geschickt hatte. Sie hatte beobachtet, wie sorgfältig Tom das Päckchen geöffnet hatte, wie er auf dem Weg vom Friedhof unvermittelt stehen geblieben war und den Brief mit einem leisen, verstohlenen Lächeln rasch zusammengefaltet und eingesteckt hatte, als Peter Frye neben ihm herangeritten war und angeboten hatte, ihn im Sattel mit zurück nach Hawkshill zu nehmen.
    Erleichterung machte sich unter ihnen allen breit, jetzt, da die Beerdigung vorbei war. Die Unterhaltung drehte sich nicht mehr um das Leben, das vergangen war, sondern um das, das vor ihnen lag, als hätte der alte Mr. Brodie nichts Bleibendes hinterlassen, was erwähnenswert wäre, dachte Betsy.
    In etwa einer Woche würde Henry mit seiner Mutter nach Hayes fahren, um den Stein zu bewundern, den der Steinmetz aufstellen würde. Die Witwe würde irgendein Zeichen des Andenkens dort ablegen, einen Zweig Immergrün vermutlich, und dann würde das Buch über den ehemaligen Pächter der Farm von Hawkshill geschlossen und das nächste Kapitel in der Geschichte der Brodies aufgeschlagen werden.
    Die Mädchen gingen über den Hof, um sich an der Pumpe die Hände zu waschen.
    »Ich würde eine Guinee geben, wenn ich eine hätte, um einen Blick auf diesen Brief zu werfen«, meinte Janet. »Ich würde doch zu gern wissen, ob Tom schon das Bett mit ihr geteilt hat.«
    »Er redet vom Heiraten.«
    »Aye«, sagte Janet. »Er wird vom Heiraten reden, bis der Mond vom Himmel fällt, aber eine Ehefrau ist nicht das, was unser Tom will.«
    »Und du, Janet?«, warf Betsy ein. »Was willst du?«
    »Ach!«, sagte das Mädchen. »Ich werde nehmen, was ich kriegen kann, und dankbar dafür sein. Aber mit deinem Vetter würde ich schon durchbrennen, wenn du ihn nicht zuerst an die Leine genommen hättest.«
    »Um Conns Hals ist keine Leine – weder meine noch irgendeine andere«, erwiderte Betsy.
    »Mag er keine Mädchen?«
    »Oh, er mag Mädchen durchaus«, antwortete Betsy. »Ich habe gehört, er hätte eine ›Ehefrau‹ auf der Isle of Man versteckt und noch andere, oder auch nicht, in Irland.«
    »Keine hier in Schottland?«
    »Nicht, dass ich wüsste.« Kichernd stieß Betsy die junge Miss Brodie in die Seite. »Aber denk jetzt bloß nicht, du wärst die Erste. Unser Conn ist ein Herumtreiber, heute hier und morgen da.«
    »Hast du wirklich eine Zigeunerin erstochen, Betsy?«
    »Frag Conn!«
    »Wird er mir die Wahrheit sagen?«
    »Das bezweifle ich«, entgegnete Betsy, und dann trocknete sie sich, noch immer kichernd, die Hände an ihren Röcken ab und ging zurück über den Hof, um sich einen Happen Essen zu holen, bevor die Männer alles verschlangen, was ihnen unter die Augen kam.
    Allem Anschein zum Trotz war Conn nüchtern genug, um sich Gedanken über seine Geschäfte zu machen. Sobald sich eine günstige Gelegenheit bot, lockte er Henry von dem Gedränge in der Küche weg und überredete ihn, Pfeife und Glas in der Hand, vor dem Haus ein bisschen frische Luft zu schnappen. Henry musste nicht lange überredet werden. Es bereitete ihm keine Freude, mit anzusehen, wie sein Bruder, angestachelt vom Alkohol, mit Betsy McBride flirtete, während Johnny Rankine eine Strophe nach der anderen der obszönen Ballade Poor Peggy Rafferty schmetterte und die jungen Burschen in den Refrain

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