Wiedersehen in den Highlands - Roman
»Niemals.«
»Wie kannst du dir da so sicher sein?«
»Er ist mein Vetter.«
»Natürlich ist er das«, meinte Henry. »Trink deinen Tee aus, Betsy, und dann werden wir unser Tagewerk in Angriff nehmen. Ich habe bis zum Einbruch der Nacht viel zu erledigen.«
Es war Jahre her, seit Henry Salzgischt auf den Lippen geschmeckt hatte. In fernen Kindheitstagen war er hin und wieder mitgenommen worden, um in der Brandung zu planschen, die an Ballantraes sandiger Küste leckte, und einmal, nach einem gewaltigen Sturm, um das Wrack eines Segelschiffs zu sehen, das an den Felsen zerschellt war. Aber ähnlich wie Hawkshill hatte das kleine Stück Land der Brodies hoch oben in den Hügeln gelegen, und das Meer war nichts weiter als ein Teil des Horizonts gewesen.
Als er jetzt über die Dünen stieg, Wellen an Port Cedrics winzigen Strand schlagen sah und den weichen, nachgebenden Sand unter den Absätzen spürte, war es deshalb für Henry ein seltsames Gefühl, seinen Vater hinter sich zu spüren, als wäre er noch immer ein kleiner Junge, der vor einem solch gewaltigen und rastlosen Gebilde wie dem Meer vielleicht eine beruhigende Hand brauchte, an die er sich klammern, oder ein Bein, hinter dem er sich verstecken konnte.
Port Cedric war keiner Erwähnung wert. Das steinerne Cottage, das einst den Fischern des Gutsherrn von Copplestone als Unterkunft gedient hatte, war eine abgedeckte Ruine und die Mole, wo vor einer Generation Copplestones kleine Flotte ihren Fang angelandet hatte, kaum mehr als ein Stumpf, der von Winterstürmen und hohen Nippfluten abgenagt worden war. Copplestone House, wo die Fryes lebten, lag eine halbe Meile weiter nördlich, aber sein Parkgelände reichte knapp bis an den Hafen, wo seine bescheidenen Acres in kleinen Parzellen als Weideland für Schafe und Ziegen verpachtet wurden.
Wenn Henry erwartet hatte, eine stattliche Brigg zu sehen, die vor der Küste vor Anker lag, oder eine Reihe auf den Strand gesetzter Beiboote, dann wurde er enttäuscht. Nur eine kleine Schmacke war am Ende der Mole vertäut, mit gesenktem Mast, die Ruder über dem Heck festgebunden; und auch keine fröhliche Crew trank Rum und tanzte dazu Hornpipes. Einzig Connor McCaskie, mit Wollmütze und in einem braunen Stoffmantel, kauerte vor einem Treibholzfeuer.
»Da sind Sie ja endlich«, sagte Conn. »Ich habe ein paar Kartoffeln in die Asche gelegt, falls Sie einen Happen essen wollen.«
»Nein, danke«, erwiderte Henry. »Ich habe vor einer Stunde zu Hause gegessen. Haben Sie hier die Nacht verbracht?«
»Ich habe bei Betsys Leuten in Hayes übernachtet.« Conn stemmte sich hoch. »Aber es macht mir auch nichts aus, unter den Sternen zu schlafen, wenn es sein muss. Ist Ihr Bruder inzwischen wieder zu Verstand gekommen?«
»Kaum«, sagte Henry.
»Haben Sie ihm meinen Vorschlag unterbreitet?«
»Nein.«
»Nein?« Conn runzelte die Stirn. »Haben Sie mir keine Antwort mitgebracht?«
»Zuerst habe ich ein paar Fragen zu stellen«, sagte Henry.
»Ich dachte mir schon, das könnte der Fall sein. Laden Sie Ihre Kanone und schießen Sie los!«
»Dieses Schiff, das hinter Arran vor Anker liegt, wie groß ist seine Fracht?«
»Tabak, zwei Bootsladungen, vielleicht drei. Brandyfässer, zehn insgesamt. Holland-Gin, noch einmal acht.«
»Das ist nicht viel Fracht für eine Brigg«, bemerkte Henry.
»Das ist natürlich nur die Schmuggelfracht«, sagte Conn. »Der Rest ist auf den Frachtpapieren aufgelistet, damit der Zoll in Greenock zufrieden ist.«
»Verstehe.« Henry nickte. »Und wenn ein Kutter des Königs in Sicht kommt, wird die Schmuggelfracht über Bord geworfen, und der Zollbeamte bekommt die Frachtpapiere zu sehen, damit er die rechtmäßigen Waren an Bord damit vergleichen kann.«
»Es ist nicht ganz so leicht, wie Sie es hinstellen, Henry.«
»Das glaube ich gern. Wie groß ist das Risiko, auf frischer Tat ertappt zu werden?«
»Mittelgroß bis groß«, räumte Conn ein, »doch dafür wartet ein dickes Stück vom Kuchen auf alle Beteiligten.«
Henry sah sich um. »Ist das dort Ihr Boot?«
Conn nickte. »Eines von mehreren.«
»Es ist sehr klein.«
»Das ist es«, gab ihm Conn recht.
»Wie viele Fahrten von der Brigg werden nötig sein, um die Ware an Land zu bringen?«
»Die Brigg hat auch Boote.«
»Verstehe«, sagte Henry. »Wie viele also? Drei Fahrten?«
»Drei oder vier.«
»Wie viele Ponys werden Sie brauchen?«
»Ein halbes Dutzend.«
»Wir haben zwei, nur zwei.«
»Aye, aber Sie
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