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Wiedersehen in den Highlands - Roman

Wiedersehen in den Highlands - Roman

Titel: Wiedersehen in den Highlands - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Stirling
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Agnes.
    »Ich bin, durch Adoption, ein Paisley-Bursche.«
    »Das hätte ich mir denken können«, sagte Agnes. »In Paisley sind sie alle etwas einfältig.«
    »Ich bin kein Weber, Madame. Ich bin Lieferant für den Landadel.«
    »Nun«, meinte Agnes, »wir sind der einzige Landadel auf dieser Seite des Moores, mit anderen Worten: Wenn Sie das Geld mitgebracht haben, können Sie die Ware haben. Dafür sind Sie doch gekommen, Mr. Dingle, habe ich recht – die Ware?«
    »Das bin ich, und ich habe es«, erklärte Mr. Dingle.
    »Sie haben nicht viel Zeit verschwendet, was?«, bemerkte Tom.
    »Gewiss nicht, Sir«, sagte Mr. Dingle. »Wenn in der Stadt Glasgow Knappheit an französischem Brandy herrscht, dann muss man das Eisen schmieden, solange es heiß ist.«
    »Schnapsmangel in Glasgow?«, erwiderte Tom. »Das ist schwer zu glauben.«
    »Es mangelt an billigem Schnaps, Sir, vor allem Brandy«, erläuterte Rufus Dingle. »Brandy ist heutzutage das bevorzugte Getränk der Gentlemen. Mein Auftraggeber wartet mit hängender Zunge auf die Lieferung von Mr. McCaskies Ladung.«
    Henry lachte. »Nun, Mr. Dingle, ich nehme an, Sie sind den Großteil der Nacht unterwegs gewesen und gewiss hungrig. Kommen Sie ins Haus und frühstücken Sie einen Happen, während wir die Fässer herausrollen.«
    »Das ist sehr freundlich von Ihnen, Sir«, erwiderte Mr. Dingle, »aber wir haben letzte Nacht im Schutz der Lang Rocks kampiert, das heißt, die Pferde sind ausgeruht, und die Familie hat gut gegessen.«
    Agnes runzelte die Stirn. »Die Familie?«
    »Mädchen«, rief Mr. Dingle, »ihr könnt euch jetzt zeigen.«
    Aus dem hinteren Teil des Wagens tauchten vier junge Mädchen auf. Ob sie Mr. Dingles Kinder oder Enkelkinder waren, vermochte Betsy nicht zu entscheiden. Sie waren zwischen zwölf und achtzehn Jahren alt, alle mit blasser Haut, dunklen Haaren und einem ebenso fröhlichen Wesen wie der alte Mann selbst.
    Betsy ging der Gedanke durch den Kopf, dass sie Zigeuner sein könnten – der bemalte Wagen und das aufgehängte Blechgeschirr sprachen dafür –, doch sie war zu höflich, um danach zu fragen. Conn war offenbar ebenso Geschäftsmann wie Seemann und die Farm der Brodies nur ein Glied einer Kette, die von den Kais Europas bis zu den Wirtshäusern und Tavernen von Glasgow reichte. Als Betsy dem Lieferanten in die Scheune folgte, hörte sie Henry fragen: »Wird Ihr Wagen die ganze Ladung aufnehmen, Mr. Dingle, oder nur die Brandyfässer?«
    »Nur die Fässer«, antwortete Rufus Dingle. »Der Gin und der Tabak sind für einen hiesigen Lieferanten bestimmt, glaube ich. Auf meinem Wagen kann ich bloß eine begrenzte Menge verstecken. Auch wenn wir einen weiten Bogen um die Küste machen, besteht doch immer die Gefahr, einem Beamten des Königs in die Arme zu laufen, der sich von meinen Mädchen nicht ablenken und von unserer Tarnung nicht täuschen lassen wird. Wenn alles gut geht, werden wir die Lang Rocks vor zwei Uhr erreichen und dort auf den Einbruch der Abenddämmerung warten. Unser Ziel ist Paisley. Wir werden entspannt die Nacht hindurch fahren und morgen früh zusammen mit den Marktleuten in die Stadt kommen.«
    Mr. Dingles Mädchen hatten das Stroh beiseitegeworfen und rollten nun die Fässer in den Hof, wo Tom und Janet warteten, um ihnen beim Aufladen zu helfen. Betsy würde gleich zu ihnen stoßen; doch im Augenblick folgte sie Henry noch auf den Fersen, denn das Gespräch faszinierte sie.
    »Wie lange kennen Sie Conn McCaskie schon?«, fragte Henry.
    »Hab den Mann nie kennengelernt«, erwiderte Mr. Dingle. »Er schickt meinem Auftraggeber per Boten eine Nachricht, legt Zeit und Ort fest, und dann komme ich ins Spiel, um die Ware zu holen. Wie lange kutschiere ich jetzt schon Schmuggelware? Annähernd fünf Jahre.«
    »Und in all der Zeit gab es nie Ärger?«
    »Aye, Sir, Ärger gab es genug, als wir lange Strecken von und zu den Höhlen bei Ballantrae zurückgelegt haben, und erst recht, als wir die Ruine auf der anderen Seite von Ayr benutzt haben. Zwei meiner Jungen, Gott behüte sie, waren unvorsichtig mit dem Schnaps und wurden um ein Haar geschnappt. Sie mussten in einem Boot weggeschafft werden, um für eine Weile unterzutauchen.«
    »Wo sind sie jetzt?«
    »Dublin, habe ich zuletzt gehört. Sind durchaus zufrieden dort.«
    »Sagen Sie mir, ist Hawkshill sicherer als Ayr?«
    »Weitaus sicherer«, erklärte Mr. Dingle. »Es wird uns eine Weile gute Dienste leisten, wenn McCaskie die Anlandung geheim halten kann

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