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Wiedersehen in den Highlands - Roman

Wiedersehen in den Highlands - Roman

Titel: Wiedersehen in den Highlands - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Stirling
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und Sie keine Feinde haben.«
    »Feinde?«, hakte Henry nach.
    »Hat Mr. McCaskie Ihnen nichts davon gesagt?« Rufus Dingle kniff die Lippen zusammen. »Die Agenten der Krone haben ein Kopfgeld auf jeden Schmuggler ausgesetzt, eine Belohnung für Informationen, die zu einer Anklage und Verurteilung führen.«
    »Wie viel?«, fragte Betsy.
    Mr. Dingle sah auf. »Eine Kiste Silber, soviel ich weiß.«
    » Was?«
    Der Lieferant lachte. »Achten Sie nicht auf mein Gefasel, Mädchen! Dreißig Guineen, das trifft es eher. Dennoch, es gibt genug Leute, die für dreißig Guineen ihre Seele verkaufen würden. Wenn Sie Feinde in der Gemeinde haben, wäre ich an Ihrer Stelle vorsichtig – protzen Sie nicht mit Ihrem Silber und lassen Sie sich vom Alkohol nicht die Zunge lösen. Ansonsten ist das hier ein guter, sicherer Ort, um McCaskies Waren zu lagern, und mit etwas Glück können wir mit einem minimalen Risiko große Gewinne einstreichen.«
    Henry trat zur Seite, als zwei der jungen Mädchen das letzte Fass aus der Scheune rollten. »Apropos Gewinne, Mr. Dingle ...«
    Der Lieferant lachte wieder, griff mit einer Hand in eine Tasche seines grünen Gehrocks und zückte einen schweren ledernen Geldbeutel. Er hielt ihn an den Bändern hoch und ließ ihn hin und her baumeln. »Einhundertundfünf Pfund in Münzen des Reichs, Sir«, sagte er. »Wenn Sie nachzuzählen wünschen, kann ich Ihnen zehn Minuten geben.«
    »Nein, Mr. Dingle«, erwiderte Henry. »Das wird nicht nötig sein. Wir sind vielleicht Neulinge bei diesem Spiel, doch ich habe bereits gelernt, dass Vertrauen die Regel ist, nicht die Ausnahme.«
    »Dann auf gegenseitiges Vertrauen«, sagte Mr. Dingle, forderte Henry mit einem Nicken auf, die Hände aufzuhalten, und warf den Geldbeutel hinein.
    Sie waren im Handumdrehen wieder verschwunden. Betsy hatte kaum eine Gelegenheit gehabt, einen Blick in den Wagen zu werfen, um zu sehen, wo die Fässer versteckt wurden – in Schrankfächern unter den Schlafkojen –, als die Mädchen schon wieder hinten aufgeladen wurden und Mr. Dingle mit der Peitsche knallte, den Planwagen wendete und mit einem Wink und einem Jauchzer den Schafweg hinauffuhr, der weiter zum Moor führte.
    Es war aus Betsys Sicht ein langer Weg nach Paisley, denn sie war selbst nie weiter als bis Ayr gekommen. Seine Majestät, König George, dachte sie, hat es sich nur selbst zuzuschreiben, dass ehrbare Bürger zu Dieben werden. Was belastet er sie auch mit erdrückend hohen Steuern, um seine ausländischen Kriege und seine Vergnügungspaläste zu finanzieren?
    » Seht bloß! «, kreischte Janet. »Habt ihr je so viel Geld gesehen?«
    Henry krempelte die Hemdsärmel hoch, setzte sich grinsend an den Tisch und begann, die Münzen zu kleinen Türmen aufzustapeln.
    »Guineen«, murmelte Tom. »Lauter Guineen. Mein Gott!«
    »Einhundert Stück, wie es aussieht«, sagte Henry. »Offenbar traut unser Freund McCaskie keinen Banknoten.«
    Janet nahm eine der Münzen und wog sie in der Hand. »Ich hoffe nur, sie sind echt.«
    »Natürlich sind sie das«, versicherte Henry. »Wenn du ein Importeur von billigem Schnaps wärst, wärst du so töricht, deinen Lieferanten zu betrügen?« Er sah über die Schulter zu seiner Mutter. »Es tut mir nur leid, dass Daddy diesen Tag nicht mehr erleben durfte.«
    »Er wäre nicht sehr erfreut gewesen«, bemerkte Agnes.
    »Und du, Mammy«, fragte Janet, »bist du denn erfreut?«
    »Es gefällt mir nicht, so viel Geld im Haus zu haben«, räumte Agnes ein.
    »Es wird nicht lange hier sein«, sagte Henry. »Ich muss das Geld am Freitagnachmittag bei Conn McCaskie abliefern.«
    »Wo werdet ihr euch treffen?«, wollte Tom wissen.
    »In Caddy Crawfords Garten«, antwortete Henry. »Ich nehme an, bis dahin wird irgendjemand auch den Gin und den Tabak abgeholt haben.«
    »Denkt bloß, wie viel Geld wir dann haben werden!«, krähte Janet.
    »Aye«, sagte Henry, »Geld wie Heu.« Und alle, sogar Tom, lachten.
    Inzwischen war es kalt geworden. Zwar zeichnete der Frost noch keine Muster an ihr Fenster, aber es war kalt genug, um sie ins Erdgeschoss zu treiben, um einen trostlosen Nachmittag mit den Füßen auf dem Küchenrost zu vertrödeln.
    Dorothy schälte schniefend und mit geröteter Nase Kartoffeln. Mrs. Prole polierte so wie jede Woche das Silberbesteck und raunzte das Mädchen an, sein Taschentuch zu benutzen, nicht den Ärmel. Sie war ein trauriger Anblick, diese Dorothy, wie sie mit gequälter Miene und verquollenen Augen

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