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Wiedersehen in den Highlands - Roman

Wiedersehen in den Highlands - Roman

Titel: Wiedersehen in den Highlands - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Stirling
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zum Trinken und zu Schlägereien waren. Auch wenn ihre Abstammung vermuten ließ, dass sie fruchtbar sein würde – ihre Mutter hatte zehn gesunde Kinder in fast ebenso vielen Jahren zur Welt gebracht –, war sie doch unfein und ungebildet.
    Walter war weltgewandt genug, um sich auszurechnen, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis sich die feurige Miss Ames für schwanger erklären würde. Ein bisschen – ein bisschen oft – ihren Rock hochzuraffen und im Heuschober zu kreischen, war eine Sache, doch Nancy Ames nach der Kirche zu Caddy Crawford’s zu geleiten, eine völlig andere. Wenn sie dem Amtsrichter oder dem Vorstand des Kirchenrates zu Ohren kamen, würden solch öffentliche Bekundungen von »Zuneigung« gewiss als Eheversprechen gelten, das sich nur schwer widerlegen lassen würde.
    »Lass ihn das Mädchen doch heiraten«, erklärte Walters Frau. »Und dann, wenn sie erst einen Ring am Finger hat, kann er so oft über sie steigen, wie er will.«
    »Und die Ames-Familie bis an unser Lebensende bei uns schmarotzen lassen?«, gab Walter zurück. »Nein, Flora, meine Liebe. Lucas kann eine bessere Partie machen als Nancy Ames.«
    »Irgendeine verzärtelte Dame mit einer Mitgift, nehme ich an.«
    »Die Mitgift ist nicht das Thema«, widersprach Walter. »Das Thema ist ... nun ja ... das Thema.«
    »Was faselst du denn da, Walter?«
    »Fortpflanzung, meine Liebe, Fortpflanzung.«
    »Ha!«, schnaubte Flora. »Du hast vielleicht einen untrüglichen Blick für Kühe, Walter, aber bei der Auswahl von Frauen hat sich dein Urteilsvermögen als nicht sehr sicher erwiesen.«
    »Woher sollte ich denn wissen, dass du ...« Er war so klug, sich auf die Lippe zu beißen.
    »Wenn du gewusst hättest, dass ich nur ein Kalb austragen konnte«, fragte Flora, »hättest du dich dann nach einer anderen Braut umgesehen?«
    Walter räusperte sich. »Gewiss nicht.«
    »Oh, was für ein Lügner du doch bist, Mr. Fergusson!« Flora zog ihn am Ohr und küsste ihn. »Es hat keinen Sinn, Lucas zu sagen, er soll seine Hose zulassen. Man kann nicht erwarten, dass er ein Keuschheitsgelübde ablegt, wenn Nancy Ames die Beine für ihn breit macht.«
    »Ganz recht!«, stimmte Walter ihr zu. »Wir müssen geschickter dabei vorgehen.«
    »Geschickter? Wie denn?«
    »Indem wir Nancy Ames durch eine andere ersetzen.«
    »Eine andere was?«, fragte Flora Fergusson.
    »Ein anderes Objekt , das Lucas mit seiner ... äh ... Zuneigung überhäufen kann.«
    »Wir haben schon lange genug gebraucht, um den Jungen so weit zu bringen, dass er ein williges Milchmädchen mit seiner Zuneigung überhäuft«, betonte Flora.
    »Lucas ist nicht vernarrt in Nancy Ames«, erklärte Walter. »Jetzt, da er gewissermaßen herausgefunden hat, wie der Hase läuft, schweift sein Blick schon in andere Richtungen.«
    »In Richtung der Thimble Row, meinst du?«
    »Er war zu Rose Hewitt durchaus aufmerksam, als wir zum Tee dort waren«, sagte Walter. »Ich habe ihn dabei ertappt, wie er sie ansah, als würde er sie am liebsten mit Marmelade bestreichen und aufessen.«
    »Sie ist ein Mädchen, kein Teekuchen«, entgegnete Flora. »Und sie hat ihren eigenen Kopf.«
    »Ja – und einen Liebhaber, der im Hintergrund wartet.«
    »Brodie?«
    »Ebender«, bestätigte Walter. »Ich hatte gehofft, Tom Brodie würde sich selbst ins Unglück stürzen – und ich bin noch immer überzeugt, dass dies letztendlich der Fall sein wird –, aber ich kann nicht warten, bis es von selbst geschieht, nicht wenn Lucas bei jeder Gelegenheit, die sich ihm bietet, mit Nancy Ames herumschäkert.«
    »Dann bring die beiden zusammen«, schlug Flora vor. »Bring sie zusammen, unseren Lukie und Hewitts Tochter. Soll er ihr zeigen, aus welchem Holz er geschnitzt ist.«
    »Das ist das Problem, Flora: Aus welchem Holz ist er geschnitzt?«
    »Nun ja«, sagte die Frau des Viehzüchters, »es gibt nur eine Möglichkeit, das herauszufinden.«

14
    Vieh im Stall zu mästen, war nie Matthew Brodies Sache gewesen. Er hatte es als Möglichkeit angesehen, nicht als Notwendigkeit, aber als die Jungen halb herangewachsen waren, hatten sie es bereits besser gewusst. So mancher Streit war zwischen ihnen entbrannt, wenn es auf den Winter zugegangen war, Streit, den der alte Mann zwangsläufig jedes Mal gewonnen hatte, da das Vieh wie alles andere auch sein Eigentum war und unter seiner Fuchtel stand.
    Selbst wenn der Heuschober zum Bersten gefüllt war und die Hafertonnen überquollen, ließ Matthew Brodie das Vieh

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