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Wiedersehen in Hannesford Court - Roman

Wiedersehen in Hannesford Court - Roman

Titel: Wiedersehen in Hannesford Court - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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glauben, dass wir fast den ganzen Sommer auf den Wiesen verbracht haben.«
    Es hörte sich an, als würden die warmen Tage nie mehr wiederkehren.
    »Ich gehe nicht zum Gottesdienst«, fügte er hinzu, »falls du deswegen gekommen bist.«
    »Ich weiß. Das habe ich deiner Mutter auch gesagt. Sie wird sich schon damit abfinden. Was hast du stattdessen vor? Es wäre eine gute Gelegenheit, frische Luft zu schnappen.«
    »Vielleicht.« Er zuckte mit den Schultern und drehte sich zu mir. »Sag mal, Tom, findest du es eigentlich falsch, dass ich Harry so sehr hasse?«
    Möglicherweise trug er diese Frage seit Jahren mit sich herum, doch mir fiel zunächst keine Antwort ein. Ich trat ans Fenster und schaute hinaus. Der Himmel war schiefergrau.
    »Harry ist alles immer so leichtgefallen . Solche Menschen wachsen mit der Vorstellung auf, dass die Welt ihnen gehört, dass sie sich nur bedienen müssen.« Ich hielt inne. »Aber er war noch jung, als er starb. Hätte er den Krieg überlebt, hätte er sich vielleicht verändert. So wie wir alle.«
    Reggie saß schweigend da.
    »Großzügige Worte«, sagte er schließlich. »Ich wünschte, ich könnte auch so etwas sagen. Aber ich weiß etwas über Harry, das du nicht weißt. Als ich damals auf Urlaub kam …« Reggie hatte sich wieder zum Fenster gedreht. »Als ich auf Urlaub kam und herausfand, dass Julia tot war, gab ich Harry die Schuld. Ich wusste, dass sein Tod sie dazu getrieben hatte. Denn Julia brauchte jemanden wie Harry. Ich meine nicht sein Geld oder so etwas. Sie brauchte diesen Funken, den Harry in sich trug – seine Lebenskraft, würdest du vielleicht sagen. Sie fürchtete sich so sehr vor dem Leben, und Harry war das genaue Gegenteil von ihr.«
    Ein Muskel in seinem Gesicht zuckte, während die andere Hälfte vollkommen reglos blieb. Immer bleiben würde.
    »Und obwohl er tot war, gab ich ihm die Schuld. Ich ging in sein Zimmer und durchsuchte seine Sachen. Ja, es stimmt, ich habe den Schrein entweiht. Ich wollte sehen, ob irgendetwas von ihr dort drinnen war. Irgendetwas, das er behalten hatte.«
    »Und?«
    »Ich habe Briefe gefunden. Sie hatte ihm jeden Monat an die Front geschrieben und immer die gleichen Dinge – dass sie ihn liebe, dass sie die Orte wieder aufgesucht habe, an denen sie einander getroffen hatten. So habe ich auch von der alten Kapelle erfahren. Dort gingen sie hin … um miteinander intim zu sein. Mich hat sie natürlich nie erwähnt. Nicht ein einziges Mal. Und aus dem, was sie schrieb, war zu ersehen, dass er ihr nicht geantwortet hatte. Und doch hatte er die Briefe behalten. Er hat sie mit nach Hause gebracht, als er Urlaub hatte. Verstehst du, was das bedeutet? Verstehst du, was das über Harry aussagt? Er wollte nichts mit ihr zu tun haben, doch es machte ihm nichts aus, sich an sie zu erinnern. Die Briefe waren wie Trophäen. Er hätte sie vernichten können, erinnerte sich aber gern an die Bewunderung, die sie ihm entgegengebracht hatte. Und ich fand noch mehr …«
    Er hielt inne und schien zu zögern, doch ich ahnte bereits, was er sagen würde.
    »Das Notizbuch des Professors?«
    Reggie drehte sich überrascht um.
    »Du weißt also davon? Jemand hat wohl danach gesucht.«
    »Anne Gregory. Als sie die Sachen des Professors zusammengepackt hat.«
    »Sie hätte es nie gefunden. Harry hatte sein Geheimversteck unter einer losen Diele. Er verbarg dort seine Schätze, als wir Kinder waren. Ich habe ihm nie gesagt, dass ich davon wusste. Mit Julias Briefen ist er bei weitem nicht so diskret umgegangen.«
    Ich holte mein Zigarettenetui heraus und bot ihm eine an. »Was hat dir das Notizbuch verraten?«
    »Alles. Es hat mir alles verraten. All die Dinge, von denen der Professor wusste und von denen ich keine Ahnung hatte. So habe ich auch die Wahrheit über Julia erfahren.«
    Er nahm sich eine Zigarette, zündete sie aber nicht an. Stattdessen schaute er mich unverwandt an. Kühl. Abschätzend.
    »Wir beide, Tom, haben Menschen getötet. So etwas passiert im Krieg. Aber hast du jemals jemanden töten wollen? Vorsätzlich, meine ich. Wolltest du jemals einem Menschen das Leben nehmen, nur um zu genießen, wie derjenige stirbt? Natürlich nicht. Ich schon. Bevor ich das Notizbuch fand, dachte ich, ich sei nicht fähig, einen Menschen kaltblütig zu töten. Und weißt du was? An jenem Tag habe ich erkannt, dass ich ohne mit der Wimper zu zucken einen Mord begehen könnte.«
    Er schloss die Augen, als erinnerte er sich. »Mrs Uttley hatte recht

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