Wiedersehen in Stormy Meadows
gemacht.«
Ich schüttle den Kopf. »Ich weiß. Ich bin ja auch immerhin so weit, zuzugeben, dass ich Connor sehr mag. Aber ich bin noch nicht so weit, etwas daraus zu machen. Und was ist mit Cas? Du hast ja gesehen, wie sie gerade reagiert hat … Was glaubst du, wie sie reagieren wird, wenn ich plötzlich einen neuen Freund habe? Das geht nicht. Und wie soll ich eine Beziehung zu einem neuen Mann eingehen, wenn ich im Grunde meines Herzens doch immer noch Rob liebe?«
Laura schlingt die Arme um mich. »Lass dir Zeit, Liebes. Lass dir Zeit. Es tut mir leid – ich habe dich mit meiner Bemerkung unter Druck gesetzt. Das wollte ich nicht.«
»Nein, nein, mir tut es leid. Ich hätte dich nicht so anschnauzen sollen, und ich hätte dich gestern Abend viel früher anrufen sollen. Wie gesagt, das war gedankenlos von mir.«
»Hauptsache, es geht dir gut«, murmelt sie und wiegt mich wie ein Kind. »Solange es dir gut geht, ist mir alles andere egal.«
Anderthalb Stunden später höre ich Hufe über Pflastersteine klappern. Cas ist von ihrem Ausritt zurück. Laura sitzt in der Ecke und strickt wieder mal an dem roten Mohairteil weiter, das sie in Arbeit hat, seit wir hergekommen sind, und das immer noch nicht identifizierbar ist. Sie sieht auf, reckt sich ein wenig, um aus dem Fenster gucken zu können, wirft mir dann einen Blick zu und zieht fragend die Augenbrauen hoch. Ich weiß, was sie will. Sie will, dass ich rausgehe und mit Cas rede. Und ich weiß auch, dass ich das tun sollte. Aber was soll ich sagen? Sie ist doch schon ausreichend mit ihren eigenen verwirrten Gefühlen beschäftigt – soll ich sie da wirklich auch noch mit meinen Unsicherheiten bezüglich Connor belämmern?
Laura legt ihr Strickzeug beiseite und steht auf. »Soll ich zu ihr rausgehen? Vielleicht kann ich sie ein bisschen beruhigen. Ihr sagen, dass nichts passiert ist.«
»Wenn es dir nichts ausmacht.«
»Kommst du dann gleich nach?«
Ich seufze und nicke. Ich brauche dann allerdings geschlagene fünfzehn Minuten, bis ich endlich allen Mut zusammennehme, aufzustehen und gut Wetter zu machen. Als ich herauskomme, hat Cas dem Pferd bereits Sattel und Zaumzeug abgenommen und ist damit beschäftigt, ihn stallfertig zu machen. Den Rücken mir zugewandt bückt sie sich, um ihm die Hufe auszukratzen. Laura hat sich mit einer Wurzelbürste bewaffnet und reibt den festgetrockneten Schlamm aus dem Bauchfell.
Laura sieht auf, als sie die Küchentür zufallen hört, und verzieht das Gesicht. Ihr Vorgespräch mit Cas scheint also nicht gerade traumhaft zu laufen. Wortlos gibt sie mir zu verstehen, dass sie ihr Bestes gegeben hat, Cas aber bockig war und es wohl besser wäre, wenn ich mich mit ihr unterhielte. Als Cas mit Chances Hufen fertig ist, schnappt sie sich den Sattel und bringt ihn in die Sattelkammer. Ich warte, bis sie wieder herauskommt, und gehe dann langsam auf sie zu.
»Cas …«
Sie ignoriert mich. Marschiert schnurstracks an mir vorbei quer über den Hof zum Haus und knallt die Küchentür hinter sich zu. Laura lässt den Blick von mir zur Küche und zurück wandern. Sie ist offensichtlich am Ende mit ihrem Latein. Dann zuckt sie resigniert die Achseln und folgt Cas ins Haus. Ist wohl das Beste so. Normalerweise gelingt es Laura einfach viel besser, Cas wieder auf den Teppich zu bringen. Ich habe dafür kein Händchen.
Die Versuchung ist groß, jetzt ebenfalls einen dramatischen Abgang hinzulegen. Ich hätte gute Lust, zu verschwinden und eine Stunde oder so einfach nur aufs Meer zu gucken. Aber ich weiß, dass ich so schnell wie möglich mit Cas reden muss. Abgesehen davon haben sie den armen alten Chance einfach so stehen lassen, angebunden, halb gestriegelt, immer noch schweißnass. Er fängt bereits an zu zittern.
Ich nehme die Wurzelbürste zur Hand und mache da weiter, wo Laura aufgehört hat. Striegele ihm den Dreck von Bauch und Flanken. Dann hole ich mir einen weichen Striegel und streiche ihm noch einmal kräftig über den ganzen Körper, bevor ich eine Pferdedecke aus der Sattelkammer hole und ihm überwerfe.
Die Bewegung hat mir gutgetan. Ich bin jetzt so schweißnass wie Chance, bevor ich mich seiner annahm, aber gleichzeitig innerlich so aufgeräumt, dass ich das Gefühl habe, jetzt mit Cassie reden zu können. Ich führe Chance in seine Box und kehre in die Küche zurück.
Entgegen meiner Erwartung reden Laura und Cas nicht miteinander, als ich hereinkomme. Cas sitzt in ihren schlammbespritzten Reithosen am
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