Wiedersehen in Stormy Meadows
rein freundschaftlicher Natur sind, dass es seit unserem Picknick am Meer meinerseits heftig zwischen uns knistert. Genau das gestehe ich ihm in diesem Moment mit diesem Blick und ganz ohne Worte ein.
Doch damit nicht genug. Ich sehe ihm an, dass das Geständnis auf Gegenseitigkeit beruht.
»Ich muss dann mal los«, sagt er schließlich, und da ich fürchte, mir könnte die Stimme versagen, nicke ich bloß.
Laura winkt ihm zum Abschied zu, dreht sich dann zu mir um und nimmt mich fest in den Arm. »Bin ich froh, dass du wieder da bist.«
»Hmhm«, brumme ich halbherzig. »Tut mir leid, dass ich nicht angerufen habe.«
»Wir haben uns Sorgen gemacht.«
»Ich weiß. Das war wirklich gedankenlos von mir.«
»Cas ist fünfmal bis zur Straße hochgelaufen, um zu sehen, ob du kommst.«
»Im Ernst?«
Laura nickt.
»Und was ist jetzt mit ihr los?«
Laura blickt zu Boden, aber ich sehe trotzdem, dass sie rot wird. »Sie hat sich wirklich furchtbare Sorgen um dich gemacht. Das würde sie natürlich niemals zugeben, aber … Und dann hast du bei Connor übernachtet, was unter den gegebenen Umständen natürlich völlig in Ordnung war, aber leider hat sie daraus ihre eigenen Schlüsse gezogen. Sie glaubt, dass du … und er … na ja, du weißt schon …« Laura sieht mich an.
»Dass wir zusammen im Bett waren?«
Laura nickt. Dann kann sie ihre fast kindliche Freude nicht länger bändigen und fragt: »Und, wart ihr?«
Gereizt streiche ich mir eine Strähne aus dem Gesicht, schüttle den Kopf und marschiere dann ohne ein weiteres Wort wütend an ihr vorbei auf das Haus zu – genau wie Cassie vorhin. Laura eilt mir nach.
»Tut mir leid, Nattie.« Sie legt mir die Hand auf die Schulter, um mich zu bremsen. »Das ist mir so rausgerutscht. Ich weiß, dass mich das nichts angeht. Aber ich möchte doch so gerne, dass du glücklich wirst.«
Ich schüttle ihre Hand ab und drehe mich zu ihr um. »Und du meinst im Ernst, ein Schäferstündchen mit irgendeinem Kerl, den ich kaum kenne, wird mich so mir nichts, dir nichts wieder auf Glückskurs bringen? Du meinst, wenn ich mal so richtig schön durchgevögelt werde, würde ich mich endlich mal wieder locker machen? Na, dann frag Connor doch mal, ob er bereit wäre, dieses sexuelle Opfer zu bringen, damit die wiedergeborene Jungfrau Natalie Dunne, die Hohepriesterin der Keuschheit, im Sinne ihrer Mutter glücklich wird!«
Laura entgleisen sämtliche Gesichtszüge. Einen Moment lang fürchte ich, sie wird in Tränen ausbrechen.
Seufzend fahre ich mir durch das zerzauste Haar.
»Tut mir leid, das war jetzt etwas heftig, aber –«
»Schon gut«, sagt sie leise und wendet den Blick von mir ab.
»Nein, es ist nicht gut. Es tut mir leid.« Ich lasse mich auf einen der Küchenstühle sinken und verberge mein erhitztes Gesicht in meinen kalten Händen.
Laura folgt mir und kniet sich neben mich. Sie zieht die Hände von meinem Gesicht weg und lächelt mich aufmunternd an.
»Geschieht mir ganz recht. War gedankenlos von mir, das zu sagen. Gedankenlos und unrecht.«
»Unrecht?«, blaffe ich sie an. »Du findest also, dass das unrecht ist?«
Verwirrt weicht sie zurück und lässt meine Hände los. »Wovon redest du?«
»Ist es unrecht, dass ich einen anderen Mann anziehend finde?«, will ich wissen.
Laura schweigt.
»Der Punkt ist, dass ich meine Gefühle nicht einfach abgeschaltet habe, aber irgendwie habe ich den Eindruck, dass ich das eigentlich sollte. Der Mann, den ich liebe, ist tot. Na, bravo, endlich habe ich es ausgesprochen! Aber es hört sich immer noch falsch an, und nur, weil ich es jetzt laut sagen kann, heißt das noch lange nicht, dass ich das akzeptieren kann. In mir drin ist er immer noch so lebendig, er lebt immer noch hier drin.« Ich klopfe mir auf die Brust, spüre meinen eigenen Herzschlag. »Und doch weiß ich, dass ich ihn nie, nie wiedersehen werde. Nie wieder. Rob ist tot. Wie kann ich auch nur das Geringste für einen anderen Mann empfinden, wenn meine Liebe für ihn immer noch so lebendig ist?«
Laura ergreift wieder meine Hände. »Ach, Nattie, mein Schatz, das ist wirklich nicht leicht für dich. Glaub mir, ich weiß, wie verdammt weh es tut, den Mann zu verlieren, den man liebt. Aber glaubst du wirklich, Rob würde wollen, dass du nie wieder etwas für einen anderen Mann empfindest? Dass du den Rest deines Lebens alleine bleibst? Rob hat nach Eves Tod doch auch weitergemacht. Er hat dich gefunden, dich geliebt und geheiratet. Und glücklich
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