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Wiedersehen in Stormy Meadows

Wiedersehen in Stormy Meadows

Titel: Wiedersehen in Stormy Meadows Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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guter Laune wie schon lange nicht mehr. Keine Spur mehr von dem finster dreinblickenden Mädchen, das heute Vormittag noch hier am Küchentisch saß. Sie strahlt übers ganze Gesicht und erzählt Laura freimütig, was sie in den letzten Stunden bei und mit Connor erlebt hat.
    »Er hat mir seine Bilder gezeigt. Wahnsinn! Ich wusste gar nicht, dass er so gut ist!«
    Laura nickt und lächelt. Sie freut sich, Cassie so fröhlich zu sehen.
    »Und er hat mir angeboten, mir das Malen beizubringen. Ist das nicht der Hammer?«
    Wieder nickt Laura. Dann sieht sie zu mir und zieht die Augenbrauen hoch.
    Connor hat Cas bereits mit einem Skizzenbuch und ein paar Zeichenstiften ausgestattet. Mit Feuereifer macht sie sich daran, den kleinen Tuff zu skizzieren, der natürlich nicht gerade das einfachste erste Motiv ist, weil er sich ja ständig bewegt. Aber sie lässt sich nicht entmutigen. Ich frage mich wenig zuversichtlich, wie lange diese positive Phase wohl anhält.
    Nach etwa einer Stunde eifrigen Skizzierens geht Cas in den Stall, um nach Chance zu sehen, den sie am Vormittag so unvermittelt hatte stehen lassen. Mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht kommt sie danach in die Küche getanzt und blinzelt Laura mit leuchtenden Augen an. Ihre Wangen glühen.
    »Luke hat mir gerade gesimst, ob ich heute Abend mit ihm weggehen möchte. Darf ich?«, purzeln die Worte nur so aus ihr hervor. Sie ist ganz außer Atem.
    Fragend sieht Laura mich an.
    »Darf ich?«, wiederholt Cas ihre Frage, dieses Mal an mich gerichtet. Sie strahlt, als würde sie gleich platzen vor Glück.
    »Ich wüsste nicht, warum nicht.«
    »Super! Dann holt er mich nämlich um halb acht ab!«
    »Das heißt, du hast ihm schon zugesagt?«
    »Ich dachte mir schon, dass ihr es mir nicht verbieten würdet.«
    Das finde ich zwar ein bisschen frech, aber ich möchte ihr das Glück nicht madig machen.
    Da ich mir aber Gedanken über die Absichten dieses hormongefluteten Zwanzigjährigen mache, frage ich: »Wo wollt ihr hin?«
    »Wir wollen mit ein paar von seinen Freunden im Ship Billard spielen. Ist das okay? Darf ich ins Ship?«
    »Ja, darfst du«, entgegne ich vorsichtig. »Solange ich mich darauf verlassen kann, dass du keinen Alkohol trinkst.«
    »Aber …«
    »Kein Aber, Cas, du bist noch keine achtzehn. Du könntest Orlaithe in Teufels Küche bringen. Es ist ohnehin schon sehr großzügig von ihr, dich überhaupt reinzulassen, also nutz ihre Gutmütigkeit bitte nicht aus. Und außerdem muss Luke ja noch Auto fahren, er wird also auch nichts trinken. Das heißt, du wirst nicht die einzige Enthaltsame sein.«
    Das muss sie erst mal verdauen. Ich sehe ihr ihren inneren Kampf an. Soll sie mir Paroli bieten? Soll sie sich mit mir streiten? Oder soll sie hinnehmen und akzeptieren, was ich gesagt habe?
    Und dann überrascht sie mich, indem sie nickt. »Du hast recht.«
    »Wie bitte?«
    »Ja …« Sie klingt, als überrasche sie das selbst. Dann strahlt sie plötzlich wieder und springt auf. »Dann muss ich jetzt mal gucken, was ich anziehe!«
    »Aber es ist doch erst halb fünf«, ruft Laura ihr in Richtung Treppe hinterher.
    »Ganz genau – ich habe nur noch drei Stunden!«
    »Ist das nicht schön, Nattie? Es wird ihr guttun, mal etwas Zeit mit Gleichaltrigen zu verbringen, meinst du nicht?«
    »Hmhm«, erwidere ich wenig überzeugt. »Was ist er für ein Typ?«
    »Luke? Scheint ein netter Kerl zu sein.«
    »Ja, schon, aber ist er auch ein netter Kerl?«
    »Was meinst du?«
    »Es gibt einen Unterschied zwischen Schein und Sein. Dass er ein netter Kerl zu sein scheint , heißt noch lange nicht, dass er auch ein netter Kerl ist . Ich meine, wie gut kennst du ihn eigentlich? Was, wenn er nur mit ihr spielt?«
    »Nattie, die beiden sind ganz normale Jugendliche. Und sie haben ein Date, das ist alles.«
    »Ich weiß, aber Cas hat so viel Schmerz erleiden müssen – sie würde es nicht ertragen, wenn ihr jemand wehtut.«
    »Du machst dir viel zu viele Gedanken, Nattie.«
    »Tatsächlich«, antworte ich, über mich selbst überrascht. »Stimmt.«
    »Das ist keine Schande, Nattie. Alle Mütter tun das.«
    Verdutzt blinzele ich sie an.
    »Wieso gehst du nicht zu ihr nach oben und hilfst ihr, was Nettes herauszusuchen?«, fügt sie hoffnungsvoll hinzu.
    »Meinst du, das wäre eine gute Idee?«
    Laura zuckt die Achseln. »Wer nichts wagt, der nichts gewinnt.«
    Unsicher schleiche ich die Treppe hoch und komme mir ziemlich blöd vor, ein ganz kribbeliges Gefühl im Bauch zu

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