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Wiedersehen in Stormy Meadows

Wiedersehen in Stormy Meadows

Titel: Wiedersehen in Stormy Meadows Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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haben, bloß, weil ich in Cassies Zimmer gehen will. Ich klopfe an, doch Cas hat ihren iPod an einen Minilautsprecher angeschlossen und hört mich nicht.
    Ich überlege kurz, die Mission abzubrechen und wieder hinunterzugehen, aber dann atme ich doch tief durch, drücke die Türklinke herunter, öffne die Tür und betrete Cassies Zimmer. Zum ersten Mal, seit wir hier sind. Ich gehe sonst nie in ihr Zimmer. Ich würde mir dabei vorkommen, als überschritte ich eine Grenze. Ihr Zimmer ist ihr Reich. Ihre Privatsphäre.
    Überall sind Klamotten verteilt. Auf dem Bett, auf dem Fußboden, auf den halb offenen Schubladen. Mit dem Rücken zur Tür durchwühlt Cassie hektisch ihren Kleiderschrank.
    »Kannst du dich nicht entscheiden?«
    Erschrocken fährt sie herum und sieht mich an. Ihr Blick verrät Verwunderung, ganz kurz auch einen Anflug von Feindseligkeit, doch schließlich, zu meiner Erleichterung, Freude. Sie lächelt, sieht sich in dem Klamottenchaos um und lacht.
    »Soll ich dir ein Geheimnis verraten?«
    »Nur wenn du wirklich willst.«
    »Das ist mein erstes Date.«
    »Im Ernst?«
    »Ja.«
    »Und du kannst dich nicht entscheiden, was du anziehen sollst?«
    Cas sieht sich noch einmal um. »Woher weißt du das nur?«
    »Soll ich dir helfen?«, biete ich zaghaft an.
    Sie taxiert mich einen Moment und nickt dann. »Ja, warum nicht?« Sie wendet sich wieder ihrem Kleiderschrank zu. Ich bleibe zunächst wie angewurzelt dort stehen, wo ich bin, unsicher, was genau ich jetzt tun soll.
    Ohne sich zu mir umzudrehen, spricht Cassie mich an: »Kannst du dich eigentlich noch an dein erstes Date erinnern, Natalie?«
    »Du meinst, weil das schon mehrere Hundert Jahre her ist?« Ich lache nervös.
    Sie sieht sich nach mir um und lächelt kurz.
    »Ja, sicher kann ich mich daran erinnern, aber ich weiß gar nicht, ob das nun gut oder schlecht ist. Eigentlich kommt es mir gar nicht soooo lange her vor. Da war ich nämlich älter als du. Ich war schon achtzehn.«
    »Achtzehn!«, ruft Cas aus, lässt das Top sinken, das sie eben noch prüfend betrachtet hat, und starrt mich entgeistert an.
    »Ich war eine Spätzünderin. Ich habe immer nur gelernt oder gearbeitet, als ich in deinem Alter war. Ich hatte keine Zeit, mich mit Jungs zu treffen. Und für einen festen Freund schon gar nicht.«
    »Und wer war der Erste? Was war das für ein Typ?«
    »Ein Immobilienmakler aus Putney. Hieß Wayne.«
    Cas kichert.
    »Ich weiß, abscheulicher Name – und so ging’s dann auch weiter. Ich fand ihn total cool, weil er schon dreiundzwanzig war, zur Arbeit einen Anzug trug, ein schickes Handy hatte und einen fabrikneuen Ford Fiesta fuhr. Gut, es war bloß ein ganz kleiner, der nicht schneller als siebzig fuhr und auf den Seitentüren das Firmenlogo hatte … Aber immerhin, ein nagelneuer Wagen! Mann, fand ich das beeindruckend.«
    »Wie hast du ihn kennengelernt?«
    »Ich habe damals Anzeigen für eine dieser Gratis-Zeitungen verkauft, und er war in seiner Firma für die Werbung zuständig. Ich persönlich habe nie mit ihm gesprochen, meine Kollegin Heather war für ihn zuständig. Aber irgendwann hat sie ihm mal gesteckt, dass ich ihn toll finde, und dann hat er gefragt, ob ich mal mit ihm ausgehen würde. Nachdem sie kräftig nachgeholfen hatte. Eigentlich war er in Wirklichkeit scharf auf sie, aber sie hätte ihn nicht mal mit der Kneifzange angefasst … Das hätte mir wahrscheinlich zu denken geben sollen.«
    Cas kichert. »Und was ist dann passiert?«
    »Na, dann hat sich natürlich herausgestellt, dass er ein ziemlicher Idiot war. Wir waren nur einmal zusammen aus. Den ganzen Abend hat er nur von sich geredet, und ich habe viel zu viel getrunken vor lauter Langeweile … Dann hat er mich mit seinem Firmenwagen nach Hause gebracht, und als er mich am Schluss küssen wollte, habe ich mich übergeben müssen. In seinem nagelneuen Auto.«
    »Nein! Das ist nicht dein Ernst!« Cas fällt vor Entsetzen die Kinnlade herunter. »Oh, Gott, wie peinlich!«
    »Allerdings. Vor allem, weil der Großteil direkt auf ihm gelandet ist … Ich habe ihn dann nie wiedergesehen. Er ist nicht mal mehr in unser Büro gekommen, um Anzeigen zu schalten. Seine Firma hat einen anderen Typen geschickt, einen gewissen Edmund, glaube ich, der dann witzigerweise irgendwann später mal Heather geheiratet hat.«
    »Mannomann.« Cas ist immer noch fasziniert von der gruseligen Vorstellung. »Hoffentlich passiert heute Abend nicht genau so eine Katastrophe.«
    »Ach, was.

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