Wiedersehen in Stormy Meadows
Küchentisch, stiert in eine vor ihr liegende Zeitschrift und isst ein Sandwich. Mac, den Connor vorhin hiergelassen hat, wirft sehnsüchtige Blicke auf den Snack. Laura bedeutet mir mit einem Kopfschütteln, dass es nicht gut gelaufen ist, und bietet mir mit einer Kopfbewegung in Richtung Treppe an, mich mit Cas allein zu lassen.
Ich nicke ihr dankbar zu, worauf sie sich umgehend nach oben in ihr Schlafzimmer zurückzieht.
Statt wie sonst ihr Sandwich mit Mac zu teilen, ignoriert Cas ihren vierbeinigen Freund genauso wie mich und blättert einfach nur mit der freien Hand in der Zeitschrift, allerdings viel zu schnell, als dass sie wirklich darin lesen könnte.
Ich lasse mir Zeit. Wasche mir die Hände. Auch Cas beobachtet mich, das spüre ich, aber als ich mich zu ihr umdrehe, wendet sie so schnell den Blick ab, dass ich ihr nicht mal eine Sekunde in die Augen sehen kann.
»Da läuft nichts.«
Sie sieht mit einem Ausdruck zu mir auf, als wisse sie überhaupt nicht, wovon ich rede.
»Zwischen Connor und mir. Da läuft nichts. Wir sind einfach nur Freunde. Das ist alles.«
Sie sagt nichts, sieht mich aber an, als erwarte sie weitere Ausführungen. Eine Stimme in mir meldet sich zu Wort und schimpft mich Lügnerin. Aber wie kann ich Cas meine Gefühle erklären, wenn sie mir selbst noch nicht klar sind? Also halte ich mich an die Fakten und ignoriere wieder einmal die emotionalen Unwägbarkeiten.
Ich setze mich zu ihr an den Tisch, atme tief durch und bemühe mich, ganz ruhig zu sprechen: »Wir sind nicht zusammen, Cas, versprochen. Wenn ich je wieder eine Beziehung zu einem Mann eingehe, bist du die Erste, mit der ich von Anfang an darüber spreche. Ich würde dich niemals anlügen, und ich würde es auch nicht vor dir geheim halten.«
Ich bin versucht, noch mehr zu sagen. Zum Beispiel, dass ich nicht finde, dass ich mich ihr gegenüber rechtfertigen muss, aber ich halte mich zurück und warte ihre Reaktion ab. Sie schweigt, doch zwei Minuten später fällt mir auf, dass Mac glücklich auf den Resten ihres Sandwiches herumkaut. Die Hand, in der Cas das Brot hielt, liegt nun auf seinem Kopf.
Das Telefon klingelt. Laura geht oben dran. Ich höre sie sprechen, dann kommt sie die Treppe herunter und späht zögerlich in die Küche.
»Das war Connor. Er lässt fragen, ob Cas so lieb wäre, Mac nach Hause zu bringen?«
Fragend sehe ich meine Mutter an, doch sie zuckt lediglich die Achseln. Sie weiß auch nicht, was dieses Ansinnen soll – Mac findet normalerweise allein nach Hause. Doch Cas ist erstaunlicherweise gerne bereit, den Drei-Kilometer-Marsch auf sich zu nehmen. Sie springt auf, zieht sich die Jacke über und ist in null Komma nichts draußen. Mac folgt ihr in die Wintersonne, scharwenzelt um sie herum und schnuppert an ihren Taschen, in denen sich manchmal Schokolade versteckt.
»Und?«, fragt Laura besorgt, kaum dass Cas verschwunden ist.
»Na ja, sie hat nicht viel gesagt, aber ich glaube, ich bin zu ihr durchgedrungen.«
»Und du?«
»Was ich?«
»Ist auch irgendjemand zu dir durchgedrungen?« Sie setzt sich neben mich an den Tisch und sieht mich forschend an. »Na ja … was du mir vorhin über Connor erzählt hast …«
»Was meinst du?«
»Du hast gesagt …« Sie hält inne, sucht nach den richtigen Worten. »Was empfindest du für ihn, Nattie?«
Ich sehe in das besorgte Gesicht meiner Mutter und versuche, eine Antwort zu finden.
»Ich weiß es nicht«, sage ich schließlich.
Lieber Rob,
ich bin völlig verwirrt. Ich weiß nicht mehr, was ich machen soll. Ich hätte nie gedacht, dass ich jemals wieder jemandem begegnen würde, der solche Gefühle in mir auslöst, der mich zum Lachen bringt, der mich glücklich macht und der mich alles andere vergessen lässt. Jemandem, der mich mit nur einem einzigen Blick von dem dumpfen Schmerz befreit, der nun schon so lange mein ständiger Begleiter ist. Es fühlt sich so richtig an, wenn ich mit ihm zusammen bin, und gleichzeitig quält mich mein Gewissen. Cassie gegenüber, dir gegenüber. Ging es dir ähnlich, als du mich kennengelernt hast? Hattest du auch irgendwie das Gefühl, du würdest Eve betrügen, wenn du mich liebst und begehrst?
Ich weiß nicht, was ich tun soll, Rob. Und darum werde ich wohl einfach das tun, was ich am besten kann: so tun, als würde ich nichts empfinden. Noch mehr Gefühle, die ich verdrängen und unterdrücken kann …
In Liebe
N.
Cassie kommt erst Stunden später wieder. Zu unserer Überraschung ist sie so
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