Wiedersehen in Virgin River
reichte er Mel das Baby und sah fasziniert zu, wie sie ihn an jeder Seite ein paar Minuten lang saugen ließ, sein Bäuerchen abwartete und ihn wieder an Jack übergab mit der verschlafenen Anweisung, ihm die Windeln zu wechseln. Was er tat.
Gegen fünf Uhr morgens wiederholte er den Vorgang, hob seinen schreienden Sohn in die Arme seiner Mutter und sah wieder zu, wie sie ihm die Brust gab. Und wieder wechselte er die Windeln und machte ihn sauber. Dann hielt er ihn im Arm und schaukelte ihn eine Stunde lang, bevor er ihn in sein Bettchen zurücklegte. Um acht Uhr morgens geschah es wieder, ein Füttern und Windelwechsel, und Jack hatte nicht einmal ein Nickerchen gemacht. Stattdessen hatte er jedes Auf und Ab der Brust seines Sohnes beobachtet, jeden Atemzug, und oft hatte er den Arm ausgestreckt, um sanft seinen perfekten kleinen Kopf zu streicheln.
Gegen neun Uhr morgens hörte er das Geräusch von Sägen und trat auf die Veranda. Sehr weit konnte er wegen des umgefallenen Baumes nicht auf die Straße sehen, aber er wusste, was da geschah. Preacher räumte die Straße.
Gegen Mittag stand Mel aus dem Bett auf. Er war ganz erstaunt über die Tatsache, dass sie sich aufsetzte, die Füße auf den Boden stellte, aufstand und sich streckte. „Ah“, sagte sie. „Ich glaube, ich werde mir eine Dusche gönnen.“
„Alles in Ordnung mit dir?“, fragte er.
„Ich fühle mich so viel besser.“ Sie legte die Hände an ihr Kreuz. „Mein Rücken tut mir nicht mehr weh.“ Sie ging auf ihn zu, ließ sich umarmen und drückte ihn an sich. „Danke, Jack. Ohne dich hätte ich das nicht geschafft.“
„Tja, ich denke eigentlich schon, dass du das gekonnt hättest.“ Er sah an ihr hinunter.
„Was ist los?“
„Nachdem ich gesehen habe, was du gestern Abend getan hast, kann ich nicht fassen, dass du überhaupt stehen kannst.“
Sie lachte leise. „Das ist erstaunlich, nicht wahr? Wie der Körper einer Frau sich öffnen und ein Kind von dieser Größe zur Welt bringen kann? Dir ist es noch gar nicht recht klar, aber es war eine wundervolle Erfahrung, die du da gemacht hast. Dein eigenes Kind zur Welt zu bringen.“
Er küsste sie auf die Stirn. „Wie kommst du darauf, dass mir das nicht klar ist?“
Sie legte eine Hand an seine Wange. „Hast du geschlafen?“
„Ich kann nicht“, antwortete er und schüttelte den Kopf. „Mir ist immer noch ganz seltsam zumute.“
„Nun, vielleicht ist es dir ja doch klar. Ich will jetzt ein bisschen sauber werden, dann habe ich ein paar Dinge, die du erledigen kannst.“
„Was denn?“, fragte er. „Meine Wäsche habe ich gemacht.“
Sie lachte über ihn. „Jack, wir haben noch nichts gegessen. Und du musst ein paar Anrufe erledigen. Ich habe Sägen gehört. Glaubst du, dass dein Truck inzwischen rausgezogen wurde?“
„Er steht vor dem Haus.“
Sie schüttelte den Kopf. „Was für ein Ort. Wie die Leute hier einfach aus dem Gefühl heraus handeln, ohne dass man sie bittet. Okay, ich habe Hunger. Ich will mich waschen.“
Als sie aus der Dusche kam, stand eine Schale mit heißer Suppe für sie bereit. „Bist du sicher, dass du hier allein zurechtkommst?“, fragte er sie.
„Von jetzt an wird es gehen, Cowboy“, sagte sie und machte sich über ihre Suppe her.
Eilig erledigte Jack seine Telefonate, während Paige und Preacher ihm ein nettes Essen zum Mitnehmen einpackten. Ein leckeres Eintopfgericht, Brot, ein paar Sandwiches, Früchte und Kuchen. Dann durchstöberte er die Küche selbst noch nach ein paar weiteren Lebensmitteln. Eier, Käse, Milch, Fruchtsaft. Jack hielt es nicht lange aus, von ihnen getrennt zu sein. Rasch fuhr er wieder zurück ins Waldhaus, wo er Mel und das Baby schlafend vorfand. Also schürte er das Feuer, lehnte sich auf der Couch zurück und legte die Füße ausgestreckt auf die Truhe, die als Sofatisch diente. Fast wie nach einem Beruhigungsmittel hatte sich ein ganz weiches Gefühl in ihm ausgebreitet, und er kam sich vor wie im Himmel, so herrlich war es.
Ein paar Stunden später fühlte er, wie sie ihm mit der Hand durchs Haar strich, und er schlug die Augen auf. Sie saß neben ihm auf der Couch und hielt das Baby im Arm. „Hast du ihn gefüttert?“, fragte Jack.
„Und gefüttert und gefüttert und gefüttert.“
„Lass mich ihn halten“, sagte er und nahm ihr das Baby ab. Er küsste es auf den Kopf. „Gott“, meinte er. „Ich kann es noch immer nicht glauben. Weißt du, wie ich mich fühle? Als wäre ich in meinem
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