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Wiedersehen in Virgin River

Wiedersehen in Virgin River

Titel: Wiedersehen in Virgin River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robyn Carr
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Ihnen bekommen. Wollen Sie das? Einfach nur, um sicher zu sein?“
    „Oh Gott … muss das sein?“
    „Schon gut. Dann wollen wir erst einmal alle anderen Untersuchungen machen, die wir machen können. Hatten sie schon eine Ultraschalluntersuchung während dieser Schwangerschaft?“
    „Bisher bin ich nicht einmal beim Arzt gewesen.“
    Ein weiteres Symptom, dachte Mel. Geschlagene Frauen sorgten nicht für sich und nicht für ihre Schwangerschaften. Aus Angst.
    Während Mel sie untersuchte, lutschte Paige an ihrer wunden Unterlippe und starrte mit glasigen Augen zur Decke. „Okay. Ich werde Ihnen jetzt helfen, sich wieder aufzusetzen. Immer mit der Ruhe.“ Mel horchte Paige das Herz ab, sah sich ihre Augen an und untersuchte ihren Kopf auf Beulen und Platzwunden. „Nun, es scheint nichts gebrochen zu sein, Paige. Zumindest habe ich so weit nichts entdeckt. Ich hätte gerne ein Röntgenbild von Ihren Rippen, nur zur Sicherheit, denn da sind Sie doch sehr schmerzempfindlich. Aber bei Ihrer Schwangerschaft und allem … Also ehrlich gesagt, wenn ich zu entscheiden hätte, ich würde Sie ins Krankenhaus überweisen.“
    „Nein. Keine Krankenhäuser. Ich darf nirgendwo registriert werden …“
    „Verstehe, aber sehen Sie, es sieht sehr beängstigend aus. Wie stark ist die Blutung?“
    „Nicht allzu schlimm. Ich will mal sagen, weniger als eine Menstruation.“
    „Also gut, dann legen Sie sich wieder zurück und rutschen ein wenig nach vorne. Ich werde so vorsichtig sein wie möglich.“
    Als sie in der richtigen Position lag, streifte Mel sich Handschuhe über und zog ihren Stuhl heran. Sie berührte erst die Innenseite ihrer Schenkel, bevor sie die äußeren Genitalien anfasste. „Bei dieser gynäkologischen Untersuchung werde ich kein Spekulum verwenden, Paige. Ich will bloß einmal die Größe der Gebärmutter abschätzen. Wenn Ihnen etwas unangenehm ist, sagen Sie es mir bitte.“ Sie führte zwei Finger ein und drückte mit der anderen Hand vorsichtig auf ihren Unterbauch. „Wissen Sie, wie weit Sie sind?“
    „Etwas mehr als acht Wochen.“
    „Okay. Wenn wir hier fertig sind, werde ich Sie einen Schwangerschaftstest machen lassen. Wenn der Fötus vor einem Tag oder so noch viabel, also lebendig war, dann müsste er positiv ausfallen. Das wird uns allerdings wenig über die letzten vierundzwanzig Stunden sagen, fürchte ich. Hier habe ich kein Ultraschallgerät, aber ein paar Ortschaften weiter gibt es eins, das wir benutzen können, wenn nötig. Aber … immer eins nach dem anderen. Die Gebärmutter ist völlig normal für eine Schwangerschaft in der achten Woche.“ Mel schnaubte verächtlich. „Und das, nachdem Sie so viel durchgemacht haben, Paige.“ Sie streifte die Handschuhe ab und hielt ihr die Hand hin. „Können Sie sich setzen, bitte?“
    Paige richtete sich auf, und Mel setzte sich wieder auf ihren Stuhl, von wo aus sie ihr von unten in die Augen sah. „Wie alt sind Sie?“
    „Neunundzwanzig.“
    „Ich weiß, wie schwierig es ist, in einer solchen Situation Hilfe zu finden, aber ich frage mich doch, ob Sie schon versucht haben, die Polizei zu rufen.“
    „Das habe ich“, antwortete sie sehr leise. „Ich habe alles getan. Polizei, einstweilige Verfügungen, Frauenhäuser, Auszug, psychosoziale Therapie …“ Sie lachte. „Psychosoziale Therapie“, wiederholte sie. „In fünf Minuten hatte er es geschafft, dass die Therapeutin sich in ihn verknallt hat.“ Sie atmete tief durch. „Danach ist es dann nicht mehr allzu gut gelaufen.“
    „Das kann ich sehr gut verstehen.“
    „Irgendwann dieser Tage wird er mich umbringen. Und zwar ziemlich bald.“
    „Hat er damit gedroht, Sie umzubringen?“
    „Oh, ja.“ Sie senkte den Blick und wiederholte leise: „Oh, ja.“
    „Wie haben Sie nach Virgin River gefunden?“, fragte Mel.
    „Ich glaube … ich hatte mich verfahren. Ich hatte den Highway verlassen, weil ich eine Übernachtungsmöglichkeit suchte und etwas essen wollte. Und dann habe ich mich verfahren. Gerade wollte ich schon wieder umdrehen, als ich den Ort sah und dann die Bar.“
    Mel holte Luft. Es war Zeit, sich an ein paar Fakten zu erinnern. Den Opfern von häuslicher Gewalt fiel es nicht nur schwer, die Vorwürfe nachzuweisen, wenn die Polizei nicht direkt zum Tatort gerufen wurde, in der Hälfte aller Fälle war es dann auch noch das Opfer, das aus Angst um sein Leben die Kaution für den Täter stellte. Und das war keinesfalls eine leere Drohung. Die Täter

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