Wiedersehen in Virgin River
was ich tun will.“
Jack hackte Holz, als Preacher um sieben Uhr morgens aus der Hintertür seines Quartiers trat und auf ihn zukam. Er lehnte die Axt an den Holzblock und sah seinem Freund entgegen. Als er dann aber den bedrohlichen Ausdruck in Preachers Gesicht wahrnahm, neigte er leicht den Kopf, runzelte die Stirn und fragte sich, was los war.
Aber ehe er noch lange überlegen konnte, hatte Preacher bereits einen niederschmetternden Schlag in sein Gesicht gelandet, der ihn ungefähr einen Meter zurückwarf und flach mit dem Hintern auf dem Boden landen ließ. In seinem Kopf schien eine Bombe hochgegangen zu sein. „Jesses …“
„Was zum Teufel denkst du dir dabei, ihr das Gefühl zu geben, sie würde einen Fehler machen?“, wollte Preacher wissen. „Du solltest wirklich mehr Grips im Kopf haben als das!“
„Whoa“, war alles, was Jack herausbrachte. Er blieb, wo er war, und presste eine Hand an seinen Kiefer. Ehe er nicht in der Lage war, sich gegen den Mann zu wehren, würde er es nicht wagen, wieder hochzukommen. Und wenn Preacher derart angepisst war, schien das sowieso eine blöde Idee zu sein.
„Die Frau hat eh schon Todesangst und glaubt nicht daran, dass sie Hilfe verdient. Und dann stehst du da und stellst mich infrage. Was zum Teufel ist mit dir los?“
„Ah, Preacher …“
„Von dir hätte ich mehr erwartet, Jack. Es ist ja nicht so, als würdest du das nicht kennen. Als Mel hier hochkam, hatte sie eine schwere Last auf dem Buckel … nicht dieselbe Scheiße, aber ebenfalls Scheiße. Und wenn ich dir damals, vor ihren Augen, gesagt hätte, du sollst dich da nicht reinziehen lassen, du wärst mit mir auf der Stelle vor die Tür gegangen!“
„Ja“, sagte Jack langsam, während er mit der Hand seinen Kiefer hin- und herbewegte. Gebrochen war nichts. „Ja. Okay.“ Er befühlte seine Wange unter dem Auge … also da könnte schon etwas gebrochen sein.
„Ich dachte, ich könnte mit dir an meiner Seite rechnen. Du hast immer auf mich zählen können!“
„Okay, dann ist die Frau jetzt also wirklich wichtig für dich …“, sagte Jack vorsichtig.
„Darum geht es überhaupt nicht! Ich versuche einfach nur zu helfen … ich erwarte gar nichts. Aber mit Sicherheit hätte ich nie erwartet, dass du mir in den Rücken fällst und mir ausreden willst, ihr unter die Arme zu greifen.“
„Du hast recht. Es tut mir leid.“
„Ich mache nie etwas, wenn ich es nicht machen will!“
„Ich weiß. Junge, ich hab’s kapiert.“ Jack machte Anstalten, sich aufzurichten, und Preacher hielt ihm seine Hand hin. Jack nahm die Hilfe an, nur um dann festzustellen, dass er wieder zurück auf den Boden geschubst wurde.
„Wenn du schon nicht helfen kannst, dann halt zumindest deine verdammte Klappe!“
Und damit drehte Preacher sich um und stapfte zurück in seine Wohnung.
Jack blieb noch eine Minute unten. Er zog die Knie an, legte seine Arme darum und versuchte, wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Whoa, dachte er. Verdammt.
Langsam richtete er sich auf und beschloss, dass das Holzspalten warten konnte. Mit ein paar Sternen vor den Augen schwankte er über die Straße zu Does Praxis und ging hinein. Mel war noch gar nicht im Dorf, aber Doc stand in der Küche und machte Kaffee. Als Jack hereinkam, sah er sich um und verdrehte die Augen. „Und wie sieht der andere Kerl aus?“, fragte er.
„Schätze, ich bin Preacher auf seine kleinen Zehen getreten. Hast du einen Eisbeutel?“
Eine halbe Stunde später ging die Haustür auf, und Mel kam herein. Sie ließ ihre Medizintasche in der Rezeption stehen und wollte sich in der Küche einen Kaffee holen. Dort traf sie dann auf Jack, der am Küchentisch saß und sich einen Eisbeutel ans Auge hielt. Irgendwie schien sie gar nicht fürchterlich überrascht zu sein. Gemächlich füllte sie sich einen Becher und setzte sich dann an den Tisch. „Lass mich raten“, sagte sie mit einer sehr überlegenen Miene. „Du musstest unbedingt jemandem einen Rat erteilen.“
„Warum höre ich eigentlich nie auf dich?“, fragte er, ließ den Eisbeutel sinken und gab eine verfärbte Wange und ein blaues Auge frei, das zuzuschwellen drohte. Abgestoßen schüttelte sie den Kopf.
„Wie sich gezeigt hat, weiß Preacher, was ihn getroffen hat“, erklärte ihr Jack.
„Hab ich doch gesagt“, stellte sie fest, setzte den Ellbogen auf die Tischplatte und legte die Wange in die Hand.
„Irgendwie hat er sich daran gestoßen, dass ich ihm geraten habe,
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