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Wiedersehen in Virgin River

Wiedersehen in Virgin River

Titel: Wiedersehen in Virgin River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robyn Carr
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nicht geschehen. Sind wir uns da einig?“
    Überrascht riss der Mann die Augen auf und umfasste sein kühles Bier etwas fester.
    „Es stimmt, Cowboy. Sie ist meine Frau. Also verstehen wir uns? Ich will nicht, dass sie solche Risiken eingeht.“
    Der Mann verzog das Gesicht zu einem schiefen Lächeln. Er hob sein Bier und nahm einen weiteren kräftigen Schluck. „Ich bezweifle, dass ich noch einmal in eine solche Situation geraten werde.“ Jack sah den Mann durchdringend an. „Sie war nicht in Gefahr, aber Sie haben recht. So etwas sollte sie wahrscheinlich wirklich nicht machen.“
    Sie schwiegen einen Augenblick, dann sagte Jack: „Vielleicht wäre Clear River für Sie ein besserer Ort, um einen Drink zu nehmen.“
    Der Mann schob das Whiskeyglas über den Tresen. „Ruhiger ist es dort auf jeden Fall.“
    Jack goss ihm noch einmal nach, nahm dann die zwanzig Dollar, um sie zu wechseln, womit er dem Mann zu verstehen gab, dass er mehr nicht bekommen würde. Dann begab Jack sich ans andere Ende des Tresens und beschäftigte sich damit, ihn abzuwischen und Gläser und Flaschen gerade zu rücken. Er hob den Kopf, als er hörte, wie der Barhocker zurückgeschoben wurde. Der Mann stand auf, drehte sich um und ging langsam aus der Bar, ohne sich noch einmal nach Jack umzudrehen. Jack sah, dass er kein Geld zurückgelassen hatte, und musste unwillkürlich leise kichern.
    Dann ging er zum Fenster, um festzustellen, wie der Truck aussah, von dem er gesprochen hatte. Nun, er hatte seinen Standard ein wenig heruntergeschraubt. Ein dunkler Ford, hochgestellt, Scheinwerfer auf dem Dach, getönte Scheiben. Er prägte sich das Kennzeichen ein, wusste aber, dass es wenig nützen würde.
    Es dauerte keine Minute, bis die Tür wieder aufging und Mel hereinkam. Ihre Jacke stand offen und ihr Bauch wölbte sich leicht darunter hervor. Sie sah ganz seltsam drein.
    „Hast du diesen Kerl gesehen, Mel?“, fragte Jack. Sie nickte. „Hat er irgendwas gesagt?“
    Sie setzte sich auf einen Hocker. „Hm-mmm. Er hat mich ausgiebig von oben bis unten gemustert und mir dann gratuliert.“
    „Du wirst doch nicht mit ihm gesprochen haben, hoffe ich.“
    „Ich habe ihn gefragt, wie es diesem Baby geht. Und er sagte, dass sie alles haben, was sie brauchen.“
    „Ach Mel…“
    „Dieser Mann hat mir nie Angst eingejagt, Jack. Es mag ja sein, dass es in diesen versteckten Marihuanaplantagen massenhaft furchterregende Typen gibt, aber irgendetwas sagt mir, dass er nicht dazugehört.“

11. KAPITEL
    N ach zwei Wochen Krankenhaus, zwei Wochen Reha und zwei Wochen bei seiner Mutter bekam Mike Valenzuela allmählich einen klaustrophobischen Koller. Sein Arm war noch immer gelähmt, und er drehte durch, weil ihm die Decke auf den Kopf fiel. Nicht zu erwähnen, dass er noch immer völlig erschüttert war, weil es so lange gedauert hatte, bis sein Kopf wieder klar funktionierte. Nichts machte ihm so viel Angst wie sein Gedächtnisverlust, und nicht mehr in der Lage zu sein, das richtige Wort zu finden oder das richtige Wort zu haben, es aber für falsch zu halten.
    Körperlich ging es ihm besser, aber immer noch hatte er Schmerzen. Vor allem in Schulter, Arm, Nacken und Schulterblatt, und nachts konnte es so schlimm werden, dass er nicht schlafen und sich nicht mehr bewegen konnte. Wenn das geschah, schaffte er es kaum aus dem Bett, und das Einzige, das ihm dann noch half, waren ein großer Eisbeutel und eine Schmerztablette. Weitere Schmerzen hingen mit der andauernden Steifheit und Schwäche in der Leistengegend zusammen. Das wurde zwar immer besser, aber wegen dieser linksseitigen Kraftlosigkeit nutzte er einen Stock beim Gehen.
    Der Spiegel zeigte ihm einen dünnen ausgelaugten Körper, der einmal durchtrainiert und muskulös gewesen war. Er sah einen leicht gebeugten Mann, dem Leiste und Unterleib schmerzten, wenn er sich aufrichtete. Seinen rechten Arm hielt er schonend vor der Brust angewinkelt, die Hand einwärts gebogen und viel zu steif und schwach, um sie ganz zu öffnen. Sein dichtes schwarzes mexikanisch-amerikanisches Haar, das man ihm an einer Seite des Kopfes abrasiert hatte, um eine Kugel zu entfernen, war noch kaum wieder nachgewachsen. Er sah einen Mann, der im Alter von sechsunddreißig Jahren mit einer hundertprozentigen Behinderung aus dem Polizeidienst in den Ruhestand versetzt wurde. Einen Mann, der im Haus seiner Mutter wohnte, weil er seinen zwei Exfrauen die Häuser überlassen und sein gemietetes Apartment aufgegeben

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