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Wiedersehen in Virgin River

Wiedersehen in Virgin River

Titel: Wiedersehen in Virgin River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robyn Carr
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hatte, nachdem er angeschossen worden war.
    Es gab da auch noch eine andere kleine Sache, etwas, das nicht sichtbar war: Er hatte immer noch Schwierigkeiten beim Pinkeln, und an eine Erektion konnte er sich kaum noch erinnern. Bei alledem ging ihm dann schon auch einmal durch den Kopf, wie sein ganzes Leben den Bach runterging und er nun hier stand und kaum noch ein Rinnsal zustande brachte.
    Mike hatte immer gerne ein hartes Leben geführt. Der Tanz auf dem Vulkan. Die Marines im Kampfeinsatz, der Polizeidienst. Frauen. Jede Menge Männerkram. Gewichtheben, Sport, Poker, Jagen, Angeln. Noch mehr Frauen. Ein Leben im Augenblick. Spaß, Spaß, Spaß. Ah. Sofortige Befriedigung. Er hatte zweimal geheiratet, weil er in der Stimmung dazu gewesen war, aber den Ehefrauen gegenüber fühlte er sich – offensichtlich – nicht sonderlich verpflichtet. Und er hatte viel zu vielen anderen nachgejagt. Mit Sicherheit war das jetzt kein Thema mehr. Vielleicht sind einem ja auch nur so und so viele Erektionen vergönnt, dachte er, und meine habe ich bereits alle verbraucht.
    Es war nicht ratsam, eine lange Strecke zu fahren, aber er schaffte es. Sein rechtes Bein war in Ordnung, der linke Arm funktionierte bestens. Die Ärzte waren dagegen, sie dachten eher an weitere Rehamaßnahmen. Aber er war ein Sturkopf, der sich verzweifelt wünschte, das alles hinter sich zu lassen. Er warf die Sachen, die er brauchte, in seinen Jeep und machte sich auf nach Norden. „Bleib, so lange du willst“, hatte Jack gesagt. „Du wirst aber bei uns wohnen müssen. Preacher hat das leere Zimmer in der Bar vergeben. Vielleicht erinnerst du dich an die Frau. Preacher hatte dich wegen ihr angerufen. Sie war in der Bar aufgetaucht, grün und blau geschlagen, auf der Flucht vor ihrem gewalttätigen Mann.“
    Mike erinnerte sich, aber nur vage.
    Was Mike sich wünschte, war ein Platz, wo er sein konnte, ohne dass sich seine Familie in seine Angelegenheiten einmischte, ihm nicht von der Seite wich und im Nacken saß. Ein Platz, wo ihn seine Freunde von der Polizei nicht permanent anriefen, um zu hören, wie es ihm ging, denn es ging ihm nun mal nicht so besonders. Der Arzt meinte, dass die Funktionsfähigkeit seines Armes irgendwann einmal wieder fast hundert Prozent wiederhergestellt sein könnte, dass es aber lange dauern würde und harte Arbeit bedeute. Die anderen Dinge, das Pinkeln, die Erektion – diese Chosen würden sich entweder spontan wieder einstellen oder auch nicht. Im Moment könne man da gar nichts tun.
    Mit Virgin River hatte er schon immer gute Erinnerungen verbunden. Es bedeutete ihm zugleich Zufluchtsort wie Herausforderung. Zweimal im Jahr fuhr er mit den Jungs von der Truppe dort hoch, für eine Woche oder so. Sie campten, gingen jeden Tag angeln, jagten ein bisschen, spielten Poker und tranken die ganze Nacht, lachten sich halb tot, ließen es sich gut gehen. Und was Mike dringend brauchte, war Bewegung für seinen Arm und seine Leiste. Er wollte seinen Körper zurück. Dann könnte er über seine Zukunft nachdenken. Im Augenblick aber sah es so aus, als wären die Dinge, die er sich wünschte, unerreichbar.
    Noch vor zwei Monaten war er zuletzt in Virgin River gewesen. Im August … nicht zu ihrem üblichen Angel/Jagd/Poker-Trip. Jack hatte angerufen und gesagt, dass er jemanden getötet hätte. Ein Verrückter aus den Wäldern hatte Jacks Frau ein Messer an den Hals gehalten und Drogen gefordert. Jack hatte anschließend ein paar Leute zusammengetrommelt, um die Wälder zu durchkämmen. Also hatte Mike bei den Jungs den Rundruf gestartet, und selbstverständlich hatten sie sich alle wegen eines dringenden Notfalls Urlaub genommen und waren schon am nächsten Morgen dort. Wenn einer von ihnen rief, dann kamen alle. In den Wäldern hatten sie letztlich nichts Gefährliches gefunden, außer einem riesigen, grimmigen, stinkenden, wütenden Bären.
    Und sie hatten Jack angetroffen, ihren Anführer, der zum ersten Mal in seinem Leben in eine Frau verliebt war. Mel, eine zierliche, atemberaubende, wunderbare Frau. Jack, der immer mit wenig ernsthaftem Interesse und einer Menge überflüssigem Charme mit den Frauen gespielt hatte und sich nun an eine Frau binden wollte. Inzwischen war Mel seine Frau, und sie war schwanger. Es verblüffte Mike, dass das geschehen konnte. Er vermutete, dass Jack schließlich bei einer Frau gelandet war, die ihm ein Bein stellen und ihn einfangen konnte und die ihn glauben ließ, er wäre auch noch

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