Wiedersehen in Virgin River
glücklich darüber, gefangen worden zu sein.
Das und die drei Kugeln hatten in Mike ein tiefes Gefühl des Bedauerns ausgelöst. Und die Sehnsucht nach einer anderen Lebensweise. Er hatte das Gefühl, etwas verpasst zu haben.
Also begab er sich mit seiner Kleidung, seinen Waffen, seinen Gewichten, seiner Spule und Angel nach Virgin River, auch wenn er gar nicht sicher war, dass er so weit kommen würde, das alles auch zu benutzen. Er plante, seinen Arm zu trainieren, sich etwas auszuruhen und mittels Preachers Kochkunst wieder etwas Gewicht zuzulegen.
Als er an der Bar vorfuhr, hupte er, und Jack erschien auf der Veranda. Mithilfe seiner Krücke stieg Mike aus dem Geländewagen. Jack riss sich zusammen und behandelte Mike nicht wie einen mitleiderregenden, dünnen, leicht hinkenden Mann, der seinen Arm noch immer nicht gebrauchen konnte. Stattdessen umarmte er ihn wie einen Bruder, wenn auch etwas vorsichtiger als früher, und sagte: „Verdammt, ich freue mich, dass du hier bist.“
„Ja“, sagte Mike. „Ich auch. Ich werde hart arbeiten müssen, um wieder zu Kräften zu kommen.“
„Du wirst es schaffen.“
Mel kam heraus, und die Schwangerschaft war ihr jetzt anzusehen. Das neue Leben in ihr machte sie schöner als je zuvor und ließ sie strahlen. Mit einem herzlichen Lächeln hieß sie ihn willkommen und breitete die Arme aus. „Auch ich freue mich, dass du hier bist, Mike“, sagte sie. „Ich kann dir bei deinem Arm helfen. Wir werden ihn wiederherstellen.“
Mit seinem gesunden Arm drückte er sie an sich. „Ja, das werden wir. Danke.“
„Komm herein“, forderte Mel ihn auf. „Da ist jemand, den du noch nicht kennst, auch wenn du ihr geholfen hast.“
Jack ließ Mike die Verandatreppe allein bewältigen, musste aber offensichtlich gegen das Bedürfnis ankämpfen, ihm dabei zu helfen. Als sie im Haus waren, rief Jack nach Preacher, und der große Mann kam aus der Küche, die Schürze noch umgebunden. Er begrüßte Mike mit einem seiner seltenen Lächeln und lief mit ausgebreiteten Armen um den Tresen herum auf ihn zu.
„Oh Mann“, begrüßte ihn Preacher und umarmte ihn. Mehrmals klopfte er ihm dabei kräftig auf den Rücken, was Mike vor Schmerzen zusammenzucken ließ. Dann hielt er ihn ein Stück von sich weg und sah ihn an. „Es ist verdammt schön, dich zu sehen!“
„Okay, Super. Aber jetzt mach das nie wieder.“
„Oh Mann, tut mir leid. Immer noch Schmerzen?“
„Ein wenig, ja. Was sehe ich denn da? Trägt mein Prediger etwa Haar?“
„Der Kopf wurde mir kalt.“ Preacher duckte sich scheu. „Alles in Ordnung mit dir? Ich habe dir doch nicht wehgetan, oder?“
„Vielleicht könntest du mir ja mal ein Bier machen. Das würde helfen.“
„Na klar, Kumpel. Kommt sofort. Vielleicht auch etwas zu essen, hm?“
„Erst ein Bier, okay?“
Preacher ging hinter den Tresen und zapfte ein Bier für ihn. Mel und Jack setzten sich neben Mike, und Mel wandte sich ihm zu. „Wie schlimm sind die Schmerzen?“, fragte sie.
Er zuckte die Achseln. „Eigentlich ist das ja alles nur weiches Gewebe“, antwortete er. „Aber es kann wirklich … wirklich hart werden.“
„Was nimmst du dagegen ein?“
„Ich versuche, mit entzündungshemmenden Mitteln auszukommen, vielleicht einmal ein Bier. Aber manchmal geht es einfach nicht mehr anders, dann nehme ich auch mal ein Percodan. Das hasse ich, denn davon wird mir ganz komisch.“
„Du bist auch so schon komisch genug“, frotzelte Jack. „Preacher, lass mich mal mit meinem Mann hier anstoßen.“ Als sein Glas eingeschenkt war, hielt Jack es hoch und sah Mike an. „Auf deine Genesung, Junge. Möge sie schnell und vollkommen sein.“
„Hoffentlich hat Gott dich auch gehört“, meinte Mike und nahm einen langen erfrischenden Zug. „Der Doc meinte, es würde drei Monate dauern, bevor ich anfange, mich wieder besser zu fühlen. Und ich habe erst sechs Wochen hinter mir, aber …“
Und dann kam sie aus der Küche. Mike hätte sich beinahe an seinen eigenen Worten verschluckt. Sie lächelte ihn an und sagte: „Hallo. Sie müssen Mike sein.“ Dann stellte sie sich neben Preacher, der ihr besitzergreifend einen Arm um die Schulter legte, allerdings genau beobachtete, wie Mikes Augen aufleuchteten. Mein Gott, dachte Mike. Preacher hat eine Frau. Und was für eine Frau.
„Ja“, sagte Mike gedehnt. Sie war hinreißend. Weiches hellbraunes Haar fiel ihr in seidigen Wellen auf die Schultern. Ihre Haut wie weicher Satin, die Lippen
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