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Wiedersehen in Virgin River

Wiedersehen in Virgin River

Titel: Wiedersehen in Virgin River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robyn Carr
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oder wenn Gewalt im Spiel war. Bei dir wird es wohl die Gewalt sein, schätze ich mal. Bei drei Kugeln.“
    „Könnte reichen“, sagte Mike ausweichend.
    Preacher griff in die Tasche seines Jeanshemds und zog ein zusammengefaltetes Blatt Papier heraus. „Und dann ist da noch die Sache mit dem Morgenzelt …“, begann er. „Ich habe all diese Sachen letzte Nacht nachgeschlagen. Erektile Dysfunktion. Kommt häufig vor nach einer größeren Operation, nach Gewaltverbrechen, unter dem Einfluss von Betäubungsmitteln et cetera. Das war eine ganze Liste von Sachen. Abgesehen davon, dass du warten musst, bis es dir wieder besser geht – und das wird es –, solltest du dich auf eine chronische Blaseninfektion untersuchen lassen. Das kommt vor, wenn man im Krankenhaus war und diese Katheterdinger hatte. Mit Mel kannst du darüber sprechen. Kein Problem. Mel erzählt nicht einmal Jack irgendwelche Sachen. Ich habe es für dich ausgedruckt.“
    Mit spitzen Fingern nahm Mike das Blatt in die Hand und faltete es auseinander. „Jesses, das kann ich dir doch unmöglich erzählt haben …“
    „Es wird sich wieder einstellen, denke ich. Wenn nicht, kannst du dir immer noch einen Stab einpflanzen lassen. Aber ich weiß nicht, Mike … ich glaube nicht, dass ich mir einen Stab in den Schwanz setzen lassen würde. Ich glaube, ich würde es erst mal mit Beten versuchen …“
    „Ach Scheiße …“, sagte Mike.
    „Über eine Sache solltest du aber wirklich nachdenken. Nimm etwas gegen deine Depression. Da wird Mel dir was geben können. Und vielleicht sollte sie auch deine Schmerztabletten abzählen. Mann, du warst ein Todeskandidat.“
    „Preacher, ich schwöre bei Gott, wenn du jemals …“
    „Warum sollte ich darüber reden? Nun mach mal halblang, hm?“
    Mike sah sich den Ausdruck an. „Wo hast du das Zeug gefunden?“
    „Im Computer. Sprich einfach mit Mel. Oder auch mit Doc. Aber ich würde es Mel erzählen, auch wenn sie eine Frau ist. Bei manchen Sachen hat sie viel mehr drauf als Doc. Ich wüsste auch nicht, wie Doc bei den Schaffarmern hier viel von solchen Dingen zu sehen bekommen sollte. Verstehst du?“
    „Ich hasse dich im Augenblick so sehr“, meinte Mike.
    „Ach ja? Du wirst darüber hinwegkommen. Wahrscheinlich sogar schon ziemlich bald, spätestens dann, wenn du das nächste Mal etwas zu essen haben willst.“
    Er schmollte erst noch ein paar Tage, aber dann brachte Mike während einer Rehasession seine Probleme gegenüber Mel zur Sprache. Sie gab ihm eine Runde Antibiotika gegen eine chronische Blasenentzündung und ein Antidepressivum, das er voraussichtlich nur ein paar Monate lang einnehmen müsste. Aber eher hätte er sich die Zunge abgebissen, als Preacher zu danken. Über solche Dinge reden Männer einfach nicht. Jedenfalls nicht, wenn sie nüchtern sind.
    Insgeheim aber fand er es einigermaßen erstaunlich, dass es von Preacher gekommen war.
    Eines Nachmittags kam er in der Zeit zwischen Mittag- und Abendessen in die Bar, wo er Preacher mit einem Handtuch um die Schultern auf einem Stuhl sitzend vorfand. Paige hielt eine Schere in der Hand und schnitt ihm die Haare. Mike legte den Kopf zur Seite und sah dem Geschehen zu.
    „Ich war früher Kosmetikerin“, erklärte sie lächelnd. „Und wenn John sich Haare wachsen lässt, soll es auch ordentlich aussehen. Dafür werde ich sorgen.“ Als sie dann den Kamm an eine seiner buschigen Augenbrauen setzte, fügte sie hinzu: „Nicht zu erwähnen diese grausigen Dinger. Ich habe noch nie einen Mann gesehen, der so viel Haar hier hatte.“
    „Er sieht neuerdings besser aus. Das war mir schon aufgefallen“, sagte Mike. „Ich dachte mir, dass es an dir liegt.“
    Preacher wirkte verärgert.
    Lachend strich sich Mike mit einer Hand über den eigenen bizarren Schopf. Auf einer Seite war das Haar länger als auf der anderen und immer noch ein wenig dünn über der temporalen Narbe.
    „Soll ich dir das nicht etwas ausgleichen? Wo ich doch schon einmal meine Sachen ausgepackt habe?“
    „Hey, das wäre fantastisch. Macht es dir auch nichts aus?
    „Es würde mich freuen. John ist hier fertig“, sagte sie und schüttelte das Handtuch aus.
    „Ist es okay für dich, Preacher, wenn ich mich von deinem Mädchen mit der Schere anfassen lasse?“
    Preacher verzog nur ärgerlich das Gesicht und gab den Stuhl frei. Aber er drehte sich zu Paige um und gab ihr einen kleinen väterlichen Kuss auf die Stirn. Nur für den Fall, dass es irgendwelche Fragen geben

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