Wiedersehen macht Liebe (German Edition)
Während sie in seine unglaublich blauen Augen blickte, rang sie kurz mit sich, dann entschied sie: Warum nicht? Nach dem harten Semester hatte sie sich eine kleine Belohnung verdient.
Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, brachte ihre Lippen an seine und küsste ihn.
Zuerst war der Kuss sanft und spielerisch, und er berührte ihre Wange, während er langsam und verführerisch seinen Mund auf ihren presste. Sie ließ eine Hand an seiner Brust hinaufgleiten. Sie scherte sich nicht darum, dass sie gut sichtbar an einer Kreuzung standen. In diesem Augenblick war ihr alles egal. Sie drängte sich gegen ihn, und der Kuss wurde intensiver, als seine Zunge ihre umspielte, bis Rylann zu schmelzen glaubte.
Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an, bis sie es schaffte, ihre Lippen langsam von seinen zu lösen.
Seine Hand lag immer noch auf ihrer Wange, während ihre Münder nur wenige Zentimeter voneinander entfernt verharrten. Seine Augen versengten sie mit ihrem flammenden Blau. »Warum hast du das gemacht?«
»Ich wollte eben zur Abwechslung mal ein bisschen spontan sein«, antwortete sie ein wenig außer Atem.
Er zog fragend eine Augenbraue in die Höhe. »Und wie war’s?«
Berauschend. Rylann lächelte in sich hinein, hatte jedoch den schleichenden Verdacht, dass die Komplimente, die Kyle Rhodes bislang über seine Qualitäten als Küsser gehört hatte, wahrscheinlich für den Rest seines Lebens reichen würden. Also zuckte sie mit den Schultern. »Nicht schlecht.«
Kyle sah sie mit gespielter Empörung an. »Nicht schlecht? Frau Anwältin, es gibt zwei Dinge, in denen ich richtig gut bin. Und Informatik ist das andere.«
Alles klar. Rylann verdrehte die Augen. »Mal ehrlich, wo nimmst du bloß solche Sprüche her?« Sie drehte sich um und machte sich daran, in Richtung ihrer Wohnung weiterzumarschieren, da ihrer Meinung nach auf dem Bürgersteig nicht genug Platz für Kyle Rhodes, sein Ego und sie war.
Sie war erst ein paar Meter weit gekommen, als sie hörte, wie er ihr etwas hinterherrief.
»Es gilt nicht als Begleiten, wenn du einen halben Block vor mir läufst!«, wiederholte er scherzhaft ihre Worte.
»Ich entbinde dich von all deinen Verpflichtungen!«, rief sie zurück, ohne sich umzudrehen. Sie hörte sein warmes Lachen.
Als sie ihr Wohngebäude erreicht hatte, durchquerte sie den Innenhof und ging schnurstracks auf die verwitterte Holztreppe zu, die sie zu ihrer Wohnung im zweiten Stock bringen würde, die sie sich mit Rae teilte.
»Rylann.«
Sie drehte sich um und sah Kyle am unteren Treppenabsatz stehen.
»Ich habe mich gefragt, ob du den Sommer über in der Nähe dieses Maisfelds bleibst«, sagte er.
»Nicht, dass es eine Rolle spielt, aber ja.« Sie schniefte. »Ich mache ein Praktikum im Büro des US-Staatsanwalts.«
Kyle stieg die Stufen hinauf und traf sie auf halber Höhe der Treppe. »In diesem Fall würde ich morgen gerne mit dir essen gehen.«
»Das halte ich für keine gute Idee.«
Er zupfte an ihrem Kragen. »Du willst einfach mit meinem Hemd verschwinden?«
Sie hatte vollkommen vergessen, dass es ihm gehörte, und schickte sich an, es auszuziehen. »Tut mir leid, ich …«
Kyle legte seine Hand auf ihre. »Behalte es ruhig. Mir gefällt, wie es an dir aussieht.«
Wieder flatterten in ihrem Bauch diese verdammten Schmetterlinge umher. Sie warf ihm ihren besten ernsten Blick zu. »Wir haben gesagt, dass das hier nicht mehr als ein Spaziergang ist.«
»Es ist doch nur eine Verabredung, Frau Anwältin. Wir besorgen uns Chicken Wings und Bier und lästern darüber, wie langweilig es diesen Sommer hier sein wird.«
Das klang eigentlich gar nicht so schlecht. »Und was, wenn ich gesagt hätte, dass ich den Sommer über gar nicht hier bin?«, fragte Rylann. »Was, wenn du recht gehabt hättest und ich mich morgen wirklich nach Chicago aufmachen würde, um in meine heruntergekommene und überteuerte Zweizimmerwohnung in Wrigleyville zu ziehen?«
Er grinste, und es war ein Lächeln, das die Polarkappen zum Schmelzen hätte bringen können. »Dann würde ich wahrscheinlich zwei Stunden fahren, um dich für diese Chicken Wings abzuholen. Bis morgen, Frau Anwältin. Wir sehen uns um acht.« Damit drehte er sich um und ging die Treppe hinunter.
In der Sicherheit ihrer eigenen Wohnung lehnte Rylann ein paar Minuten später den Kopf gegen die Eingangstür und dachte über die Ereignisse des Abends nach. Sie schloss die Augen und lächelte, ungeachtet ihrer Bemühungen, dieses Lächeln zu
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